Hermann Cohen: Logik der reinen Erkenntniss

Zusammen mit (und noch vor) Paul Natorp gilt Hermann Cohen als das Haupt der Marburger Schule des Neukantianismus. Sein Credo war es, dass Kant mit seiner Erkenntistheorie nicht von der alltäglichen Erkenntnis gesprochen habe, sondern spezifisch von der wissenschaftlichen, noch spezifischer der naturwissenschaftlichen. Dies wird in vorliegenden Text schön exemplifiziert. Neben dem Umstand, dass ich…

John Stuart Mill: Autobiographie

John Stuart Mills Autobiographie ist das Muster einer Autobiografie, die für einmal nicht das eigene Ich in den Mittelpunkt stellt, sondern dieses Ich in die gesellschaftlich-politisch-philosophische Entwicklung der Zeit einbettet. Sehr ruhig und fast neutral erzählt Mill aus seinem Leben – ein Stil, den ich eigentlich nur noch in jener andern Autobiografie eines britischen Denkers…

Fritz Mauthner: Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande. 4. Band: Drittes Buch: Aufklärung – Große Revolution (12. bis 14. Abschnitt) / Viertes Buch: Die letzten hundert Jahre – Reaktion – Materialismus – Gottlose Mystik

Mehr Literatur- als Philosophiegeschichte: der vierte und abschliessende Band von Fritz Mauthners Geschichte des Atheismus. Als allererstes wendet sich der Autor gegen die Vertreter eines stinkenden Lichts (einer pervertierten Aufklärung). Die Dunkelmänner, die er meint, sind vorwiegend Vertreter der Romantik, die sich ebenso auf Voltaire oder Rousseau berufen, wie die Aufklärer selber. Aber auch Mendelssohn…

Henri Bergson: Das Lachen [Le rire]

Bergson war, wenn ich das richtig sehe, der erste Philosoph, der dem Komischen eine eigene Monographie widmete. (Man kann freilich darüber streiten, ob sein Élan vital Philosophie war oder nicht. Nun, ein anderer philosophischer Literaturnobelpreisträger, Bertrand Russell, hat ihm in seiner Philosophiegeschichte immerhin ein paar Seiten gewidmet.) Bergsons Theorie des Komischen lässt sich auf den…

Philip J. Davis, Reuben Hersh: Erfahrung Mathematik

Das Buch ist der Versuch einer philosophischen Standortbestimmung der Mathematik aus der Sicht des praktizierenden Mathematikers. Wobei es keinen roten Faden gibt, der durchgehalten wird, sondern das Buch eher wie eine Sammlung von Essays zum Thema anmutet. Ganz klar ist nicht, wer die Zielgruppe dieses Buches ist: Denn für einen Nichtmathematiker ist das teilweise recht…

Harald Lesch / Wilhelm Vossenkuhl: Die Großen Denker. Philosophie im Dialog

Zugegeben: Ich bin das falsche Publikum für dieses Buch. Die Großen Denker hat seinen Ursprung in einer Reihe des Bayrischen Rundfunks Denker des Abendlandes, die auf Bayern Alpha gelaufen ist. Bildungsfernsehen also, hergestellt für ein Publikum interessierter Laien. Für Die Großen Denker weiss ich bereits zu viel von Philosophie. Bei vielen Kapiteln habe ich eigentlich…

Hans Albert: Traktat über kritische Vernunft

Der alte Münchhausen hätte es sich wohl nicht träumen lassen, dass sein Name eines Tages zum Begriff einer philosophischen Problemstellung werden sollte. Tatsächlich hat Hans Albert in seinem Traktat über kritische Vernunft im Zusammenhang mit der sog. Letztbegründung von Sätzen folgende Problemstellung das Münchhausen-Trilemma genannt: Angenommen, ich habe einen Satz p, den ich begründen will,…

Zu Röds „Gott der reinen Vernunft“

Ein vorzügliches Buch, das eine mehr als umfassende Analyse des ontologischen Gottesbeweises bietet (im Gegensatz etwa zu Mackies Buch, das sich mit Gottesbeweisen der unterschiedlichsten Herkunft auseinandersetzt, so auch dem kosmologischen, teleologischen oder moralischen Argument). Diese Beschränkung macht das Buch weniger umfangreich, zeigt aber anhand der zu verschiedenen Zeiten vorgetragenen „Beweise“ die Entwicklung dieser rationalistischen…

Von Epimenides, Tellkamp und Antinomien

So manch einer versucht sich im Besonderen. Die Wirklichkeit in all ihrer Mannigfaltigkeit, ihren Nuancen darzustellen, ist dem Schriftsteller nicht genug: Seine Protagonisten müssen über diese – zumeist banal gedachte – Realität hinausweisen und so sind die Außergewöhnlichen, die Genies in vielen Romanen Legion. (Natürlich ist der Grund für eine derartige Auswahl ein pragmatischer: Denn…