Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturfestivals «Zürich liest ’19».
Ueli Greminger – für nicht-alemannische Leserinnen und Leser: die erste Silbe liest sich als Diphtong, also „u“ mit einem folgenden Schwa-Laut, nicht als „ü“ – Ueli Greminger also ist Pfarrer an der St. Peters-Kirche der Stadt Zürich. In diesem Amt ist er der Nachnach…nachfolger von Lavater und der Nachnachnach…nachnachfolger von Leo Jud. Leo Jud war nämlich – was ich auch nicht gewusst hatte, bevor ich mich auf diese Lesung vorbereitet hatte – nicht nur Pfarrer an der St. Peters-Kirche gewesen, sondern auch während beider Theologie-Studium Studienfreund von Huldrych Zwingli. Eine Freundschaft, die bis zu Zwinglis Tod Bestand hielt. Gemeinsam begeisterten sie sich für Erasmus, gemeinsam begeisterten sie sich für die Reformation Luthers, gemeinsam übersetzten sie die Bibel ins Deutsche. Jud war der Bilderstürmer der Zürcher Reformierten.
Hier setzt denn auch Gremingers Buch an. Halb Doppelbiografie, halb Gespräch zwischen den beiden im Fegefeuer, konfrontiert der heutige Pfarrer von St. Peter seinen Amtsvorgänger mit dem Wortstürmer, wie er ihn nennt, Hugo Ball. Greminges Sympathie liegt dabei keineswegs auf der Seite Juds, wie er am heutigen Abend auch klar machte. Balls Ansichten zur Religion behagen ihm offenbar besser; Ball, der behauptete – lange nach seiner Dada-Zeit übrigens –, dass echte Religion frei und kritisch mache, während die Reformation die Zürcher zu Untertanen geknechtet habe.
Das ist, kurz zusammengefasst, auch Gremingers Antwort auf die Frage, die er eingangs der Lesung stellte: „ Was bedeutet Religion heute?“ Ich kann ihm und Ball leider nicht zustimmen, hatte aber heute Abend keine Zeit zur Diskussion, weil ich nur ein halbe Stunde hatte, um mich zur nächsten Veranstaltung von «Zürich liest ’19» zu begeben – leider in einem ganz anderen Stadtteil. Aber ich habe dem Autor ein Exemplar seines Büchleins abgekauft und werde bei Gelegenheit über meine Lektüre berichten.
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