Kant hatte sich zu Lebzeiten bei seinen Schülern und Freunden eine Veröffentlichung jedweder biografischer Notizen aufs Nachdrücklichste verbeten. Diese hielten sich denn auch an das Verbot des Meisters. Aber schon kurz nach Kants Ableben, noch 1804, erschienen aus diesem Kreis gleich drei Biografien – zusammengefasst in einem Buch unter dem Titel Über Immanuel Kant. Da…
Schlagwort: Briefroman
Briefe als Mittel des Erzählens
Friedrich Heinrich Jacobi: Romane I – Eduard Allwill
Unter dem Titel Eduard Allwill veröffentlichen die Herausgeber der Kritischen Ausgabe von Jacobis Werken zwei Fassungen desselben Textes: Eduard Allwills Papiere von 1776 und Eduard Allwills Briefsammlung von 1792, denen sie jeweils Varianten zuzählen. Die erste Fassung, mit einem (anonymen) Zitat von Goethe einsetzend, Lavater und Shaftesbury zitierend, orientiert sich in Stil und Inhalt stark…
Hermann Burger: Lokalbericht
Meistens hat der Autor einen guten Grund, wenn er ein fast beendetes Werk liegen lässt und nie mehr fertig schreibt. Lokalbericht war Hermann Burgers erster Roman; er schrieb an ihm zwischen 1970 (damals war er 28) und 1972. Veröffentlicht wurde er erst 2016, aus dem Nachlass. Meistens hat auch der Leser einen guten Grund, wenn…
Tobias George Smollett: The Expedition of Humphry Clinker
Ich habe den schottischen Arzt und Schriftsteller Tobias George Smollett (17721-1771) hier bereits einmal vorgestellt. Es sollte jenes eine mehr allgemeine Vorstellung sein; allerdings habe ich mich auch damals schon stark auf Smolletts bekanntestes Werk Humphry Clinker bezogen. Der Roman The Expedition of Humphry Clinker erschien 1771 und stellt, drei Monate vor Smolletts Tod veröffentlicht,…
Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 6: 1781-1782
Ende 1780 sollte Wieland im Teutschen Merkur ankündigen, dass diese seine Zeitschrift ab dem Folgejahr keine Rezensionen mehr enthalten würde. Merck hatte seit längerem nur noch für den Teutschen Merkur geschrieben und praktisch nur noch Rezensionen verfasst. Obwohl er aus früheren Zeiten auch noch mit Nicolai in Berlin befreundet war, und früher auch in dessen…
Die Horen. Jahrgang 1797. Zehntes Stück
Schiller scheint Wiedergutmachung leisten zu wollen für die magere Zahl an Beiträgen und Beiträgern (nämlich gerade mal deren drei) der vorher gehenden Horen-Nummer. Weit über ein Dutzend Beiträge und fast eben so viele Beiträger finden wir diesmal. Nicht nur das: Der erste Beitrag des Zehnten Stücks, Laokoon von Aloys Hirt, ist sogar eine kleine Sensation….
Die Horen. Jahrgang 1797. Siebentes Stück
Wie schon das Siebente Stück des letzten Jahres: eine äusserst schwach besetzte Nummer. Ich würde das gern auf ein Sommerloch zurückführen; Tatsache ist aber, dass zwar die Beiträge zu diesem Siebenten Stück im Juli und August 1797 an Cotta geschickt wurden, das Stück selber aber erst Mitte September ausgeliefert wurde. Immerhin haben wir, wie im…
Die Horen. Jahrgang 1797. Fünftes Stück
N° 5/1797 der Horen ist ein eher durchschnittliches Stück. ‚Durchschnittlich‘ bezogen auf die Horen selber – weder ragt diese Nummer aus den übrigen heraus, noch ist sie so schlecht, dass man versucht ist, eine Literaturpolizei zu gründen und zu rufen. Als erstes finden wir Lenz‘ Waldbruder weitergeführt. Allerdings wird in dieser Fortsetzung klar, warum Lenz…
Die Horen. Jahrgang 1797. Viertes Stück
Zurück zum Sturm und Drang!, scheint das Motto dieser Horen-Nummer gewesen zu sein. Jedenfalls sind zwei der drei grossen Beiträge eindeutig dieser kurzen Epoche zuzuordnen. (Allerdings glaube ich nicht, dass der Herausgeber Schiller, der der Horen schon herzlich überdrüssig war, sich noch gross darum kümmerte, ob nun die einzelnen Beiträge für eine Nummer sich einem…
Wilhelm Heinse: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechszehnten Jahrhundert
„und“, nicht „oder“: Selbst gestandenen Literaturwissenschaftern unterläuft der Lapsus in ihren Aufsätzen zu diesem Buch, aber der Titel heisst wirklich Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Vielleicht ist dieser Lapsus ein Zeichen der Unsicherheit, die das Buch im Leser und Interpreten bewirkt, so, wie es ein Zeichen meiner taxonomischen Unsicherheit ist, dass ich das Buch gleich…