Bemerkungen und Betrachtungen zu „Tim Bouverie: Mit Hitler reden. Der Weg vom Appeasement zum Zweiten Weltkrieg.“

Bouverie ist ein junger Historiker und Journalist und hat mit seinem Buch über die Appeasementpolitik einen beachtlichen Verkaufserfolg erzielt. Nicht zu unrecht: Stilistisch auf ein breites Publikum abgestimmt ist es doch penibel recherchiert, der Autor ist mit seinen Quellen vertraut und erläutert mit historischem Sachverstand den Weg, den die westliche Welt sehenden Auges in Richtung…

Etienne Barilier: Gegen den neuen Obskurantismus

Das Buch wurde gegen Ende des letzten Jahrtausends verfasst und nimmt die Millenniumsängste zum Anlass, um mit einem stärker werdenden Obskurantismus abzurechnen, der sich unter verschiedenen Vorzeichen gegen Aufklärung und Wissenschaftlichkeit wendet. Ob das immer wirklich gelungen ist, darf bezweifelt werden, einiges scheint Geschwätz, anderes klug und vorausschauend. Barilier verteidigt das wissenschaftliche Weltbild gegen alle…

George Soros: Für die Verteidigung der offenen Gesellschaft

In diesem letzten Sommer erschienenen Buch hat Soros einige Artikel gesammelt, die er im letzten Jahrzehnt geschrieben hat. Darunter sind Beiträge, die sein philanthropisches Engagement beleuchten (u. a. die Entstehung der Central Europe University (CEU), die ihren Hauptsitz vor kurzem von Budapest nach Wien verlegen musste), wirtschaftspolitische Analysen und ein „konzeptueller Rahmen“, den er als…

Ece Temelkuran: Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist

Temelkuran schildert am Beispiel ihres Heimatlandes Türkei das Abgleiten eines Staates in eine Autokratie, in der die meisten Rechte nur noch auf dem Papier bestehen und freie Meinungsäußerung zu einer Gefahr für Leib und Leben des Betreffenden werden. Sie selbst musste aus ihrer Heimat flüchten und lebt derzeit in Kroatien. In sieben Kapiteln versuchte die…

Philip Ther: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent

Dieses Buch ist 2014 erschienen und dadurch schon wieder teilweise überholt. Es analysiert (hauptsächlich) die Revolutionen in Osteuropa von 1989 und die anschließenden politischen und wirtschaftlichen Bemühungen um eine Integration dieser Länder in den europäischen Wirtschaftsraum als auch die dabei angewandten Methoden (es wurden hauptsächlich neoliberale Ideen umgesetzt, allerdings teilweise mit entsprechenden Einschränkungen in Bezug…

Paul Lendvai: Orbáns Ungarn

Paul Lendvai ist ein österreichischer Journalist mit ungarischen Wurzeln, der 1956 beim Ungarnaufstand unter jenen 200 000 Flüchtlingen war, die es über die Grenze in den Westen schafften. Er gilt als profunder Kenner der politischen Verhältnisse der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten und war jahrelang beim ORF Leiter der Osteuropa-Redaktion; 2010 wurde er mit Vorwürfen konfrontiert, dass er…

Christina Wessely: Welteis

Die Welteislehre ist ein seltsames Pflänzchen, eine kosmologische Theorie, die im Grunde der Erwähnung nicht wert ist und als eine von vielen seltsamen Erscheinungen abgetan werden könnte. Wenn sie nicht zum einen durch die höchsten Vertreter des Nationalsozialismus geadelt worden wäre (Hitler und Himmler war bekennende Anhänger), obwohl gerade dies nach 1945 ihr fast augenblickliches…

Jo Leinen / Andreas Bummel: Das demokratische Weltparlament

Untertitel: Eine kosmopolitische Vision. Das Buch beginnt mit einer Art Geschichte kosmopolitischer Ansätze im Denken der Menschheit. Da werden, schon fast klassisch-philosophiegeschichtlich, die Ideen eines Gesellschaftsvertrages im alten Griechenland, in Indien oder China, bei Hobbes oder Locke, bei Wolff oder Kant, vorgestellt, ohne allerdings sehr in die Tiefe zu gehen, ohne viel mehr zu liefern…

Steven Pinker: Gewalt

Ein Buch mit dem Titel „Gewalt“ lässt auf eine Aufzählung all der Ungeheuerlichkeiten schließen, die Menschen Menschen (oder auch anderen Lebewesen) angetan haben. Und obwohl dieser Aspekt in dem über 1000 Seiten starken Buch nicht zu kurz kommt, ist seine Botschaft eine grundsätzlich andere: Die Gewalt hat in unserer Geschichte ständig abgenommen – und das…