C. F. Ramuz: Dorf im Himmel [Terre du ciel]

Dorf im Himmel ist erst dieses Jahr (2025) zum ersten Mal auf Deutsch erschienen. Seine Entstehungszeit überlappt sich mit der des vor ziemlich genau zwei Jahren auf litteratur.ch besprochenen Sturz in die Sonne. Ramuz hat am vorliegenden Text immer wieder gearbeitet, immer wieder gefeilt, umgestellt, anders geteilt und neu geschrieben. Bei der vorliegenden deutschen Ausgabe…

Victor Klemperer: Die Sprache des Dritten Reiches

Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten., sein Tagebuch aus der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, und LTI – Notizbuch eines Philologen, seine Analyse der nationalsozialistischen Sprache, machten aus Victor Klemperer den Beobachter und Berichterstatter von innen (und unten), der zu sein sich Erich Kästner vorgenommen hatte, als er beschloss, Deutschland nicht wegen der Nationalsozialisten zu…

Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde [本陣殺人事件]

‚Historischer Roman‘ ist meiner Meinung nach eher ein Begriff für und von Buchhandel und Verlagswesen als ein literaturwissenschaftlicher. Ich für mich betrachte als ‚historischen Roman‘ Werke, die nach mehr oder weniger Recherche ganz oder in Teilen a) in einer Epoche handeln, die zwei oder mehr Generationen vor den Schreibenden liegt (also mindestens 60 bis 75 Jahre in…

Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Nebst Auszügen aus Varnhagen’s Tagebüchern, und Briefen von Varnhagen und Andern an Humboldt

Varnhagen hat in jungen Jahren durchaus auch selber geschrieben, sogar zusammen mit Brentano und anderen eine kurzlebige Literaturzeitschrift gefüllt. Bekannt aber wurde er (und ist es bis heute geblieben) als eine Art Drehscheibe der damaligen Intellektuellen Deutschlands. Und als Sammler. Er sammelte Bücher und Autographen. Seine Sammlung kam einige Zeit nach seinem Tod an den…

Julius von Soden: Doktor Faust. Volks⸗Schauspiel

Auf dieses Drama hat mich Gerhard Kaiser in seiner Geschichte der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zum Sturm und Drang hingewiesen. Das geschah bei ihm im Zusammenhang mit Goethes Götz von Berlichingen bzw. der auf dessen Erfolg einsetzenden Flut von Ritterdramen in Deutschland. Unter diesen Sekundär- und Tertiärrittern befindet sich auch einer des Julius…

Gotthold Ephraim Lessing: Miss Sara Sampson

Miss Sara Sampson bedeutete 1755 für Lessing den Durchbruch auf den deutschen Bühnen. Er hatte schon vorher einiges an Dramen verfasst, aber mit diesem hier gelang es ihm, den Zeitgeist perfekt zu erfassen und so zu reüssieren. Vor allem empfindsame junge Damen schwärmten von dem Stück (so zum Beispiel, wie wir anlässlich der Vorstellung ihrer…

Margaret Doody: Mord im alten Athen [Aristotle Detective]

Aristoteles als Ermittler in einem Mordfall? Hm … Sagen wir so: Irgendwann habe ich den Überblick verloren über die verschiedenen Moden und Strömungen, die die Geschichte des Kriminalromans ausmachen. An den Anfang werden wohl meistens jene scharfsinnigen Ermittelnden gesetzt, die im zeitgenössischen Kontext der Schreibenden mit Scharfsinn und Logik die heile Welt wiederherstellten, deren von…

Karl Wilhelm Ramlers kurzgefaßte Mythologie oder Lehre von den fabelhaften Göttern[,] Halbgöttern und Helden des Alterthums / Allegorische Personen zum Gebrauche der bildenden Künstler

Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) schrieb zwar auch Gedichte (meist im anakreontischen Stil), war aber schon zu seiner Zeit weniger als Dichter bekannt denn als Literaturtheoretiker und -vermittler. Als solcher gehörte er zu jener Gruppe der Berliner Aufklärer, die sich bemühte, die Konkurrenzfähigkeit der deutschsprachigen Dichtung mit der französischen Literatur nachzuweisen und zu fördern – eine…

Wolf von Niebelschütz: Die Kinder der Finsternis

Wolf von Niebelschütz halte ich für den unbekanntesten aller berühmten Autoren der deutschen Nachkriegszeit. Allenfalls teilt er sich diesen Platz mit Albert Vigoleis Thelen. Die relative Unbekanntheit liegt in Niebelschütz’ Fall nicht nur an seinem frühen Tod. Es spielt wohl auch der Umstand hinein, dass er sich dem gängigen Literaturbetrieb verschloss. Ich kann nicht sagen,…

Vivian Fung: «Baroque Melting» für Cembalo und Streichorchester / Efraín Oscher: «Barroqueana Venezolana» Nr. 4 für Kontrabass und Orchester / Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Sinfonie Nr. 6 h-Moll, op. 74 «Pathétique»

Letztes Abonnements-Konzert für diese Saison. Ich habe dabei auch herausgefunden, dass die ganze Saison ein so genanntes Saison-Thema hatte, nämlich „Vergehen“. (Diese Information stand sicher schon lange irgendwo und ich habe es in meiner Schusseligkeit bisher einfach übersehen. Jedenfalls finde ich in der Konzertvorschau für die Saison 2025/26 das Motto Ursprünge prominent aufgeführt.) Was aber…