Mit den 200 Jahren Abstand, die wir ziemlich genau zu dieser Komödie haben, ergibt sich auch eine perspektivische Täuschung. Was aus unserer Sicht nämlich ganz ähnlich aussieht, wie die romantische Komödie eines Ludwig Tieck, mit einem kolossalen Durchbruch der vierten Wand, ja mit einem Auftritt des Autors Grabbe selber, den seine Figuren zuerst gar nicht…
Schlagwort: Realismus (Literaturgeschichte)
1848-1890
Christian Dietrich Grabbe: Don Juan und Faust
Auf den ersten Blick sieht es aus, wie eine sehr gute oder zumindest ziemlich interessante Idee für ein Drama: die Gegenüberstellung der beiden großen männlichen Mythen der Neuzeit: Don Juan und Faust. Hie Don Juan, der schon fast dämonische Frauenverführer, der die Frauen und die Liebe aus dem gesellschaftlich-moralischen Kontext des mittelalterlichen Denkens herausgelöst hat…
Johann Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus
Nestroy wollte ich schon länger einmal hier vorstellen. Nun hat sich die Gelegenheit ergeben, dass ich zwischen zwei dickeren Büchern einen kürzeren Text einstellen kann; zugleich habe ich gerade in Jens Malte Fischers Kraus-Biografie wieder davon gelesen, wie Karl Kraus nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Nestroy wieder in Schwang gebracht hat –…
Hans-Dieter Rutsch: Der Wanderer. Das Leben des Theodor Fontane
BiografInnen essen wahrlich hartes Brot. Zunächst müssen sie, um von ihrer Arbeit leben zu können, ein Thema (sprich: einen Lebenslauf) finden, der genügend Publikum anspricht. Wenn der oder die Biografierte in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist, müssen sie dafür sorgen, dass ihr Buch durch andere Qualitäten genügend auffällt, damit die Literaturkritik es entsprechend rühmt und…
Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag
Mozart war für Mörike der Künstler κατ’ ἐξοχήν. An ihm zeigt er die Seinsbedingung und ‚Funktionsweise‘ eines großen Künstlers auf. Dass er Mozart dafür auf der (tatsächlich stattgefundenen) Reise nach Prag porträtiert, ergibt durchaus Sinn. Er musste den Mann aus seiner täglichen Umgebung, aus seiner täglichen Routine, losgelöst zeigen können; nur so konnten die Reflexionen…
Johann Peter Hebel: Kalenderbeiträge
Ja, da sind sie nun: Hebels berühmte Kalendergeschichten, auf denen damals wie heute seine ganze Bekanntheit in der deutschen Literatur beruht. (Die ebenfalls großartigen Allemannischen Gedichte werden zwar in der Literaturgeschichte immer wieder erwähnt, sind aber selbst im deutschen Sprachraum nicht jedem so einfach zugänglich wie die Kalendergeschichten.) Sogar Goethe ließ sich die Kalender mit…
Johann Peter Hebel: Gedichte und frühe Schriften (1776-1801)
Für Johann Peter Hebel habe ich eine eiserne Regel meiner kleinen Bibliothek gebrochen, die da lautet: Wenn du bereits eine brauchbare und einigermaßen gut aussehende Ausgabe eines Autors oder eines Werks hast, kaufe keine zweite! (Und falls du es doch tust, entsorge zumindest die erste!) Denn als ich gesehen habe, dass bei Wallstein eine Hebel-Werkausgabe…
Ulrich Kittstein: Gottfried Keller. Ein bürgerlicher Außenseiter
Kittstein schildert den langwierigen Weg Gottfried Kellers vom der Schule verwiesenen Versager über den gescheiterten Maler zum gefeierten Schriftsteller.
Thomas Hardy: Far from the Madding Crowd [Am grünen Rand der Welt]
Wessex, Hardys Name für die halb fiktive, halb realistische Landschaft im Südwesten Englands, taucht in diesem Roman zum ersten Mal auf. (Ich habe somit – wieder einmal – von hinten nach vorne gelesen, mit dem letzten der Wessex-Romane, Jude the Obscure, begonnen, um nun mit dem ersten meine kleine Reihe über Hardy zu enden.) Der…
Robert Louis Stevenson: Der Strand von Falesá
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Robert Louis Stevenson auf der Südsee-Insel Samoa. Was er dort sah und hörte, radikalisierte seine politischen Ansichten: Er stand der kolonialistischen ‚Mission‘ der Weissen zusehends kritischer gegenüber. Neben entsprechenden Artikeln in britischen Zeitungen entstand in diesem Zusammenhang auch die vorliegende Erzählung. Falesá ist eine fiktive Insel (oder ein fiktiver Ort auf…