Michaela Masek: Geschichte der antiken Philosophie

Eine weitere antike Philosophiegeschichte – aber eine weitgehend gelungene. Während die von Wulff Rehfuss (ebenfalls unter der Ägide von UTB erschienen) schlicht zu kurz ist und dadurch noch nicht einmal einen Überblick bietet, gelingt es Masek genau das zu vermitteln. Eine kurze Zusammenschau von den Vorsokratikern bis zum Neuplatonismus, auch wenn die Gewichtung der einzelnen Schulen allzu „klassisch“ ausfällt.

So umfasst der Teil über die pyrrhonische Skepsis gerade mal 2 Seiten, während Aristoteles über 30 Seiten gewidmet werden. Und die römische Philosophie wird als bloßes Anhängsel der griechischen betrachtet, was in der vorliegenden Form ein wenig übertrieben erscheint. Cicero ein Eklektiker (was natürlich zum Teil stimmt), für Seneca wird eine halbe Seite geopfert unter der Überschrift „Die Stoa in der römischen Kaiserzeit“ (insgesamt etwas mehr als zwei Seiten). Das ist denn doch ein wenig unbefriedigend und orientiert sich zu sehr am überkommenen klassischen Kanon.

Hingegen verdient die Darstellung der Vorsokratiker und auch der Sophisten (die zumeist schlecht wegkommen in Gesamtdarstellungen) gelobt zu werden: Die dürftige Quellenlage erlaubt keinen größeren Umfang, die historische Entwicklung wird kompetent dargestellt und die Sophisten als eine durch die geschichtliche Situation bedingte Strömung (die Herausbildung demokratischer Strukturen) umschrieben (denn gerade ihr Denken ist unabhängig vom historischen Kontext nicht wirklich verständlich). Der größte Teil wird – wie schon erwähnt – den Klassikern gewidmet: Sokrates, Platon und Aristoteles. Hier wünscht man sich oft ein wneig mehr kritische Betrachtung und weniger Hochachtung, trotzdem verdient die Darstellung Lob ob ihrer Verständlichkeit und doch weitgehenden Neutralität.

Seltsam erscheint hingegen die Auswahl derer, die als rezipierende Philosophen allenthalben zitiert werden: Ausgerechnet Hegel wird wird im Zusammenhang mit der stoischen Logik erwähnt (und kaum jemand hätte sich schlechter als Gewährsmann geeignet als derjenige, dessen „dialektische Logik“ diese Bezeichnung ad absurdum führt) oder aber Heideggers Behandlung der Vorsokratiker muss als Beispiel herhalten, dem vorsokratischen Denken neue Impulse verliehen zu haben (was ähnlich kurios erscheint). Dennoch halte ich diese „Geschichte der antiken Philosophie“ für eine der besseren Zusammenfassungen des antiken Denkens, wobei die Erklärung bzw. Etymologie griechischer Begriffe noch hervorgehoben zu werden verdient. Für Studenten, die sich einen Überblick verschaffen wollen, wunderbar geeignet.


Michaela Masek: Geschichte der antiken Philosophie. Wien: Facultas 2011.

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