Walter Kappacher: Wer zuerst lacht

Nein, das hier ist kein Nachruf. Zwar, Walter Kappacher ist wirklich vor ein paar Wochen erst, am 24. Mai 2024, verstorben. Aber für einen Nachruf ist in meinen Augen unabdingbar, dass ich noch zu seinen Lebzeiten mit ihm in irgendeiner Beziehung gestanden hätte – und sei es nur passiv, als Lesender, Schauender oder Hörender. Das…

G. K. Chesterton: The Man Who Was Thursday [Der Mann, der Donnerstag war]

Gilbert Keith Chesterton war über lange Jahre, was man einen ‚spirituellen Suchenden‘ nennen könnte, bis er dann mit seinem Übertritt zum katholischen Glauben seine spirituelle Heimat gefunden hatte. Das bekannteste Beispiel für Chestertons Katholizismus ist wohl seine Figur des Father Brown. Brown ist ein katholischer Geistlicher, der in Kurzgeschichten jede Menge Kriminalfälle löst und nebenbei…

Nicole Seifert: »Einige Herren sagten etwas dazu«. Die Autorinnen der Gruppe 47

Hans Werner Richter war Spiritus Rector und Kopf jener Gruppe von Schriftsteller:innen, die sich 1947 zum ersten Mal traf und dann auch diese Jahreszahl im Namen beibehielt, also der „Gruppe 47“. („Gruppe“ deshalb, weil es nie festgeschriebene Statuten gab oder gar eine Eintragung als Verein, man war und wollte bleiben eine lose Gruppe.) Richter lud…

Britische und US-amerikanische Horror-Stories von 1839 bis 2003

Weird Tales lautet der Titel des Buchs, das gerade vor mir liegt. Der Anklang an jene berühmte, zur Pulp Fiction gerechnete Zeitschrift voller Horror- und Grusel-Stories kommt nicht von ungefähr. Denn genau das haben wir vor uns: eine Sammlung von Horror-Stories durch verschiedene Jahrhunderte. Erschienen ist das Buch dieses Jahr (2024) bei der Folio Society…

Ingeborg Bachmann: Malina

Malina ist der einzige vollendete Roman der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die bis dahin vor allem mit ihrer Lyrik bekannt geworden war. Der Roman erschien 1971 und wurde rasch zu ihrem berühmtesten Werk. Das liegt auch daran, dass sich sehr schnell zwei Interpretationsarten herausbildeten, die allerdings untereinander zusammen hängen und die, so weit ich sehe, bis…

Matthias Wittmann: Oktopia

Oktopusse, Kraken, Tintenfische … Matthias Wittmann ist ganz offensichtlich von diesen Kopffüßern sehr fasziniert. Dennoch (oder vielleicht auch deswegen): Ein Buch, bei dem ich nicht so recht weiß, was dazu schreiben, obwohl ich es unbedingt zum Kauf oder zum Ausleihen empfehle – sei es zur Lektüre, sei es, um die Illustrationen von Michèle Ganser zu…

Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos

Camus’ theoretische Werke (wie z.B. das vorliegende Der Mythos von Sisyphos) werden meist unter ‚Philosophie‘ abgelegt – ein Brauch, dem ich auch gefolgt bin. Camus selber, als Autor und Denker, findet man dann meistens in der Schublade ‚Existenzialismus‘. Jedenfalls im deutschen Sprachraum gelten die beiden Sätze ziemlich genau, im französischen schaut man die Sache, wenn…

Adelheid Duvanel: Fern von hier

Adelheid Duvanel (1936-1996) war zu Lebzeiten zwar keine ganz unbekannte Autorin. Sie hatte beim renommierten Luchterhand-Verlag drei Bände mit Erzählungen publiziert, und ein vierter sollte 1997 noch postum erscheinen. An diesen Verlag vermittelt worden war sie von keinem geringeren als von Otto F. Walter. Nicht ganz unbekannt also, aber so richtig bekannt nun auch wieder…

Richard Ovenden: Bedrohte Bücher

Richard Ovenden hat nicht nur einen Lehrstuhl am Balliol College inne, sondern auch den Posten des Bodley’s Librarian, des Leiters der Bodleian Library, einer der berühmtesten Forschungsbibliotheken sämtlicher Hemisphären. Wenn er im vorliegenden Buch also über Bedrohte Bücher spricht, so tut dies jemand, der die Materie kennt – nicht nur in der Theorie, sondern auch…

Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben

Wir alle kennen diesen Nachbarn oder Arbeitskollegen, der nicht nur alles weiß, sondern auch alles besser weiß, der alles erklären kann, warum es ist, wie es ist, aber auch gleich hinzufügt, wie es eigentlich sein sollte, wenn es so sein sollte, wie es am besten wäre. Das Maskulinum in vorhergehendem Satz ist dabei keineswegs generisch…