Pausanias: Reisen in Griechenland. Olympia

Fotografie: Vor dem Hintergrund eines Wäldchens und von Mauerruinen stehen viele zum Teil stark verwitterte und verfallene Steinsäulen. Wir befinden uns im antiken Olympia (Griechenland), am Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike, genauer der Palästra, der Trainings- und Wettkampfsstätte der Ringkämpfer. - Ausschnitt aus dem Buchcover.

Pausanias reist weiter durch Griechenland. Der zweite Band meiner vollständigen deutschen Übersetzung enthält die Bücher V, VI und VII des Originals und behandelt die Landschaften von Elis und Achaia. Nicht nur folgt Pausanias innerhalb einer Landschaft also ziemlich genau den Wegen, welche Reisende zu nehmen hatten, auch die Reihenfolge der Landschaften in den einzelnen Büchern folgt einer solchen Route. Für die erste im zweiten Band behandelte Landschaft, Elis, gibt Pausanias an, bei der Abgrenzung der einzelnen griechischen Stämme den Angaben des Thukydides gefolgt zu sein. Tatsächlich allerdings, fügen die Herausgeber meiner deutschen Ausgabe hinzu, verwendet er meistens und ziemlich genau die Grenzen der römischen Verwaltungseinheiten. Überhaupt sind die Römer in diesem Band bedeutend präsenter als im vorhergehenden. Während man Band 1 mit Athen und Sparta lesen konnte, ohne allzu oft darauf gestoßen zu werden, dass die Gegenden, die Pausanias beschreibt, schon längst unmündige römische Provinzen geworden sind, trifft man Rom hier des öfteren. Auch anders im vorliegenden Band 2 ist der Umstand, dass die Landschaft von Elis in zwei Büchern abgehandelt wird statt nur in einem.

Beides, die höhere Präsenz der Römer wie die Ausdehnung Elis’ auf zwei Bücher, hat letzten Endes den gleichen Grund, und der wird im Untertitel des zweiten deutschen Bandes genannt: Olympia. Uraltes Heiligtum des Zeus (seit ungefähr dem 11. Jh. v.u.Z.), diente Olympia nicht nur als Orakelstätte, sondern war ab Ende des 8. Jh. v.u.Z. Schauplatz zunächst ebenfalls ritueller Wettkämpfe. Das Heiligtum blieb als solches auch unter den Römern erhalten, die sich bekanntlich in die lokalen Religionen nicht einmischten, ja auch schon mal fremde Götter assimilierten, so, wie sie das schon längst bei Zeus und der ganzen griechischen Götterwelt getan hatten. Und die Wettkämpfe waren für die römischen Kaiser willkommene Gelegenheit, den Griechen Prunk und Macht des Römischen Reichs vor Augen führen zu können. Erst etwas mehr als 200 Jahre nach dem Tod des Pausanias wurden die olympischen Spiele vom bereits christlichen Ostrom verboten, weil man das damit verbundene „Heidentum“ auszurotten gedachte.

Pausanias aber sah in Olympia nicht nur die Kultstätte des Zeus (der er praktisch Buch V widmet); er sah auch übrigen von römischen Kaisern (Marc Aurel) hinzugefügten Prachtbauten oder das Gold, das Nero in eines der Schatzhäuser hatte bringen lassen. Was er nicht sah, waren die Statuen und Säulen, die eben derselbe Nero aus Olympia abtransportieren und nach Rom bringen ließ. (Diese sind meines Wissens heute verschollen.)

Buch VI widmet sich zu einem großen Teil dann den Olympischen Spielen (oder Olympiaden, wie es bei mir immer übersetzt ist). Es gab zu seiner Zeit noch jede Menge Statuen der Sieger und / oder Inschriften, die deren Siege feierten – so viele in der Tat, dass selbst Pausanias nicht alle vorstellen kann. Auf seinen Wanderungen durch das übrige Elis trifft er, nebenbei, auch auf das Grab des Philosophen Pyrrhon.

Die Beschreibung Achaias, der Landschaft von Buch VII, war – jedenfalls für meinen Geschmack – dann von geringerem Interesse. Aber ich denke, Altertumswissenschaftler:innen werden auch dort ihre Juwelen finden.

Der Kuriosität halber seien erwähnt die Ausflüge in die Naturkunde, die Pausanias unternimmt. So behauptet er, es sei absolut sicher, dass die Stoßzähne des Elefanten gleichzusetzen sind mit den Hörnern der Ochsen. Bei diesen könne man nämlich schön am Schädel sehen, wie sie auf dem Knochen aufgesetzt sind. Auf die Idee, auch einen Elefantenschädel diesbezüglich zu inspizieren, ist er aber dann nicht gekommen …


Pausanias: Reisen in Griechenland. Gesamtausgabe (= Die Bibliothek der Alten Welt. Griechische Reihe). 3 Bände. Auf Grund der kommentierten Übersetzung von Ernst Meyer hrsg. von Felix Eckstein und Peter C. Bol. 3. Auflage, Artemis & Winkler, Zürich / München 1986-1989. [Meine Ausgabe ist dem Patmos-Verlag zugeordnet, mit © 2001.]

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