Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturfestivals «Zürich liest ’19».
Im Grunde genommen handelt es sich bei dieser „Ausstellung“ um eine Mogelpackung. Wenn man sie nämlich gefunden hat (und es ist nicht einfach, sie zu finden – nicht weil sie so gut versteckt ist, sondern weil man, was man sieht, nicht für eine Ausstellung hält), wird man feststellen, dass es sich einfach um ein paar Plakate handelt, farbig ausgedruckt auf weißes Papier im Format A1 und aufgehängt im Korridor jenes Gebäudes in der Zürcher Altstadt, das sich Karl der Grosse nennt, der Stadt Zürich gehört und von ihr als Debattierhaus geführt wird, wo – zumindest in der Theorie, die Praxis kann ich nicht abschätzen, weil ich zum ersten Mal hier war – Neugierige und Fachkundige über die politischen und gesellschaftlichen Themen der (kommenden) Stunde [diskutieren]. Den Namen hat das Gebäude vom historischen Karl, der ja auch in Zürich gewirkt hat.
Ein Restaurant gehört ebenfalls dazu. Neben dem eigentlichen Eingang ins Restaurant gibt es noch einen Seiteneingang, der in einen Korridor mündet, welcher seinerseits zum WC führt. (Es ist auch das WC des Restaurants – man kann dort eine Abzweigung nehmen.) An den weißen Wänden dieses Korridors hängen zur Zeit verschiedene Plakate. So etwas nimmt man zur Kenntnis, oder auch nicht. Jedenfalls stand ich die längste Zeit mitten in der Ausstellung, ohne es zu realisieren. Denn diese paar Blätter stellen die Ausstellung dar, wie man mir auf Nachfrage versicherte.
Pro Illustrator bzw. Illustratorin hängt ein Blatt. Inhalt: Die Reproduktion eines Bildes des Künstlers oder der Künstlerin. Darunter ein kurzer Lebenslauf mit den wichtigsten Stationen zur Ausbildung und Tätigkeit. Es ist schade, konnte man mit den Erstellern der Ausstellung nicht diskutieren; ich hätte sehr gerne gefragt, warum denn die Illustration von Büchern systematisch auf eine von Kinderbüchern eingeschränkt wurde. Zugegeben: Es gibt meines Wissens in der Schweiz keinen Verlag, der qualitativ hochwertige, illustrierte Bücher für Erwachsene herstellen würde. Vielleicht der eine oder andere Verlag, der sich dann als Kunstverlag einschätzt. Vielleicht der eine oder andere Band, der als eine Art Monografie einem oder mehreren Künstlern gewidmet ist. Aber Fremdillustrationen zu literarischen Texten? Ich kenne da niemand. (Für eventuelle Tipps bin ich dankbar.) In Deutschland gibt es die Büchergilde, die das zumindest teilweise macht; in Großbritannien natürlich die Folio Society. In der Schweiz scheint dieses Tätigkeitsgebiet brach zu liegen.
Ansonsten: Es wirkt irgendwie lieblos, so etwas auf dem Weg zum Klo zu finden. Aber vielleicht soll es auf diese Weise ja als Denk- bzw. Diskussionsanstoß dienen. Ich für meinen Teil ging kopfschüttelnd von dannen, ins Freie, an die warme, frische Luft eines schönen Oktobertages.