Die Horen. Jahrgang 1795. Erstes Stück

Kann man eine Zeitschrift 218 Jahre nach ihrem Erscheinen noch so lesen, wie sie damals gelesen wurde? Wenn es eine für die literarische Entwicklung wegweisende Publikation war? So lesen, dass man in monatlichen Abschnitten liest und denkt, d.h., die Artikel auch ein bisschen aufeinander bezieht? Versucht, zu verdrängen, wie es weitergeht – mit der Geschichte,…

Bertrand Russell: A History of Western Philosophy [Philosophie des Abendlandes]

In einem Facebook-Eintrag vor ein paar Monaten sprach Kollege Köllerer davon, dass diese Philosophiegeschichte „unter Fachphilosophen“ als Witz gelte. Nun, Russell war eigentlich selber ‚Fachphilosoph‘, und wozu ‚Fachphilosophen‘ selber fähig sind, haben wir gerade vor kurzem erst demonstriert. Definitiv kein Massstab… Gelungen ist Russell die Philosophie des Abendlandes nicht. Russell hat zwar  1950 den Nobelpreis…

Kantinterpretation (Eberhard Döring)

Metaphysisch-metaphorisches Gestammel in Reinkultur. Diesfalls muss Nikolaus von Kues als Pate dienen mit seiner Stufenlehre der Erkenntnis, vom Sinnlichen zum Rationalen, das hinwiederum von der Vernunft kontrolliert wird. Und in diese Metainstanz der Vernunft sind Strähnchen der göttlichen Weisheit eingeflochten. Weil es mit der Letztbegründung so seine Schwierigkeiten hat, wird die Metaphorik zur Methode erklärt….

Johann Georg Hamann: Metakritik über den Purismum der Vernunft

1781 erscheint die Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant. Das Buch schlägt bei den deutschen Intellektuellen ein wie ein Meteorit. Auch Hamann fühlt sich herausgefordert. Er arbeitet gerade an einer Hume-Übersetzung, sieht nun aber in Kant und Mendelsohn viel wichtigere Ziele seines Philosophierens und schreibt deshalb 1783/1784 an einer Metakritik. Er hält das Werk…

Diogenes Laertius zu Epikur (Leben und Meinungen berühmter Philosophen, Buch X)

Das Werk Leben und Meinungen berühmter Philosophen von Diogenes Laertius1) gilt als so etwas wie die erste Geschichte der Philosophie in der Philosophiegeschichte. Dabei, denke ich, hat Diogenes wohl kaum so etwas wie eine Philosophiegeschichte im Sinne gehabt. (NB: Ich spreche von Diogenes Laertius wie von einer Einzelperson. Tatsächlich wissen wir nichts über den Menschen,…

Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten

Wir schreiben das Jahr 1759. Hamann ist aus London in die Königsberger Provinz zurückgekehrt. Der Zusammenbruch in England hat bei ihm zu einem Erweckungserlebnis geführt – aus dem Aufklärer Hamann wurde der Christ und Gegner der Aufklärung Hamann, der Magus des Nordens. Seine Freunde Berens und Kant versuchen noch, ihn zurück zu bekehren – erfolglos….

Zu Machs „Antimetaphysischen Vorbemerkungen“

Mach beschreibt eine Welt der Empfindungen: Eine Welt, in der sich bestimmte Komplexe als beständiger erweisen denn andere (und daher mit einem Namen bezeichnet werden). Allerdings sind solche Namen Hilfskonstruktionen für eine vermutete (und auch in dieser Form praktikable) Welt: Diese Körper (und zumeist wird es sich bei den benannten Komplexen um Körper handeln) sind…

Johann Heinrich Merck: Briefwechsel. Band 1

Ich mag Briefwechsel. Besonders, wenn die Briefpartner sich auch etwas zu sagen haben. Johann Heinrich Merck (1741-1791) ist einer, der etwas zu sagen hat. Deshalb ist es sehr verdienstvoll von der Technischen Universität Darmstadt, der Herausgeberin Ulrike Leuschner und dem Wallstein-Verlag, im Jahre 2007 eine fünfbändige Gesamtausgabe von Mercks Briefwechsel geliefert zu haben, auf die…

Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden (Studienausgabe). Darmstadt: WBG, 2010

Die Studienausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts wird ja schon seit längerem in verschiedenster Form von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft vertrieben. Ursprünglich (d.i. so ca. 1985) war es, wenn ich mich recht erinnere, eine in Leinen gebundene Lizenzausgabe von Cotta. Die Ausgabe von 2010 ist wahrscheinlich ein Reprint davon, in Taschenbuch und mit bis ca. 2000…

Jean Paul: Leben des Quintus Fixlein

in 15 Zettelkästen gezogen; nebst einem Mußteil und einigen Jus de tablette So lautet der vollständige Titel dieser Idylle von Jean Paul. Eine weitere Idylle also. Wie beim Wutz ist die Hauptperson auch hier ein Schulmeisterlein, ein Schulmeisterlein allerdings, das – im Rahmen seiner Möglichkeiten – Karriere macht und zum Schluss Pfarrer seines Heimatdorfes ist….