François Rabelais: Pantagruel, roy des Dipsodes. Restitue a son naturel, auec ses faictz & prouesses espouentables: composez par feu M. Alcofribas abstracteur de quinte essence

Nun also hier – je nach Zählweise – der zweite oder der erste Band der Saga um Gargantua und Pantagruel von François Rabelais. Es ist die Geschichte der Kindheit und Jugend von Gargantuas Sohn Pantagruel, und die seiner ersten Taten. In vielem gleicht diese Geschichte tatsächlich der von Kindheit und Jugend des Gargantua, so dass…

Marguerite Duras: Der Liebhaber [L’amant]

Ich habe hier schon mehrfach meiner Abneigung Ausdruck gegeben gegen jene Romane von jungen Männern und jungen Frauen (meistens sind es junge Frauen, warum auch immer), in denen diese in mehr oder weniger offen autobiografischer Form ihr dyfunktionales Elternhaus schildern und ihre Probleme damit, sich davon (meist: die Männer von der Mama, die Frauen vom…

Lautréamont: Les Chants de Maldoror [Die Gesänge des M.]

Ob Isidor Ducasse das Pseudonym (Comte de) Lautréamont selber ausgewählt hat, wissen wir nicht. Wir wissen überhaupt wenig über die Entstehungs- und die Publikationsgeschichte der Gesänge des Maldoror. Ja, wir wissen wenig über den Autor selber. Nachdem der erste Druck des ersten Gesangs noch ohne Autorennamen erfolgt war (es stand einfach drei Sternchen an dessen…

Matthias Claudius: Ausgewählte Werke

Wer sich in der deutschen Literatur der Goethe-Zeit tummelt, wird immer wieder über den Namen Asmus stolpern – Asmus omnia sua secum portans, wie er sich auf dem Titelblatt der Sämtliche[n] Werke des Wandsbecker Boten genau nannte. Ja, noch Raabe konnte ihn ohne Probleme zitieren und Asmus‘ Bekanntheit reicht bis ins 20. Jahrhundert; erst in…

Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse

Diese Erzählung war das erste Werk, das Raabe veröffentlichen konnte. Er schrieb es 1854 / 1855. In diesem Jahr wurde es auch veröffentlicht – vordatiert auf 1856. Die Chronik der Sperlingsgasse war sofort ein großer Erfolg. Ich habe auf die Schnelle keine genauen Zahlen gefunden, bin aber der Meinung, dass es bis an Raabes Lebensende…

Fernando Pessoa: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares

Zu Lebzeiten war Fernando Pessoa – wenn überhaupt – nur für seine Lyrik bekannt, bzw. die Gedichte seiner Heteronyme. Heute denkt man, wenn man an Pessoa denkt, wohl zuerst an Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Ein Buch, an dem er Jahrzehnte lang arbeitete, zu dem er immer wieder neue Bemerkungen hinzufügte, das…

François Rabelais: La vie tres horrifique du grand Gargantua, pere de Pantagruel jadis composee par M. Alcofribas abstracteur de quinte essence. Livre plein de Pantagruelisme

Über die Reihenfolge, in der die vier oder fünf Romane aus dem Universum von Gargantua und Pantagruel zu lesen oder zu publizieren seien, wird immer wieder einmal gestritten. Da gibt es jene, die die Romane in der Reihenfolge lesen, die von der internen Chronologie des erzählten Universums vorgegeben ist. Dann liest man – wie ich…

Christian Reuter: Schelmuffskys warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande

Habent sua fata libelli. Dieses Buch war lange Zeit praktisch verschollen. 1696 zum ersten Mal erschienen, verschwand es sehr rasch – nicht nur aus den Buchhandlungen, sondern de facto aus dem Gedächtnis des Publikums. Es war wohl ursprünglich sowieso nicht ein Bestseller gewesen, allenfalls löste es damals in Leipzig einen gewissen Skandal aus, denn es…

Das Lalenbuch

Die Lalenburger und ihre ein Jahr jüngeren Brüder, die Schildbürger, sind eine „Erfindung“ des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Über den Autor wissen wir nichts. Obwohl er sich in der Vorrede von den bereits existierenden Schwanksammlungen mittelalterlicher Herkunft distanziert, hat er seine Schildbürgerstreiche aus eben denselben genommen – neu ist da im eigentlichen Sinne nur, dass er…

Edgar Allan Poe: The Purloined Letter [Der entwendete Brief]

Dies ist die dritte Kurzgeschichte mit dem Amateur-Detektiv C. Auguste Dupin in der Hauptrolle, die Edgar Allan Poe geschrieben hat. Und es ist die beste. Während die erste, Doppelmord in der Rue Morgue, allzu viel Wasser aus den Quellen bezog, mit denen Poe ansonsten seine Schauergeschichten alimentierte (die Morde sind blutig und grausam, und die…