Edmond & Jules de Goncourt: Manette Salomon

Gleich zu Beginn, in Kapitel 1, treffen wir die vier Protagonisten des Romans im Jardin des Plantes: Anatole, Coriolis, Garnotelle und Chassagnole. Noch sind sie junge Studenten der Malerei und Bildhauerei. Der Roman wird sie ein paar Jahre auf ihrer künstlerischen Laufbahn begleiten, und der Leser erlebt mit, wie der eine Karriere in den vorgegebenen…

Walter Kempowski: Haben Sie Hitler gesehen?

Rund 250 Antworten auf die Titelfrage – und die Aussagen sind verräterisch, gerade weil diese Frage eigentlich unverfänglich ist. Denn Hitler zu sehen ist denn wohl harmlos, auf einer Parade, bei einer Eröffnung oder bei einem der zahlreichen Aufmärsche. Und so wirken viele der Befragten, die mit “ja” antworteten, so, als ob sie sich gleich…

Sinclair Lewis: Babbitt

Babbitt probt den Aufstand Das könnte als Motto über diesem Roman des US-amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Sinclair Lewis stehen. George F. Babbit, das ist ein einigermassen erfolgreicher Immobilienmakler, ungefähr Mitte 40, mit einem ein bisschen mehr als nur leichtem Ansatz zur Fettleibigkeit. Er gehört in Zenith, einer fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt im mittleren Westen, zur besseren Gesellschaft. Allerdings…

Walter Kempowski: Schöne Aussicht

Der zweite Band der “Deutschen Chronik” behandelt die Zwischenkriegszeit: Kärling hat vier Jahre in den Schützengräben überstanden und versucht nun, wieder im Zivilleben Fuß zu fassen. Er bemüht sich um Grethe, die allerdings einen Freund Kärlings ihm vorziehen würde: Aber dieser Freund will sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht binden. Und so kann der Stammhalter…

Noam Chomsky: Was für Lebewesen sind wir? +++ abgebrochen +++

Ich kenne Chomsky als Sprachwissenschaftler noch vom Studium: Aber bereits damals war sein Stern im Sinken begriffen. Umso überraschender war es für mich, in diesem neuen Buch von ihm genau jene Ansichten wiederholt zu sehen, die vor 30 Jahren schon als obsolet galten. Und nach dem ersten (“Was ist Sprache?”) von vier Teilen hatte ich…

Hermann Cohen: Logik der reinen Erkenntniss

Zusammen mit (und noch vor) Paul Natorp gilt Hermann Cohen als das Haupt der Marburger Schule des Neukantianismus. Sein Credo war es, dass Kant mit seiner Erkenntistheorie nicht von der alltäglichen Erkenntnis gesprochen habe, sondern spezifisch von der wissenschaftlichen, noch spezifischer der naturwissenschaftlichen. Dies wird in vorliegenden Text schön exemplifiziert. Neben dem Umstand, dass ich…

Philip K. Dick: A Scanner Darkly [Der dunkle Schirm]

Anaheim, Kalifornien, im Jahre 1994: Eine neue, hochgradig wirksame und rasch süchtig machende Droge namens Substance D ist auf dem Markt, wobei D in der Terminologie der Süchtigen für ‘Death’ steht, den Tod. Denn auf jeden Benutzer dieser Droge wartet ein sicherer und frühzeitiger Tod. Wir folgen rund einen Monat lang den Geschehnissen rund um…

Albrecht Beutelspacher: “In Mathe war ich immer schlecht…”

Der Titel ist die Antwort derer, so Beutelspacher im Vorwort, denen er auf die Frage nach seinem Beruf mit “Mathematiker” antwortet. Ein Mittelding aus Unbehagen, Unsicherheit und Ignoranz, Ausdruck des Wunsches, mit derlei Dingen nicht behelligt zu werden und ebenso Ausdruck einer gewissen Verachtung für den Gegenstand. Das ist etwas Abgehobenes, Theoretisches, damit beschäftigen sich…

Hans Albert: Plädoyer für kritischen Rationalismus

Diese 1971 erschienene Sammlung von Essays beziehen sich großteils auf die damals aktuellen Auseinandersetzungen zwischen dem Kritischen Rationalismus und den Vertretern der Frankfurter Schule – allen voran Jürgen Habermas. Und so ist es erstaunlich, dass die Ausführungen von Hans Albert nichts von ihrer Brisanz verloren haben: Denn die Philosophie löst sich nur schwer von liebgewordenen…