Isaiah Berlin: Der Verfall des utopischen Denkens

So der Titel eines Beitrags aus dem fünften Band der Selected Writings „Das krumme Holz der Humanität“. Damit ist auf ein Zitat Kants angespielt, der mit dem „krummen Holz“ auf die komplizierte Natur des Menschen hinwies und meinte, dass daraus nichts wirklich Gerades erwachsen könne: Dem „Krummen“ im Menschsein müsse Tribut gezollt werden. In diesem…

Ernst Topitsch, Kurt Salamun: Ideologie

Dieses knapp 45 Jahre alte Buch hat nichts an Aktualität eingebüßt – im Gegenteil: Gerade der allerorten aufkeimende Populismus (rechter und linker Provenienz) findet hier seine theoretische Aufarbeitung, wenngleich das Buch als Reaktion auf den damals aufkeimenden Neomarxismus geschrieben wurde (wobei auch faschistische Strömungen analysiert werden, allerdings beziehen Topitsch/Salamun ihre Beispiele lieber aus dem linken…

Werner Kinnebrock: Kein Wissen ohne Glaube. Oder: Warum es unmöglich ist, nichts zu glauben

Das hat man davon, wenn man sich an der Leipziger Buchmesse als Blogger zu erkennen gibt. Ich wurde nämlich von einer netten Dame angeredet, ob sie mir nicht das neueste Buch aus ihrem Verlag für eine Rezension schicken dürfe. Ein Buch darüber, dass es unmöglich sei, nichts zu glauben. Ein evangelischer Verlag also (claudius); und…

Herbert Schnädelbach: Was Philosophen wissen

Eines der vielen Rechtfertigungsbücher von Philosophen, denen – häufig nicht zu Unrecht – unterstellt wird, „nichts zu wissen“. Einem Diktum, dem Schnädelbach mit diesem Buch entgegentritt, auf nicht wirklich überzeugende Weise und manchmal sogar genau das Vorurteil bestätigend, das zu widerlegen er angetreten ist. In der Zeit nach dem Deutschen Idealismus beginnt die Philosophie immer…

Ernst Mach: Die Analyse der Empfindungen

Gelesen in der 5. Auflage von 1906. Dies ist insofern wichtig, als Mach von Auflage zu Auflage den Text ergänzt und geändert hat; m.W. existiert auch noch eine 6. Auflage, ebenfalls noch mit Änderungen und Ergänzungen Machs. Die 1. Auflage datiert von 1885. Das Buch ist nur zu Beginn und dann wieder ganz am Schluss…

K. W. F. Solger: Erwin

Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1907 zusammen mit Solgers Rezension von A. W. Schlegels „Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur“. Mit einem Nachwort und Anmerkungen herausgegeben von Wolfhart Henckmann. (München: Wilhelm Fink, 1971) – Erwin erschien zum ersten Mal 1815; die Rezension von Schlegel erst nach Solgers…

Gottfried Keller: Kleider machen Leute

Seldwyla heisst eine fiktive Kleinstadt im Schweizer Mittelland, die sich Gottfried Keller als Handlungsort für eine Reihe von Novellen erdacht hat – Die Leute von Seldwyla. Die Fachwelt ist sich, glaube ich, dahingehend einig, dass das Vorbild für Seldwyla Kellers Heimatstadt Zürich gewesen ist. Zürich, die Stadt, in der er 1819 geboren wurde. Zürich, die…

Wilhelm Jerusalem: Einleitung in die Philosophie

Jerusalem lehrte vor und nach dem Ersten Weltkrieg an der Wiener Universität und hat sich vor allem als Pädagoge bzw. Verfasser pädagogischer Schriften um eine Reform des Bildungswesens in Österreich verdient gemacht (er war maßgeblich an der Wiener Schulreform von Otto Glöckel beteiligt). Als Philosoph vertrat er einen wissenschaftlich-empirischen Standpunkt, der sich dem Pragmatismus eng…

Edmund Burke: Vom Erhabenen und Schönen

Moses Mendelssohn hielt diesen Text für wichtig genug, dass er noch eine Anzeige / Rezension fürs englische Original verfasste – nicht allerdings ohne darauf hinzuweisen, dass er sich auf die Übersetzung durch einen Freund freue. Dieser Freund war niemand Geringeres als Lessing. Aber auch Herder plante zeitweise, Burkes ästhetische Schrift zu übersetzen. Die beiden, Lessing…

George Berkeley: Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous

Ähnlich wie Kant, dessen Erstauflage der Kritik der reinen Vernunft im Publikum weitestgehend unbeachtet blieb, der dies der Komplexität von Thema und Herangehensweise zuschrieb und deshalb die (vermeintlich) leichter zugänglichen Prolegomena verfasste, musste auch Berkeley erleben, dass die Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis bei ihrem Erscheinen kaum rezipiert wurde. Auch Berkeley schrieb deshalb…