Christophe Galfard: Das Universum in deiner Hand

Ich weiß nicht, an welches Publikum sich dieses Buch richtet. Die Anrede mit dem „du“ lässt auf eine jugendliche Lesergruppe schließen; allerdings scheinen mir die Ausführungen für unter 14jährige denn doch zu komplex. Damit ist im Prinzip auch schon der Inhalt umrissen: Es ist eine Reiseführer durch die Kosmologie – von seinen Anfängen bis zu seinen (spekulativen) Untergangsszenarien.

Galfard hat bei Stephen Hawking studiert und folgt mit dieser populärwissenschaftlichen Darstellung den Spuren seines Mentors. Das Buch wendet sich eindeutig an Laien (wie erwähnt: Ich ging von der Annahme aus, dass es für jugendliche Leser bestimmt sei), es vermeidet – wie in diesen Fällen üblich – jedwede physikalische oder mathematische Formel und begibt sich dadurch der Möglichkeit, etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Wahrscheinlich war dies beabsichtigt (denn schon im Vorwort weist der Autor darauf hin, dass man nur mit einer einzigen Gleichung konfrontiert werden wird: E=mc²), trotzdem stört mich diese Feigheit, diese Verneigung von der Mathematikphobie des vorgestellten Buchkonsumenten.

Davon abgesehen gibt das Buch einen verständlichen und gut aufbereiteten Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung. Die Beispiele und Metaphern sind gut gewählt, ob sie für den Laien tatsächlich auf Anhieb zu verstehen sind, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen (für meinen 11jährigen Junior schien mir das Buch noch nicht ganz geeignet). Nur ein Punkt hat mich wirklich gestört (auch wenn man dies möglicherweise als engstirnig und pedantisch ansehen wird): All diese Gedankenexperimente, in denen der Leser zum „reinen Geist“ wird, der da von einer solchen idealen Warte aus das kosmologische Geschehen betrachtet. Klar – das dient der besseren Verständlichkeit und Gedankenexperimente dieser Art sind nicht dem Naturalismus verpflichtet. Dennoch hatte dieser Dualismus etwas vermeintlich Selbstverständliches – und Gedankenloses, diese Trennung von Geist und Körper wird schlicht vorausgesetzt und eine weitere Erklärung für nicht notwendig erachtet. Ich halte dies selbst in dieser theoretischen Form für fatal, geeignet zur Perpetuierung eines überkommenen und esoterisch anmutetenden Weltbildes. Auch wenn es nur als Trick zur Illustrierung der Sachverhalte dient schiene mir ein Hinweis, dass eine solche Vorstellung allen physikalisch anerkannten Erkenntnissen widerspricht, angebracht. Gerade weil – nicht nur in der Alltagsphilosophie, sondern auch an Universitäten (man denke an die mittlerweile in zahlreichen Publikationen verbreiteten Unsinnigkeiten von Markus Gabriel) – sich diese Erkenntnis noch nicht wirklich herumgesprochen hat.

Ein Buch für Einsteiger, gefällig und leicht zu lesen, manchmal zu leicht. Jemand mit Vorkenntnissen wird wohl kaum etwas Neues zu entdecken in der Lage sein. Wie bereits angemerkt: Ein gutes Jugendbuch mit der üblichen Angst vor der kleinsten mathematischen Einlassung.


Christophe Galfard: Das Universum in deiner Hand. München: Beck 2017.

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