Auch wenn Buch IV von Joseph und seine Brüder nunmehr im US-amerikanischen Exil verfasst wurde, darf man getrost feststellen: Thomas Mann hat nichts von seinem Können verloren. Noch immer schreibt er mit demselben ironischen Grundton an Josephs Geschichte, und noch immer bringt er es zustande, dass uns Lesenden der Mund vor Staunen offen bleibt, weil…
Schlagwort: Ironie
εἰρωνεία eirōneía, „Verstellung“
Wilhelm Raabe: Der Lar. Eine Oster-, Pfingst-, Weihnachts- und Neujahrsgeschichte
Bereits in Titel und Untertitel des vorliegenden kurzen Romans deutet uns sein Verfasser Wilhelm Raabe an, worum es darin geht. (Wir haben die Wichtigkeit des Untertitels schon beim Roman aus dem Säkulum gesehen. Hier ist es dasselbe.) Wenn wir noch Das Vorwort hinzunehmen, so erfahren wir schon vor der eigentlichen Geschichte, worum es im Roman…
Werner Illing: Utopolis
Gut so. Die Reihe Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction im Berliner Verlag Hirnkost scheint sich zu berappeln. Nachdem die beiden vorletzten Bände der Reihe nichts mit Science Fiction zu tun hatten sondern reine politische Utopien bzw. Dystopien waren, dazu noch von literarisch mediokrer Qualität, war bereits der Vorgänger des neuesten Stücks aus der Reihe,…
P. L. Travers: Mary Poppins
Kinderbücher zu übersetzen ist nicht immer vom gewünschten Erfolg gekrönt. Selbst wenn das Buch in der Heimat ein Bestseller oder Longseller ist, bedeutet das nicht, dass es in anderen Sprachen, in anderen Ländern, auch ‚einschlägt‘. Der Fehler liegt meiner Meinung nach selten bei der Übersetzung als solcher. Es handelt sich meist um in keiner Übersetzung…
Monika Jagdfeld: Wände dünn wie Haut
Ausstellungskataloge haben wir hier noch nie vorgestellt. Am nächsten daran waren wir bei der Vorstellung der Briefe, die Rilke schrieb anlässlich der Cézanne-Retrospektive in Paris, – Briefe, die wir zusammen mit den Herausgebern als eine Art nachträglichen Katalog der Ausstellung betrachteten, wobei wir tatsächlich auch auf den offiziellen Ausstellungskatalog Bezug genommen haben. Über die Textsorte…
Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit [a.k.a.: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland – 莊子 / 庄子]
Im Gegensatz zu Laozi (Lao-Tse), dem mythischen Gründervater des Daoismus, hat Zhuangzi offenbar wirklich gelebt. Sein persönlicher Name war Zhuāng Zhōu. Er lebte an der Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v.u.Z. und arbeitete zumindest zu einem bestimmten Zeitpunkt und nach eigenen Zeugnissen in der Stadt Meng im Staat Song als Gärtner. Das vorliegende Werk trägt im…
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. Die Geschichten Jaakobs
Am 6. Juni 1875 kam Paul Thomas Mann in Lübeck zur Welt. Das bedeutet, dass sich sein Geburtstag dieses Jahr (2025) zum 150. Mal jährt. Da er als Thomas Mann zu einem der berühmtesten deutschen Romanciers geworden ist, auch den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat, wird es wohl niemand wundern, dass schon gleich zu Beginn dieses…
Marcel Proust: Contre Sainte-Beuve
Als ich vor vielen Jahren dieses Buch las, verstand ich rein gar nichts – weder den Inhalt als solchen, noch überhaupt Sinn und Zweck des Textes. Zu disparat war er mir. Dabei hatte ich noch ein paar Jahre vorher Prousts Roman À la recherche du temps perdu mit Vergnügen gelesen und auch geglaubt, das Wichtigste…
Joaquim Maria Machado de Assis: Histórias da Meia-Noite
Machado de Assis (1839-1908) führte die brasilianische Literatur praktisch im Alleingang in die zeitgenössische Moderne. War vor ihm dort ein barock verzopfter Klassizismus angesagt, so wurde die Literatur nun schlichter und beschäftigte sich mit dem zeitgenössischen Menschen – die Art Literatur, die in Frankreich, Großbritannien oder Deutschland als Realismus gehandelt wurde. Machado sollte nicht hierbei…
Lukian: Hermotimos oder Lohnt es sich, Philosophie zu studieren?
Während ich ungeduldig auf den vierten Band der Lukian-Gesamtausgabe Peter von Möllendorffs wartete (und noch warte – er war einmal auf Dezember letzten Jahres versprochen), fiel mein Blick auf das vorliegende Buch. Es ist ebenfalls herausgegeben, übersetzt und erläutert durch Peter von Möllendorff, erschienen aber bereits im Jahr 2000 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt….