François-René de Chateaubriand: Atala

Atala wurde dieses Jahr vom Dörlemann-Verlag in der Übersetzung von Cornelia Hasting einem breiteren deutschen Lesepublikum wieder in Erinnerung gerufen. Das ist sehr verdienstvoll. Der kleine Roman erschien 1802 zum ersten Mal, geht nun also langsam auf seinen 250. Geburtstag zu. Wie bei einer verstaubten und mit Spinnweben überzogenen Flasche Wein, die man im Keller…

Vergesst Winnetou!

Durch die von Giesbert Damaschke ‚gemanagte‘ Mailing-Liste zu Karl May bin ich auf diese Sendung des SWR2 aufmerksam gemacht worden. Ursprünglich auf der Bühne aufgeführt (als ich das erste Mal auf der SWR2-Seite war, fand man dort noch einen 10-minütigen Mitschnitt einer Aufführung, der ist unterdessen weg), hat man daraus eine fast eine Stunde dauernde…

Gustave Flaubert: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit. Transkribierte Handschriften und Kommentare

Wenn ich das richtig verstehe, stellt der dritte Band des Werkkomplexes rund um Flauberts Bouvard und Pécuchet so etwas wie eine Zusammenstellung der Vorarbeiten zum Inhalt des zweiten Bandes, des Sottisier dar. Vorarbeiten, die allerdings um ein Vielfaches weniger Platz einnehmen, als das Sottisier, was bedeuten müsste, dass Flaubert in seinen Arbeiten für Band 2…

Ludwig van Beethoven: Fidelio

Was den Franzosen ihre Revolution, war den Deutschen ihr Fidelio. Während die Franzosen ganz praktisch ihren Tyrannen beseitigten und nicht davor zurückscheuten, ihn einen Kopf kürzer zu machen, wurde in Deutschland der Aufstand auf dem Theater geprobt. Allenfalls auch sonst – auf dem Papier, ob nun Damon, den Dolch im Gewande, zu Dionys schlich, oder…

Tanja Brandt: Wo die Liebe hinfliegt

„Wohlfühlbuch“ … Ich weiss nicht, ob ein Verlag oder ein Buchhändler zuerst auf die Idee gekommen ist, diesen Begriff als Marketinginstrument einzusetzen, oder ob er nicht doch in einem Blog oder einem Forum zuerst verwendet worden ist. Jedenfalls assoziiere ich damit weitere Begriffe, die meist parallel dazu verwendet werden: Kuscheldecke, Kerze, Tasse Tee. Als „Wohlfühlbuch“…

J. J. Abrams / Doug Dorst: S.

Kitsch bedeutet, dass die Form den Inhalt oder den Zweck eines Dings überwuchert. Dieses Buch ist Kitsch. Bei seinem deutschen Erscheinen letzten Herbst ging ein leises Raunen durchs deutschsprachige ‚buchaffine‘ Internet. So mancher Blogger und Literaturfori machte sich beinah ins Höschen: „Gesamtkunstwerk“, „bibliophile Kostbarkeit“ waren noch das mindeste, was ich lesen durfte. Über den Inhalt…

Die Horen 12/1797 – mit einem Rückblick auf 3 Jahre „Horen“-Lektüre

Ich mag Die Horen, ehrlich gesagt, nicht mehr mit ins neue Jahr schleppen, und da die letzte Nummer des Jahres 1797 (und allerletzte Horen-Nummer überhaupt) erst im Juni 1798 in Jena ausgeliefert wurde, bin ich so oder so zu früh dran. Und da an der letzten Horen-Nummer auch nicht viel dran ist, kann ich gleich…

Ludwig Hohl: Bergfahrt

Für Juan S. Guse. * Hohls Bergfahrt war zum Zeitpunkt seines Erscheinens ein literarisches Grossereignis – obwohl die Erzählung in meiner kleinen Ausgabe keine 100 Seiten umfasst. Über 30 Jahre später ist die Frage erlaubt, was denn nun davon (bzw. von der Begeisterung, die mich kleinen Literaturstudenten damals erfasst hatte) geblieben ist. Bei Bergfahrt handelt…

„Frölein Da Capo – Nöies Zöigs“

Um allfälligen Verdächtigungen gleich vorzubeugen: „Frölein Da Capo“ ist der selbst gewählte Künstlername der Schweizer Musikerin und Entertainerin Irene Brügger. Um genau zu sein, ist „Frölein Da Capo“ Künstlername, Kunstfigur und Programm in einem. Denn als „Frölein Da Capo“ tritt sie seit ein paar Jahren auf – im Fernsehen oder auf der Bühne, zusammen mit…

Die Horen. Jahrgang 1796. Fünftes Stück

Was um Himmels Willen soll man zu dieser Nummer sagen? Auf diese meine Frage im Forum wurde mir vorgeschlagen, doch die ganze Nummer einfach weg zu lassen. Ich gebe zu, die Versuchung war riesig – aber ich habe ihr widerstanden. Dabei bin ich mit dem heutigen Datum sogar noch zu früh dran, denn der Herausgeber…