Johann Karl Wezel: Herrmann und Ulrike

Wieland meinte bei dessen Erscheinen 1780 zu Herrmann und Ulrike: Der beste Roman, der mir jemals vor Augen gekommen. Leider äußerte er diese Ansicht nur privat; gegen außen, z.B. in seinem Teutschen Merkur schwieg er. Was daran lag, der er sich vier Jahre zuvor, beim Erscheinen von Belphegor, mit Wezel, seinem ehemaligen Protégé, verkracht hatte….

Antoine de Rivarol: Vom Menschen. Gedanken und Maximen, Portraits und Bonmots

Rivarol: Das ist der Mann, der für die Aufklärung zu spät gekommen ist; der Mann, der um einer Pointe willen auch seinen Freund (seinen Vater, seinen Bruder, seinen Sekretär) bloss stellte; der Mann, der zwischen Stuhl und Bank fiel und darauf hin beschloss, daraus eine Tugend zu machen. Man kennt ihn heute vor allem als…

Nathalie Azoulai: An Liebe stirbt man nicht [Titus n’amait pas Bérénice]

Titus hat seine Geliebte Bérénice verlassen und ist zurückgekehrt zu seiner Frau Roma und den gemeinsamen Kindern. Diese Story ist simpel, ja banal. Doch aus solchem Stoff werden grosse Tragödien der Weltliteratur gemacht. Dem Zürcher Secession Verlag für Literatur ist sein Mut hoch anzurechnen, einen Roman der im deutschen Sprachraum wenig bekannten Nathalie Azoulai ins…

Aristoteles: Poetik

Notizen zu einer Vorlesung, oder vielleicht auch zu einem noch zu schreibenden Buch: Diesen Eindruck vermittelt Aristoteles’ Poetik dem Leser. Der Text wirkt fragmentarisch. Der fragmentarische Charakter der Poetik liegt dabei m.M.n. weniger in der Tatsache begründet, dass Aristoteles von den zu Beginn genannten vier poetischen Textsorten Epos, Tragödie, Komödie, Dithyrambendichtung die letzten beiden dann…

Friedrich Theodor Vischer: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen. Zweiter Theil: Die Lehre vom Schönen in einseitiger Existenz oder vom Naturschönen und der Phantasie

Der zweite Theil von Vischers Aesthetik zerfällt in zwei Abtheilungen: Die Lehre vom Naturschönen und Die Lehre von der Phantasie. Wobei ‘zerfallen’ fast wörtlich genommen werden kann, indem die beiden Abteilungen wenig miteinander zu tun haben, ausser, dass sie – gemäss Vischer – die ordentliche Entwicklung sein sollten in der Lehre vom Schönen. Die Lehre…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 8.1: Übersetzungen aus dem Englischen. 1762-1763

Enthält: Franz Hutchesons, der Rechte Doctors und der Weltweisheit Professors zu Glasgow, Untersuchung unserer Begriffe von Schönheit und Tugend, in zwo Abhandlungen. I. Von Schönheit, Ordnung, Uebereinstimmung und Absicht II. Von dem moralischen Guten und Uebel. und Cato ein Trauerspiel von Addison. Ersteres 1762, zweiteres 1763 erschienen1). Nach zwei Jahren also fahren Ulrike Leuschner und…

Daniel Jenisch: Ueber Prose und Beredsamkeit der Deutschen. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 1 (1795) [März] 249-256. Fortsetzung [April] 373-377

[Vorbemerkung: Jede Bewegung weist – neben einer Kerntruppe – eine Menge seltsamer Vögel auf, die an ihrer Peripherie herumflattern. So ein Vogel war auch der preussische Pastor Daniel Jenisch (1762-1804), der zur Peripherie der Berliner Spätaufklärung gezählt wird, aber auch mit Hamann befreundet war. Eben solche peripheren Mitläufer sind diverse, meist kurzlebige Zeitschriften – z.B….