August versucht die Bucht entsprechend der „großen Welt“ umzugestalten: Er veranlasst Grundstücksverkäufe und Neubauten, bemüht sich um ein Postamt und ein neues Heringsfanggerät und schafft es, eine kleine Bank zu gründen. Doch trotz anfänglicher Erfolge und eines – allerdings nur ephemeren Reichtums – erweist sich die Bucht für die weltmännischen Pläne Augusts als ungeeignet: Nachdem in einem Jahr die Heringsschwärme ausbleiben wird schon zu Beginn des Winters deutlich, dass durch die unzähligen Grundstücksverkäufe sich die Menschen ihrer landwirtschaftlichen Grundlage beraubt haben. Der Hunger im Winter und Frühjahr führt zu sozialen Spannungen, tätliche Übergriffe und Diebstahl häufen sich. Während dieser Zeit liegt August totkrank darnieder aufgrund einer Tropenkrankheit, die er sich vor einigen Jahren auf seinen Reisen zugezogen hat, gepflegt von Edevart und dessen Schwester Pauline (die den tüchtigen und pragmatischen Gegenpart zu August darstellt).
Nach seiner Genesung zeigt sich dieser wenig einsichtig: Er plant eine Fabrik, baut auf seinem eigenen, kleinen Acker Tabak an und träumt nach wie vor vom großen Aufschwung für die Bucht, wobei er sich in allen seinen Tätigkeit völlig uneigennützig zeigt – aber eben auch weltfremd. Nach einem Streit wegen der Verwüstung seines Tabakfeldes verletzt er seinen Widersacher schwer und muss fliehen: Aber wenige Tage später wird klar, dass diese Flucht übereilt war. Denn der Verletzte muss auf eine Anzeige verzichten und für den flüchtigen August trifft ein Brief ein, der ihm eine größere Geldsumme garantiert (mit der er seine Fabrik hätte fertigbauen können). Edevart wird losgeschickt, um den alten Freund zurückzuholen: Doch er kentert auf dieser Reise mit seinem Boot, August bleibt verschwunden.
Wie auch im ersten Teil werden wieder die große Welt und der Fortschritt dem Leben in der Abgeschiedenheit gegenübergestellt, der unstete Abenteurer und Neuerer dem biederen, sich auf alte Gewohnheiten berufenden Bauern (der im Buch von Ezra repräsentiert wird, dem August durch seine Idee der Entwässerung des Moores erst zu seinem Reichtum verholfen hat). Diese Gegenüberstellung ist nicht simplifizierend oder einseitig: Beide Seiten werden überaus menschlich und psychologisch differenziert dargestellt, es gibt keine klischeehaft Zivilisationskritik. Das, die wunderbare, puristische Sprache, aber auch die zahlreichen, humorvollen Szenen um den großmäulig-liebenswerten August haben mich das Buch außerordentlich genießen lassen.
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