Samuel Langhorne Clemens, der sich als Autor „Mark Twain“ nannte, hielt sich zeit Lebens für einen großartigen Geschäftsmann. Leider bestätigten die Fakten seine Meinung nicht: So hatte er einen Verlag gegründet, zunächst einmal in der Absicht, die Einkünfte aus den eigenen Büchern nicht mehr mit einem fremden Verleger teilen zu müssen. Da aber der Verlag…
Schlagwort: Religionskritik
Kritik an organisiertem Glauben
Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums
Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, das heißt vermutlich, der Mensch schuf Gott nach dem seinigen. Dieser Satz fasst das wichtigste Argument von Ludwig Feuerbachs Das Wesen des Christentums sehr gut zusammen. Er stammt nur leider nicht von Feuerbach, sondern ist bereits zwischen 1773 und 1775 von Lichtenberg in einem seiner Sudelhefte niedergeschrieben worden…
Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
Viel von dem, was Harari hier beschrieben und erörtert hat, findet sich auch in den „Lektionen“ wieder. Oft geistreich, auch durchdacht, analysiert er die „technologische Herausforderung“, vor der die Menschen stehen (wenn mir auch seine Angst vor den allgegenwärtigen, uns ausspähenden Algorithmen manchmal etwas übertrieben erschien), die Implikationen, die eine KI-Zukunft auf politische, freiheitliche oder…
Pierre Bayle: Historisches und kritisches Wörterbuch [Dictionnaire historique et critique]
Rationalismus? Skeptizismus? Oder doch Fideismus? Auch nach beinahe 700 Seiten Lektüre im Historischen und kritischen Wörterbuch von Pierre Bayle wüsste ich nicht, welches ‚System‘ ich dem Autor zuordnen sollte, wenn es denn nur ein einziges sein dürfte. Denn Bayle scheint gar fürchterlich zu schwanken. Dabei galt Bayle schon sehr rasch als früher Aufklärer. Vor allem…
Nikolaus von Kues: De pace fidei / Vom Frieden zwischen den Religionen
Drei grosse „Dialoge“ sind es, die in der mittelalterlichen Theologie zumindest ansatzweise für eine Toleranz gegenüber anderen Religionen predigen. Zumindest gegenüber den anderen grossen monotheistischen Religionen, also dem Judentum und dem Islam. Die drei „Dialoge“ stammen von Petrus Abaelard, Ramon Llull und Nikolaus von Kues. Cum grano salis könnte man sie der Frühscholastik (Abaelard), der…
Michail Bakunin: Gott und der Staat
Auch Bakunin stammte, wie Tolstoi, wie Kropotkin, aus dem russischen Adel, von dem er sich lossagte, als er – schon früh mit den Schriften Hegels und vor allem Fichtes bekannt geworden – 1840 beschloss, statt eine Karriere im militärischen oder zivilen Bereich des Zarenreichs anzustreben, in Berlin Philosophie zu studieren. Sein erklärtes Ziel war es,…
Kwame Anthony Appiah: Identitäten
Appiah ist seines Zeichens Philosoph (und betont mehrmals diese seine Berufung), könnte aber auch als Sonntagspredigtenschreiber reüssieren. Denn das vorliegende Buch ist ein mittlere Katastrophe: Eine ungeheure Aneinanderreihung von Banalitäten und Trivialitäten; und dort, wo er sich zu einer Meinung abseits des substanzlosen Toleranzgeschwafels durchringt, ist es von peinlich anmutender Einfalt. (Nachträglich frage ich mich,…
Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum
Stirner ist nur ein Beispiel für das Versagen einer ganzen Generation der Intelligentsia. Mit diesem Satz beendet Ahlrich Meyer, der Herausgeber meiner Ausgabe des Einzigen (Reclam Universalbibliothek Nr. 3057 aus dem Jahr 1981), sein Nachwort – oder genauer: einen Anhang zum Nachwort von 1970/71, das er für die Neuauflage von 1981 noch zusätzlich verfasst hatte….
Carel von Schaik, Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät.
Die beiden Autoren unterziehen die Bibel einer Analyse aus anthropologischer Sicht: Und werden fast überall fündig. Die Bibel, losgelöst von ihrem theologischen Gehalt und dem Anspruch der Göttlichkeit, birgt nach ihrer Ansicht einen Schatz an Erkenntnissen, der nur gehoben werden muss. Der Sündenfall der Menschheitsgeschichte liegt in der Abkehr von einem Jäger- und Sammlerleben zu…
Ambrose Bierce: The Devil’s Dictionary [Des Teufels Wörterbuch]
Ambrose Bierce hatte ich hier schon einmal recht summarisch dargestellt. Im letzten Abschnitt jenes Artikels bin ich auch ganz kurz auf Des Teufels Wörterbuch eingegangen. Da ich im Moment den Teufel sowieso gerade in der Mangel habe, dachte ich mir, es könnte nicht schaden, auch Bierce‘ Wörterbuch noch einmal zu lesen und ein bisschen genauer…