Carlo Rovelli: Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint

Bücher über Kosmologie, Quantenphysik oder die Relativitätstheorie leben häufig von der Kreativität der Bilder, mit denen der Autor dem Leser verschiedene kontraintuitive Aspekte der Wirklichkeit nahebringen willl. Und gerade die von Rovelli ausführlich behandelt Quantenwelt bietet ein breites Panorama für solche Aspekte, diese Welt im Kleinen will so gar nicht dem vermeintlich gesunden Hausverstand genügen….

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil in fünf Akten

Mephistopheles – um dessentwillen ich mich ja dieses Mal an die ganze Wiederholungs-Lektüre von Goethes Faust gemacht habe – Mephistopheles also spielt im zweiten Teil des Faust-Dramas keine oder genauer eine, um das Mindeste zu sagen, recht zweideutige Rolle. Da vieles im zweiten Teil in der Antike oder mit der Antike spielt, kann das auch…

Etienne Barilier: Gegen den neuen Obskurantismus

Das Buch wurde gegen Ende des letzten Jahrtausends verfasst und nimmt die Millenniumsängste zum Anlass, um mit einem stärker werdenden Obskurantismus abzurechnen, der sich unter verschiedenen Vorzeichen gegen Aufklärung und Wissenschaftlichkeit wendet. Ob das immer wirklich gelungen ist, darf bezweifelt werden, einiges scheint Geschwätz, anderes klug und vorausschauend. Barilier verteidigt das wissenschaftliche Weltbild gegen alle…

Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations [Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker]

Smith gehört zu jener recht großen Menge schottischer Philosophen der Aufklärung, die wir vor allem mit dem Namen von David Hume verbinden und deren Zentrum die Universitäten von Edinburgh und Glasgow waren. Auch Smith studierte und lehrte dort: Er war in Glasgow Student von Frances Hutcheson und später auch dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl für…

Quentin Mouron: Vesoul, 7. Januar 2015

Vesoul ist für mich der Inbegriff der französischen Provinz. Und ich vermute, dass ich darin nicht der einzige bin. Diesen Ruf verdankt die Kleinstadt im Département Haute-Saône dem gleichnamigen Lied von Jacques Brel. Brel selber stammte – jedenfalls aus der Sicht von Paris, dem Zentrum französischen Seins und Lebens – ebenfalls aus der Provinz, aus…

Umzug, der:

für die Betroffenen in jedem Fall eine mittlere Katastrophe. Vor- wie nachher lebt man mindestens einen Monat lang umgeben von Umzugskisten. Davor ist noch mindestens ein weiterer Monat anzusetzen für eine Planung; danach ein Jahr, bis man alles wieder findet bzw. dort eingeräumt hat, wo es eigentlich hingehört und nicht mehr dort, wo es einfach…

Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht

Rothmann gehört für mich zu den besten (lebendsten – Loriot) deutschen Schriftstellern. Die Genauigkeit seiner Sprache, Kraft seiner Bilder, das Gefühl für feine Zwischentöne sind einfach nur großartig, er ist einer der wenigen, die einzelne Sätze von Zitatcharakter zu produzieren imstande sind, die Stimmungen auf einmalige Weise einfangen. Trotzdem war dieses Buch für mich eine…

Ian Stewart: Die Berechnung des Kosmos

Dieses Buch kann – trotz sehr ähnlicher Thematik – als Gegenstück zu Tegmarks „Mathematischem Universum“ betrachtet werden. Wo Tegmark spekuliert, phantasiert, dort relativiert Stewart: Er macht deutlich, dass viele unserer vermeintlich gesicherten Wahrheiten in der Kosmologie einigermaßen fragwürdig sind. Und wenn ich Tegmarks phantastischen Weltenwürfen auch einiges abgewinnen konnte, so ist mir eigentlich die Herangehensweise…

Nachtwachen. Von Bonaventura / Im Anhang: Des Teufels Taschenbuch

Jahrzehntelang plagte die zünftige Germanistik – sofern sie sich überhaupt um die Nachtwachen kümmerte – die Frage, wer hinter dem Pseudonym Bonaventura stecken könnte. Viele Namen wurden in die Runde geworfen – auch bekannte. Jean Paul – den man später selber der Autorschaft verdächtigte – brachte den Philosophen Schelling ins Spiel, andere dessen Frau Caroline….

Markéta Pilátová: Mit Baťa im Dschungel [S Baťou v džungli]

Kindheitserinnerungen wurden wach. Sie sind der eine Grund, warum ich mir dieses Buch vom Verlag als Rezensionsexemplar ausgebeten habe. Den anderen Grund pflege ich jeweils folgendermaßen zu formulieren: „Brasilien geht immer!“ Kindheitserinnerungen: Ich muss etwa vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, als mich mein Vater in die Stadt mitnahm, um für uns Schuhe zu…