Zugegeben: Ich habe ein nicht unbeträchtliches Risiko auf mich genommen, als ich die Werke Anton Kuhs bestellt habe. Ich kannte von Kuh bisher nichts, wusste einzig von ihm, dass er sich bei Gelegenheit einmal mit Karl Kraus angelegt hatte. Der wiederum ist einer der grossen Fixsterne meines literarischen Himmels: In jedem Forum, in dem ich…
Kategorie: Essay
Der kleine Versuch – zwischen Belletristik und Wissenschaft
Netzwerk der Aufklärung. Neue Lektüren zu Johann Heinrich Merck
Herausgegeben von Ulrike Leuschner und Matthias Luserke-Jaqui. Berlin, New York: Walter de Gruyter, 2003 Dieses Buch versammelt verschiedene (ich weiss nicht, ob alle) Vorträge, die am 25. März 2002 an einem wissenschaftlichen Kolloquium zum Thema Johann Heinrich Merck in Darmstadt gehalten worden sind. Dieses Kolloquium war auch der Startschuss für eine neue Edition der Briefe…
John Carey: Haß auf die Massen. Intellektuelle 1880 – 1939
Vorweg: Der deutsche Titel ist einfach nur reißerisch und gibt in keiner Weise den des englischen Originals wider: „The Intellectuals and the Masses. Pride und Prejudice among the Literary Intelligentsia“. Dies entspricht auch sehr viel besser dem Inhalt des Buches, das sich hauptsächlich mit den englischen Literaten des angegebenen Zeitraumes beschäftigt (weniger mit den Philosophen…
Kurd Laßwitz: Traumkristalle
Bei Traumkristalle handelt es sich um eine Sammlung kürzerer Geschichten von Kurd Laßwitz, je ein Gedicht und ein Essay sind auch dabei. Obwohl die Sammlung mit dem Gedicht beginnt, können wir es mangels Relevanz gleich ganz weglassen. Jahrhundertmärchen ist eine Geschichte über die Entwicklung des deutschen Michel hin zu immer mehr Freiheit und Selbstverantwortung. Ein…
Svetlana A. Aleksievic: Secondhand-Zeit
Eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ein Glücksfall, angesiedelt zwischen konziser journalistischer Beobachtungsgabe und behutsamer sprachlicher Ausgestaltung, in dem Aleksievic die Schicksale völlig unterschiedlicher Personen in den post-sowjetischen Zeiten zwischen 1990 und 2010 dokumentiert. Ich habe aus diesem Buch sehr viel mehr erfahren und verstanden als etwa durch Schmids…
Hans Wollschläger: Annäherung an den Silbernen Löwen
Lesensarten zu Karl Mays Spätwerk. Wollschläger hat sich Zeit seines Lebens, und immer mal wieder, mit Karl Mays Spätwerk auseinander gesetzt. Zusammen mit seinem zeitweiligen literarischen Mentor Arno Schmidt darf er dafür verantwortlich gemacht werden, dass May wenigstens ein bisschen, wenigstens für sein Spätwerk, heute nicht mehr als die leicht anrüchige Figur aus Kinder- und…
Jürgen Kaizik: Versuch einer Begegnung
Kaizik ist Filmregisseur und hat sich auch als Romanautor versucht (ich kenne keines seiner Bücher), in diesem Essay(?) beschreibt er anhand der fiktiven Begegnung von Ernst Mach und Ludwig Boltzmann deren unterschiedliche Konzeptionen von Realität, die auch für diverse Auseinandersetzungen der beiden über die Philosophie der Naturwissenschaft die Grundlage bildeten (wobei dieser Streit häufig übertrieben…
Bernulf Kanitscheider: Auf der Suche nach dem Sinn
Einem Buch mit einem solchen Titel gehe ich üblicherweise aus dem Weg: All die umfangreiche Sinnsuche-Literatur entbehrt gerade dessen, wonach zu suchen sie vorgibt. Im vorliegenden Fall war die Sachlage jedoch eine andere: Bernulf Kanitscheider gehört zu den profundesten Naturphilosophen der Gegenwart und alle seine Bücher waren es bisher wert, gelesen zu werden. Den allergrößten…
William M. Johnston: Der österreichische Mensch (abgebrochen)
Mir ist nicht ganz klar geworden, welchen Zweck das vorliegende Buch erfüllen soll. Johnston, der bereits eine Kulturgeschichte Österreichs geschrieben hat, widmet sich hier dem „österreichischen Menschen“ anhand von Essays, die zwischen 1910 und 1967 entstanden sind. So weit – so gut, daraus könnte etwas durchaus Interessantes entstehen, wenn er diese Essays nicht einfach nur…
Jean Amery: Unmeisterliche Wanderjahre
In diesem Buch sind einige Essays versammelt, die Jean Amerys intellektuellen Werdegang beschreiben. Wobei mich sein – mir bislang nicht bekanntes – Naheverhältnis zu Mitgliedern des Wiener Kreises interessiert hat (die Ausführungen dazu waren aber wenig ergiebig). Er schildert seine „Waldeinsamkeit“, seine provinzielle Herkunft (die sich auch in seiner Lektüre widergespiegelt hat) und die in…