Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch

Canetti war über lange Jahre mein Leib- und Magenautor. Erwischt hat er mich damals, als wir für ein Seminar seinen Roman Die Blendung lesen mussten. Danach habe ich alle seine bereits erschienenen Bücher gekauft und gelesen, sowie auch alle Neuerscheinungen. Das habe ich auch noch eine Zeitlang nach seinem Tod fortgesetzt, bis ich dann den…

Saint-Pol-Roux: Les Reposoires de la procession I. La Rose et les épines du chemin [Die Stationen der Prozession I: Die Rose und die Dornen auf dem Weg] et autres textes

Social Media – jedenfalls die in Privatbesitz und deshalb gezwungen, Gewinn abzuwerfen – sind schon lange nicht mehr, was sie mal (für mich) waren: ein praktisches Mittel, um mit Befreundeten und Verwandten in Kontakt zu bleiben, die nicht gleich nebenan wohnen. Natürlich ist der Betrieb der Infrastruktur nicht gratis; ein bisschen Werbung kann ich akzeptieren….

Meta Klopstock geborene Moller: Briefwechsel mit Klopstock, ihren Verwandten und Freunden. Zweiter Band ~ 1754 bis 1758

Nun, seyd ihr nun zufrieden, daß ich euch wieder so Briefe herschwatze? (nach Meta ihrem Ausdruck) Es sind wunderliche Dinger, meine Briefe, u ich mache die manchmal aus einer / närrischen Ursache noch wunderlicher. Ich denke nämlich, es könnte wohl einmal ein Enkel unserer Enkel, der meine Briefe fände, (ich bin schon manchmal damit gedroht worden)…

J. Anderson Thomson: Warum wir (an Gott) glauben

Thomson zeigt in diesem schmalen, lesenswerten Buch, auf welche Weise Theologen mit wissenschaftlich verbrämten Anspruch selbst die Evolutionstheorie ihren Zwecken dienstbar zu machen versuchen. Ein Versuch, der zumindest teilweise (und kurioserweise) auf Richard Dawkins zurückgeht, der in seinen Büchern mit dem Gedanken an eine genetische Komponente für den Glauben an Übersinnliches gespielt hat. Selbstredend ist…

Johann Gottfried Herder: Briefe. Achter Band. Januar 1799-November 1803

Herders letzte Jahre waren seine glücklichsten nicht. Er hatte ja schon immer die Begabung, sich unglücklich und missverstanden zu fühlen. Bei jedem Versuch, dem zu entkommen, redete er sich schon bald ein, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Unglücklich als reisender Hofprediger rettete er sich nach Bückeburg. Vom schlechten Verhältnis zu seinem Landesherren…

Samuel R. Delany: Nova

New Wave wird eine Bewegung genannt, die sich – ungefähr ab 1965 und bis ca. 1980 – daran machte, das Genre Science Fiction auf neue Grundlagen zu stellen. Ihre Vertreter:innen waren nicht, oder bestenfalls nur locker, organisiert, weshalb man je nach Quelle verschiedene Autor:innen dazu gerechnet findet: verhältnismäßig viele Briten, der Rest meist US-amerikanischer Herkunft…

Lukian: Hermotimos oder Lohnt es sich, Philosophie zu studieren?

Während ich ungeduldig auf den vierten Band der Lukian-Gesamtausgabe Peter von Möllendorffs wartete (und noch warte – er war einmal auf Dezember letzten Jahres versprochen), fiel mein Blick auf das vorliegende Buch. Es ist ebenfalls herausgegeben, übersetzt und erläutert durch Peter von Möllendorff, erschienen aber bereits im Jahr 2000 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt….

Oscar Wilde: The Canterville Ghost

Karl Kraus wird das Diktum zugeschrieben, dass es die gemeinsame Sprache sei, die Deutschland und Österreich von einander trenne. Leider lässt sich der Satz meines Wissens nirgends in seinen Schriften nachweisen. Was sich hingegen nachweisen lässt, ist die Aussage, nach der England heutzutage alles mit Amerika gemein habe ausgenommen natürlich die Sprache. Im englischen Original…

Virginia Woolf: Vom Verachtetwerden oder Drei Guineen [Three Guineas]

[Es ist leider so,] dass die Frauenbewegung auch schuld am miserabelsten ihrer Bücher ist – den streitsüchtigen Three Guineas – und Ursache für eine Reihe weniger guter Passagen in Orlando. […] Sie [Virginia Woolf – P.H.] war überzeugt davon, dass die Gesellschaft für die Männer gemacht sei, dass die Hauptbeschäftigung der Männer darin bestehe, Blut…

Paul Gurk: Tuzub 37. Der Mythos von der grauen Menschheit oder von der Zahl 1

Mit diesem Buch kehrt der Hirnkost-Verlag zurück zu den eigentlichen Wurzeln seiner in unregelmäßiger Abfolge erscheinenden Reihe Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction, nämlich zu dem, was die ersten vier Bände*) tatsächlich geliefert haben: Science Fiction. Will sagen: Geschichten von zum Zeitpunkt des Erscheinens nur mit bisher unbekannter Technik oder nur unter Einsatz von ins…