Das Jahr 1778 sieht den Darmstädter Johann Heinrich Merck wohl auf dem Höhepunkt seines Schaffens als Literat, als Literatur- und als Kunstkritiker. Überhaupt war er zu der Zeit Mädchen für alles, wenn es Christoph Martin Wieland darum ging, ein bestimmtes Thema in seinem Teutschen Merkur besprochen zu haben. Viele dieser Kritiken verraten sich durch die…
Monat: November 2013
Christoph Martin Wieland: Euthanasia / Das Hexameron von Rosenhain / Menander und Glycerion; Krates und Hipparchia
Dies ist der letzte „reguläre“ Band von C. M. Wielands Sämmtlichen Werken im Nachdruck des Greno-Verlags. Was noch folgt, sind Supplement-Bände, in die Wieland offenbar seiner Meinung nach mindere Werke verbannt hat. Euthanasia Gespräche unter Freunden über a) ein eventuelles Leben nach dem Tod und b) die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, dass ein Toter bzw. eine…
Andreas Brandhorst: Der letzte Regent
Andreas Brandhorst ist vielleicht der fruchtbarste und ideenreichste der deutschen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart. So ungefähr alle 1-2 Jahre, immer alternierend mit einem Thriller, wirft er einen neuen SF-Roman auf den Markt. Dies hier ist sein neuester. Ein Versuch, die Geschichte nachzuerzählen, würde daran scheitern, dass ich im Grunde genommen dann den ganzen Roman nochmals ins…
Mervyn Peake: Titus Alone [Der letzte Lord Groan]
Dies ist der letzte Teil der Saga um Gormenghast und Titus Groan, den Mervyn Peake vollenden konnte. Von einem vierten Teil (Arbeitstitel: Titus Awakes) existieren drei Seiten lesbare Notizen und ein paar weitere Seiten unlesbare. Peake, von seiner Krankheit (Parkinson) eingeholt, verlor nicht nur die Kontrolle über seinen Körper, sondern auch die über seinen Geist….
Ferdinand Beneke: Die Tagebücher. I/2: 1796-1798
Es ist wahr: Was kann ein 24-Jähriger (24 wird Beneke nämlich am 1. August 1798) in einem Tagebuch Weltbewegendes notieren, wenn dieser 24-Jährige nicht z.B. Goethe heisst? Wenig bis nichts. Beneke trifft in einer Assemblée einmal auf Wilhelm von Humboldt, ein andermal auf „Klopfstock“. (Da er bei einem späteren „Klopstock“ ganz klar festhält, dass es…
Charles Baudelaire: Sämtliche Werke/Briefe. Band 6: Les paradis artificiels – Die künstlichen Paradiese
Les paradis artificiels sind 1860 erschienen. Baudelaire hat in diesem schmalen Band zwei bereits veröffentlichte Essays zusammengestellt, Le poëme du Haschisch [sic!] und Un mangeur d’opium. (Folgerichtig trägt der Essay-Band von 1860 den Untertitel Haschisch et Opium.) Baudelaire kannte beide Drogen aus eigener Erfahrung, Opium allerdings bedeutend besser als Haschisch. Letzteres scheint er relativ selten…
Prinz, der kleine:
Ein grosses Rätsel treibt die Internet-Gemeinde in Deutschland immer wieder mal um, habe ich gerade festgestellt. Nämlich die Frage, warum Der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry nicht in die Schweiz oder nach Österreich exportiert werden dürfe. Man ist ratlos. Dabei hilft sogar Freund Google problemlos weiter: 1945 erwarb der Schweizer Jung-Verleger Peter Schifferli für…
Albert Camus zum Hundertsten
Vor ein paar Tagen (genauer: am 7. November) jährte sich der Geburtstag des französischen Philosophen und Schriftstellers Albert Camus zum hundertsten Male. Obwohl in irgendeinem Gratulationsartikel davon gesprochen wurde, dass dieser Jahrestag wohl der sei, der dieses Jahr am meisten Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt hervorgerufen habe, will mir scheinen, dass Camus‘ Geburtstag doch relativ unbemerkt…
Christoph Martin Wieland: Aristipp und einige seiner Zeitgenossen
Natürlich ist Wieland nicht der Herausgeber, sondern der Verfasser dieses – fiktiven – Briefwechsels. Im Zentrum steht der historisch belegte Sokrates-Schüler Aristipp. Der ehemalige Professor der Philosophie Wieland folgt den durch Diogenes Laertius und Plutarch bekannten Daten recht genau. Das ist weiter auch nicht schwierig, denn es ist herzlich wenig über Aristipp bekannt, ausser, dass…
Ferdinand Beneke: Die Tagebücher. I/1: 1792-1795
Nicht erst die französischen Brüder Goncourt haben sich als exzessive Tagebuch-Schreiber hervorgetan. Lange vor ihnen hat sich der Hamburger Ferdinand Beneke sein Leben systematisch und ausführlich dokumentiert. Mit 18 fängt er sein „richtiges“ Tagebuch an. Frühere Tagebücher, seinen Werdegang bis anhin, fasst er in einer Art Vorwort für dieses Tagebuch zusammen. Überhaupt geht Beneke äusserst…