Ich habe Seethaler schon an anderer Stelle gelobt – und mutatis mutandis gilt das auch für seinen neuesten Roman: Es ist dieses bescheidene Erzählen, ganz ohne Bemühen um die großen Metaphern, um geistreiche Anspielungen, die dem Leser die umfassende Bildung des Autors nahebringen sollen. Seethaler braucht das alles nicht, weil er schreiben kann, weil er keiner tiefsinnigen Allegorien bedarf, um Nuancen auszudrücken, weil er ein untrügliches Gespür für die Sprache hat. Diese Qualität ist selten geworden (oder es schon immer gewesen), keine feinziselierten Satzungetüme, doppelsinnigen Metaphern – bloß genaue Beobachtungen. Und so wird die Schilderung eines Arbeiters vor dem Spielautomaten, vor den glänzenden Lichtern, die ihm die Welt bedeuten (und zum Untergang seiner Welt beitragen) zu einem ebenso eindrucksvollen Lektüreerlebnis wie der Bericht des korrupten Bürgermeisters oder einer alten, vergesslichen Dame aus dem Pflegeheim. Eine Kleinstadt wie viele, triviale Schicksale – und doch etwas Besonderes: Der Alltag in große Literatur verpackt.
Ein schönes Beispiel dafür, wie man von „letzten Dingen“ zu sprechen vermag ganz ohne philosophische Penetranz; die Menschen berühren in ihrer Einfachheit, man meint sie zu kennen, den einen oder die andere getroffen zu haben. Genau das macht Eindruck, nachdenklich – und dieses Buch zu einem Erlebnis.
Robert Seethaler: Das Feld. München: Hanser 2018.