Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus

Seumes Spaziergang nach Syrakus und Hölderlins Gewaltsmarsch nach Bordeaux und zurück sind die beiden bekanntesten „Distanzmärsche“ der deutschen Literaturgeschichte. Ohne von einander zu wissen, sind die beiden am selben Tag (oder eventuell mit einem Tag Unterschied) losmarschiert. Hier hören dann allerdings die Gemeinsamkeiten auf. Von Hölderlins Fußmarsch nach Bordeaux wissen wir nicht mehr als das…

Matthias Claudius: Ausgewählte Werke

Wer sich in der deutschen Literatur der Goethe-Zeit tummelt, wird immer wieder über den Namen Asmus stolpern – Asmus omnia sua secum portans, wie er sich auf dem Titelblatt der Sämtliche[n] Werke des Wandsbecker Boten genau nannte. Ja, noch Raabe konnte ihn ohne Probleme zitieren und Asmus‘ Bekanntheit reicht bis ins 20. Jahrhundert; erst in…

Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse

Diese Erzählung war das erste Werk, das Raabe veröffentlichen konnte. Er schrieb es 1854 / 1855. In diesem Jahr wurde es auch veröffentlicht – vordatiert auf 1856. Die Chronik der Sperlingsgasse war sofort ein großer Erfolg. Ich habe auf die Schnelle keine genauen Zahlen gefunden, bin aber der Meinung, dass es bis an Raabes Lebensende…

Wilhelm Hauff: Phantasien im Bremer Ratskeller. Ein Herbstgeschenk für Freunde des Weines.

Nun ist es zwar nicht Herbst, aber als kleiner Happen zwischendurch lässt sich dieser kurze Text Wilhelm Hauffs auch im Frühling genießen. Und Freunde des Weines sind wir doch allesamt, die wir romantische Literatur lesen. Denn nirgends wird Drogenmissbrauch so reizend geschildert, wie in der Romantik – der deutschen vor allem. Bei einigen Autoren und…

Jens Malte Fischer: Karl Kraus

Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Buchpreis 2020 für das beste Sachbuch. – Wie die vor kurzem besprochene Fontane-Biografie von Rutsch ebenfalls ein Beifang meiner Bestellung der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises bei der Büchergilde. Zum Zeitpunkt der Bestellung war es allerdings noch nicht klar, dass ich mit drei bestellten Büchern gleich zwei Buchpreis-Träger an Land ziehen sollte,…

Wilhelm Hauff: Mitteilungen aus den Memoiren des Satan

Der 1802 geborene Stuttgarter Wilhelm Hauff veröffentlichte 1825 seine ersten Werke. Er starb bereits 1827. Dennoch würde ich ihn nicht als ‚frühvollendet‘ bezeichnen, denn er erlag kurzfristig einer nicht vorhersehbaren Typhus-Infektion, die er sich auf einer Studienreise durchs Tirol geholt hatte, wo er Material zu einem Werk über Andreas Hofer gesammelt hatte. Trotz der wenigen…

Friedrich Heinrich Jacobi: Romane I – Eduard Allwill

Unter dem Titel Eduard Allwill veröffentlichen die Herausgeber der Kritischen Ausgabe von Jacobis Werken zwei Fassungen desselben Textes: Eduard Allwills Papiere von 1776 und Eduard Allwills Briefsammlung von 1792, denen sie jeweils Varianten zuzählen. Die erste Fassung, mit einem (anonymen) Zitat von Goethe einsetzend, Lavater und Shaftesbury zitierend, orientiert sich in Stil und Inhalt stark…

Friedrich Heinrich Jacobi: Schriften zum Streit um die göttlichen Dinge und ihrer Offenbarung

Selbst einem Profi kann eine Rezension mal aus dem Ruder laufen. Ein Beispiel ist der vorliegende Text: Eigentlich wollte und sollte Jacobi nur für eine Zeitschrift des Verlegers Perthes eine Rezension schreiben zum gerade erschienenen Band VI seiner Gesammelten Werke, die Mathias Claudius veranstaltete. Doch Jacobi kam vom Hundertsten ins Tausendste und schrieb schließlich einen…

Friedrich Heinrich Jacobi: Schriften zum transzendentalen Idealismus

Interessant, interessant … Da wehrt sich Jacobi im Aufsatz David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus. Ein Gespräch gegen die Interpretation, die ich seinem zwei Jahre älteren Werk Über die Lehre des Spinoza in den Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn gab: Er habe nie David Hume als seinen Lehrer in Sachen ‚Sprung…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 7: 1783-1791

In seinen letzten Lebensjahren, die der vorliegende Band der Gesammelten Schriften abdeckt, hat Johann Heinrich Merck kaum noch geschrieben, geschweige denn publiziert. Daraus zu schließen, dass Band 7 deswegen nun dünner sein würde, als seine Vorgänger, ist aber falsch. Er entpuppt sich im Gegenteil als mit knapp 800 Seiten sehr dick. Von diesen 800 Seiten…