Trotz des Umstands, dass Richard Katz von Berufs wegen sehr viel unterwegs war, hat er praktisch sein Leben lang immer tierische Begleiter in Form eines oder mehrerer Hunde um sich gehabt. Von diesen seinen Begleitern erzählt er im vorliegenden Büchlein.
Das Büchlein soll bewusst „heiter“ sein, worauf schon das Wörtchen „Spaß“ im Titel hinweist. Katz verzichtet deshalb darauf, die Schattenseiten eines Lebens mit Hunden darzustellen; vor allem auf den Abschied von einem geliebten Tier, wenn es alt geworden ist und sterben muss, geht er nur ein einziges Mal und auch das nur ganz rasch ein. Da er so ziemlich chronologisch erzählt, stellt Spaß mit Hunden auch eine Art Autobiografie dar. Katz beginnt mit den Hunden, die der Knabe und der Jüngling in Prag hielt. Dann kommt jener Hund, der ihn zu Beginn seiner ersten Reise um die Welt – noch in Griechenland – seiner Meinung nach gerne umgebracht hätte. Katz propagiert durch das ganze Buch hindurch, dass man den Hund – jedes Tier, genau genommen – zu verstehen habe, um mit ihm umgehen zu können. Das heißt bei ihm dann zwar oft, dass er den Hund allzu sehr vermenschlicht und seinen Handlungen Motive unterschiebt, die das Tier wohl kaum gehabt hat. Allerdings ist mir das persönlich immer noch lieber, als wenn ein Tier als reine Reiz-Reaktions-Maschine betrachtet wird. So einfach funktioniert wohl nicht einmal ein Einzeller. Im Fall dieses griechischen Hundes führt Katz‘ Vermenschlichung nun aber dazu, dass er den Angriff der drei Hunde auf ihn missversteht, und vor allem den „Rädelsführer“ geradezu als Verbrecher tituliert. Tatsächlich muss es sich bei diesem riesigen gelben Hund um einen Herdenschutzhund gehandelt haben. Herdenschutzhunde stellen das Wohl der ihnen anvertrauten Tiere über alles und sind es sich auch gewohnt, selbständig zu handeln und zu entscheiden. Katz scheint ohne Voranmeldung in ihr Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein, woraufhin der Gelbe entschieden hat, dass es sich bei ihm um eine potentielle Gefahr für seine Ziegen handeln könne, die zu eliminieren sei. Darauf weist auch hin, dass das Auftauchen des Hirten, dessen Entscheidungen die Herdenschutzhunde sofort akzeptierten und der sie zurückrief, die Situation rasch bereinigte. Katz, der Hunde wohl nur im städtischen oder vorstädtischen Kontext kannte, war da wahrscheinlich zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben mit Arbeitshunden konfrontiert.
Vom griechischen Verbrecher, der in seiner (bösen) Art einzigartig ist in diesem Buch, geht Katz dann über zu den Sealyham-Terriern, die er eine Zeitlang sogar züchtete. Seinen ersten Sealyham kriegte er geschenkt, da seine Besitzerin, eine Gesellschaftsdame und Freundin Gerhart Hauptmanns (mit dem wiederum Katz befreundet war und zu der Zeit gerade eine Woche im selben Hotel verbrachte wie die Dame) – da seine Besitzerin, sagte ich, mit dem lebhaften Tier überfordert war. (Hier verkneife ich mir einen Exkurs zum Thema ‚Handtaschen- und Society-Hunde‘!) Katz lebte zu der Zeit schon im Schweizer Exil, da er – jüdischen Ursprungs – sehr früh aus Nazi-Deutschland geflüchtet war. (So früh in der Tat, dass er sein Vermögen noch praktisch in vollem Umfang mit ins Exil nehmen konnte.)
Auf seine Sealyhams, die er in der Schweiz zurückließ, als er – nunmehr weniger wegen seines jüdischen Ursprungs (das wohl auch), als vielmehr wegen der Tatsache, dass er, der immer noch einen deutschen Pass besaß, in der Schweiz mehr und mehr zur Persona non grata wurde – nach Brasilien auswanderte, folgen weitere Hunde, die er dort gefunden hatte. Oder auch, die ihn gefunden hatten, wie jene Straßenhündin, die er einfach eine Paria nennt. Er lebte dort entweder auf einer der Inseln in der Guanabara-Bucht, die zu Rio de Janeiro gehören, oder – vor allem im Sommer – in den kühleren kleinen Städten im nahe gelegenen Orgelgebirge, so z.B. in Nova Friburgo.
Den Abschluss des Büchleins macht ein Kapitel Ernsthaftes über den Hund, in dem Katz ein wenig Allgemeines zum Thema Hund und Hundehaltung bringt. Auch wenn es dem heutigen Leser angst und bange wird, zu lesen, wie Katz seine Hunde gefüttert hat, so ist doch festzustellen, dass seine Haltung gegenüber Hunden für damalige Verhältnisse (das Buch erschien zum ersten Mal 1957 beim Alfred Müller Verlag in der Schweiz, vor mir liegt das Ullstein-Taschenbuch Nr. 547 von 1966) sehr progressiv war. Dass ein Tier zu verstehen und nicht einfach abzurichten sei, war zu jener Zeit – besonders in kynologischen Kreisen und Vereinen – alles andere als die Selbstverständlichkeit, mit der heute Hundetrainer den Haltern das Lesen ihres Tieres anempfehlen. (Damals nannte sich, wer sich mit Hunden beschäftigte, „Kynologe“. Heute ist dieser Ausdruck verpönt, weil er mit sturem und oft gewalttätigem Abrichten eines Hundes verbunden ist, und man ist ‚Hundetrainer‘ oder ‚Hundepsychologe‘. Bzw. ‚Trainerin‘ und ‚Psychologin‘, weil in dieser Branche mehr und mehr Frauen tonangebend sind. Der Namens- und Geschlechtswechsel bedeutet einen echten Fortschritt im Umgang mit Hunden. Einen Fortschritt, den auch der als fortschrittsfeindlich geltende Katz gebilligt hätte.)
Überhaupt – und hier setze ich zu einem kleinen Exkurs an – ist es so eine Sache mit Richard Katz. So weit man ihn heute überhaupt noch kennt, wird er – vor allem wegen seines (wie er selber sagt: weltanschaulichen), Buchs Drei Gesichter Luzifers – Lärm, Maschine, Geschäft als technikfeindlicher, rückwärts gerichteter Konservativer gehandelt. Dabei sind viele seiner Positionen – auch und gerade seine Technikfeindlichkeit – fast mehr in „linken“ Kreisen (man denke an die Frankfurter Schule – bis heute!) und / oder bei den sogenannten „Grünen“ verbreitet. Immerhin war es Richard Katz gewesen, der zu seiner Zeit bei Ullstein in Berlin, eine Zeitschrift mit dem Titel Die grüne Post gegründet und zum Erfolg geführt hatte. Katz war sicher dem technischen Fortschritt gegenüber kritisch gestimmt, um es gelinde zu sagen. Er war sicher auch kein Kommunist, aber was er am Kapitalismus schätzte, war vor allem, dass dieser es ihm erlaubte, mit seinem eigenen, kleinen Kapital ein ruhiges und zurückgezogenes Leben zu führen. Ideologe war Katz im Grunde genommen – trotz des oben genannten Buches – keiner.
Und so – völlig unideologisch – tritt Katz in diesem Buch hier auch seinen Hunden gegenüber. Obwohl für die große Masse gedacht (und deshalb heiter), bringt Spaß mit Hunden mehr als reine Unterhaltung. Katz kann es in keinem seiner Bücher lassen, über deren Thema auch einiges an Literatur nachzulesen und zu zitieren. (So wusste ich z.B. gar nicht, dass Karel Čapek nicht nur den „Roboter“ erfunden hat, sondern auch über Hunde schrieb.) Und der einzige Punkt in diesem Büchlein, bei dem Richard Katz ‚ideologisch‘ wird, ist der Moment, in dem er sich – ausgehend vom Thema Hunderassen natürlich – gegen jede Form von Rassismus ausspricht. Und selbst fast zynisch kann er werden, so, wenn er auf der Rückseite des Titelblatts Goethe mit dessen Gedicht Annonce von 1811 zitiert:
Ein Hündchen wird gesucht,
Das weder murrt noch beißt,
Zerbrochne Gläser frisst
Und Diamanten scheißt.
Und so lassen wir dieses Aperçu ausklingen mit dem, womit Richard Katz sein Buch eingeführt hat.