Von Aulus Persius Flaccus ist sehr wenig überliefert – sowohl, was sein Werk betrifft wie sein Leben. Er war etruskischer Abstammung und lebte von 34 bis 62 u.Z., starb also sehr jung. Er war mit dem Stoiker Lucius Annaeus Cornutus befreundet, über den wir aber auch nicht mehr wissen, außer, dass er nach Persius’ Tod dessen Werke bearbeitete und herausgab. Fürs Christentum wurde Aulus Persius Flaccus insofern wichtig, als er die früheste überlieferte Quelle des Ausdrucks Habitare secum (sei bei dir selber und mit dir identisch) darstellt, der über Papst Gregor den Großen in die christliche Spiritualität gekommen ist. (Gregor hielt allerdings den Mönch Benedikt von Nursia für deren Urheber.)
Überliefert sind von Persius gerade einmal sechs Satiren in Hexametern, keine 40 Seiten in meiner Ausgabe. Der Rest ging verloren. In diesen Satiren beweist sich der Autor als rigider Stoiker, der vor allem die moralischen und literarischen Zustände seiner Zeit strenger Kritik unterzog.
Kurz zusammengefasst können wir die sechs erhaltenen Satiren wie folgt charakterisieren:
- Vorstellung der eigenen Absichten, die sich an der alten Komödie orientieren und an Horaz. Das Ganze ist verbunden mit einem ‚Rant‘ über die Nichtigkeit des zeitgenössischen literarischen Getriebes – ein Topos, der der (Literatur-)Satire bis heute erhalten geblieben ist.
- Hier geht es um die Frömmigkeit. Persius wendet sich gegen den übertriebenen Luxus, den gewisse Tempelanlagen verströmen: Sagt Pontifices: Was wirkt Gold im Tempel?
- Wie viel muss einer wissen, um richtig handeln zu können? Hier macht sich Persius vor allem über den unwissenden Pöbel lustig.
- Handelt von der Krankheit, die daher rührt, dass man der Völlerei frönt und sich weigert, seine eigenen Fehler zu erkennen.
- Im Dialog mit Lucius Annaeus Cornutus sucht der Autor nach dem richtigen Verhältnis von (stoischer) Ernsthaftigkeit und (satirischer) Leichtigkeit.
- Wozu ist Reichtum gut? Hier ist der Schluss sehr allgemein gehalten – wohl, weil Cornutus in den Text eingegriffen hat.
Ein äußerst ernsthafter Satiriker, also.
Gelesen in der Übersetzung von H. Blümmer / O. Weinreich, wie sie in der Anthologie Römische Satiren zu finden ist, die 1949 zum ersten Mal im Artemis Verlag, Zürich und München, erschien.
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