Herausgegeben vom Freundeskreis Karl May Leipzig, unter der Redaktion von Jenny Florstedt und Martin Schulz, erscheint seit nunmehr 30 Jahren eine Zeitschrift, die sich mit Karl May und der zugehörenden ‚Szene‘ befasst. Dass jetzt die Nummer 116, das Heft vom März 2019, vor mir liegt, ist dem Umstand zu verdanken, dass in dieser Nummer mein Blog-Aperçu zu Jules Vernes 20’000 Meilen unter dem Meer Eingang gefunden hat. Dass mein Aperçu Eingang gefunden hat, verdankt sich wiederum der Tatsache, dass ich mich – lang, lang ist’s her – in der Karl-May-‚Szene‘ wichtig gemacht habe.
Wenn man mir aber ein Belegexemplar schickt, muss man damit rechnen, dass ich es auch von A bis Z durchlese. Und wenn ich etwas von A bis Z durchlese, muss man damit rechnen, dass sich dieses Etwas eines schönen Tages auch in diesem Blog hier wiederfindet.
Nun denn:
Da ist zuerst natürlich das Editorial, das erklärt, wie Heft 116 zu seinem Titel gekommen ist – nämlich über den Umstand, dass sich 2019 die Veröffentlichung von Jules Vernes Vingt mille lieues sous les mers mit Kapitän Nemo in einer Hauptrolle zum 150. Mal jährt – ein Umstand, der wohl auch zum Anlass für einen neuen Band der neuen Reihe Karl Mays magischer Orient geworden ist: Der Herrscher der Tiefe. (Ich habe bei meinem Besuch der diesjährigen Buchmesse über eine Lesung aus dem Buch berichtet.)
Aber Kapitän Nemo und Kara Ben Nemsi füllen nicht das ganze Heft. In der Reihenfolge der Artikel sind da nach dem Editorial und dem Impressum zu finden: Ein Bericht über einen Diebstahl von Karl-May-Manuskripten, die nach Wien verschleppt wurden (von Co-Redaktor Martin Schulz), ein Exzerpt aus Karl Mays Am Rio de la Plata (offenbar als Ergänzung und im Zusammenhang mit einem früheren Heft zum Thema „Karl Mays Lieblingsschwester“, eine Präsentation verschiedener kleiner und kleinster Texte, deren Urheberschaft von Karl May diskutiert wird, die österreichische Dichterin Auguste Poestion – mir bis dato unbekannt – mit der Karl May in schriftlichem Kontakt gestanden haben soll. Alles in allem also die übliche Mikro-Spurensuche, die im Grunde genommen nur den eingefleischten Aficionado begeistern kann – der ich in diesem Ausmass nicht bin, nie war.
Das Thema „Spurensuche“ wird dann gleich in einem Beitrag von Rolf Patermann aufgenommen, der mit Beispielen aus Karl-May-Texten eine eigene Ausbildung zum Fährtenleser (was es offenbar auch heute noch gibt) illustriert, bzw. die auch bei Karl May starke pädagogische Tendenz, das Lesen von Trittspuren an andere weiterzugeben – was Patermann offenbar als Lehrer an einer Sozialpädagogikschule des öfteren tut. Nach Patermann hält Karl Mays Kunst des Fährtenlesens durchaus vor einem Profi stand, ohne dass allerdings dieser Profi zu erklären weiss, woher May – der sich ja keineswegs jahrzehntelang an der frischen Luft des Wilden Westens und des noch wilderen Ostens herumgetrieben hat – woher May also so etwas so genau wusste.
Nun folgen ein Werkstattbericht über und ein Textauszug aus Jacqueline Montemurris Der Herrscher der Tiefe. Im Werkstattbericht werden auch ein paar grundsätzliche Pfeiler eingeschlagen, bzw. vorgestellt, was die Einstellung Kara Ben Nemsis zum Wunderbaren und Übernatürlichen betrifft, mit dem er in dieser neuen Reihe des Karl-May-Verlags konfrontiert wird. In Zusammenhang mit der Begegnung mit Kapitän Nemo fällt auf, dass Kara Ben Nemsi auch in der Theorie über einen ganz ähnlichen Charakter verfügt, wie ihn Jules Verne damals seinem Ich-Erzähler Professor Pierre Annorax verliehen hat. Und so wunderte es mich denn auch nicht (mehr), dass der Textauszug – ein anderer, als der, den ich in Leipzig gehört habe – abermals sehr stark an Vernes Original angelehnt ist. Auch in diesem Textauszug finde ich keine Ironie-Zeichen; es scheint der Autorin also tatsächlich ernst zu sein damit.
Gleich im Anschluss an den Ausschnitt aus Montemurris Roman folgt der Abdruck meines Aperçus. Da die Redaktoren nichts daran geändert haben, ich auch keine Zeit gehabt hätte, es umzuschreiben, fällt bei der Lektüre nun auf, wie viele Dinge darin stehen, die nur im Zusammenhang des ganzen Blogs und seiner Einträge wirklich einen Sinn ergeben. Es fehlen die expliziten ebenso wie die impliziten Hyperlinks, und der unbefangene Leser wird wohl das eine oder andere Mal so reagiert haben, wie die Amsterdamer auf die Fragen des Tuttlinger Handwerksburschen: „Kannitverstan.“ Je nun…
Danach ein Bericht über eine Person, die offenbar ein Doppelgänger von May war, deren Existenz aber lange nachgegangen wurde, suchte man doch in den ersten Jahren nach Karl Mays Tod immer wieder nach Spuren seiner vermeintlichen Frühreisen, die ihn in den Wilden Westen und / oder in der Orient geführt hätten.
Da das Thema dieses Hefts Jules Verne ist, wird auch der Jules-Verne-Club für Deutschsprachige in extenso vorgestellt. Es folgen Berichte zum 90-Jahr-Jubiläum des Karl-May-Museums; über eine Lesung des dem Berichterstatter vorher unbekannten Christian von Aster unter dem Titel “Reiten wir!“ in Leipzig; ein Text Das Geheimniß des Indianers, ein Trivialroman im Stile Mays, der in Fortsetzungen publiziert wird (ich also mitten drin gelandet bin, und mir deshalb nun auch wie Hebels Amsterdamer vorkam).
Ein kunter-buntes Bild der Aktivitäten rund um Karl May (und Jules Verne).