Gabriel García Márquez: Wir sehen uns im August

Schon einige Jahre vor seinem Tod wurde aus der Entourage des Literaturnobelpreisträgers von 1982, Gabriel García Márquez, mitgeteilt, dass es keine neuen Romane des kolumbianischen Autors mehr geben würde. Ich erinnere mich nicht, ob damals schon der Grund dafür – Altersdemenz – genannt wurde. Nun ist aus dem Nachlass dieser Roman (besser wohl: diese Erzählung)…

Thornton Wilder: Theophilus North

Wilder habe ich damals am Gymnasium kennen gelernt, als eine auf Schulaufführungen spezialisierte Truppe für die ganze Schule Our Town (Unsere Stadt) aufführte. Natürlich hatten wir vorher das Stück im Unterricht besprochen, und wir waren ganz stolz darauf, ein (na ja: einigermassen) „modernes“ Stück gelesen, besprochen und gesehen zu haben. Denn Our Town galt damals…

Oskar Loerke: Der Oger

Als erstes möchte ich meiner Freude Ausdruck geben darüber, dass es noch immer Institutionen gibt, die dafür besorgt sind, dass auch ältere Literatur jenseits des gerade gültigen Kanon wieder aufgelegt und so neuen Generationen zugänglich gemacht wird. Und meiner Freude darüber, dass es noch immer Verlage gibt, die (auch) solche Werke auf den Markt bringen….

Otto Weininger: Geschlecht und Charakter

An dieses Buch erinnert hat mich jener Unterhaltungskünstler, der im deutschen Fernsehen in verschiedenen Sendegefäßen einen Literaturkritiker spielt. In dieser Rolle klemmt er auch schon mal ein Buch in eine Astgabel, lässt sich das Gesicht schwarz anmalen oder kann – im ehemaligen Wohnhaus von Arno Schmidt, vor dem Schreibtisch des Autors und dessen Zettelkasten stehend…

Heiko Strech: Kartini, Nico und Rossini

Um es gleich zu sagen: Ich bin kein Katzenmensch. Wenn ich nun doch einen Katzenroman gelesen habe und ihn hier bespreche, liegt das nur daran, dass auch ein Blogger von Zeit zu Zeit über seinen Schatten springen und auch Dinge vorstellen muss, die ihm nicht liegen. (Im Ernst: Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die…

Daniel C. Dennett: Von den Bakterien zu Bach – und zurück

Dennetts neuestes Buch ist eine Art Zusammenfassung (mit Neuerungen) seiner bisherigen Forschungen zum Thema Bewusstsein. Und ich kenne niemanden unter den heutigen Philosophen, der eine solche Analyse besser, eindringlicher formulieren könnte, der ähnlich geistreich und kreativ an dieses Problem herangeht bzw. mehr zu seiner Lösung beiträgt. Der Autor geht auch hier von einem naturalistischen Paradigma…

Briefe von und an Lessing 1770-1776

1770: Lessing wirft das Handtuch. Er gibt auf. Er erklärt seinen Versuch, als freier Schriftsteller nur vom Ertrag seiner Feder zu leben, als gescheitert. Denn, als ihm der Posten eines Bibliothekars an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel angeboten wird, schlägt er ein. Es ist (wie er sich wohl gesagt hat), von allen Möglichkeiten, die…

Friedrich Theodor Vischer: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen III.IV

Musik ist das Thema des Vierten Hefts von Vischers Aesthetik. Das hat mich ein wenig überrascht, ist doch die Musik als abstrakteste, mathematischste und flüchtigste aller Künste sonst am Ende einer Reihung der Künste angesiedelt. Für Vischer aber gehört die Musik nach der Malerei, der Landschaftsmalerei vor allem, weil die Musik ähnliche Reaktionen im Rezipierenden…

Auerbachs Keller

Leipzig ist die Stadt Johann Sebastian Bachs. Er wirkte jahrelang als Thomaskantor an der gleichnamigen Kirche. Dort befindet sich auch sein Grab. Heute kennzeichnet es eine schlichte Metallplatte in der Thomas-Kirche. Als ich dort war, lagen zwei winzige Blumensträusse darauf. Ich bin nicht nahe genug hingegangen, als dass ich das Alter der schon leicht angewelkten…

Kennen Sie Enheduanna?

Burkholder, Grout & Palisca: History of Western Music 1960 zum ersten Mal erschienen (damals noch von Palisca alleine verfasst), hat sich History of Western Music zu einer Art Klassiker der Musikgeschichte gemausert: Es ist das einzige seiner Art, das in einem einzigen Band die gesamte Geschichte der westlichen Musik seit 2’300 v.u.Z. bis in die…