Der Roman ist dreigeteilt: Zu Beginn wird man nach Afrika in die Zeit von vor 3 Millionen Jahre versetzt (Australopithecus africanus). Einer Gruppe diese „Vormenschen“ wird eine Unterweisung durch einen Monolithen zuteil: Dadurch soll – von einer unbekannten außerirdischen Intelligenz – die Entwicklung angestoßen werden. (Die anthropologischen Kenntnisse Clarkes sind allerdings fragwürdig, auch für das Jahr 1968, in dem das Buch erschienen ist.) Dann wird – 1997 – abermals ein seltsames Objekt, diesmal auf dem Mond gefunden: Wieder ist es ein rechteckiger Körper, von dem eine starke elektromagnetische Strahlung ausgeht und der, nachdem er ausgegraben wurde, durch die Einwirkung der Sonne für kurze Zeit ein seltsame Strahlung aussendet in Richtung des Saturnmondes Japetus.
Im dritten Teil sehen wir die Hauptfigur David Bowman mit einer Mannschaft auf dem Weg zum Saturn. Er selbst wurde über seine Mission noch im Unklaren gelassen (die Entdeckung des Mondquaders (TMA-I) wurde streng geheim gehalten), er soll erst bei seiner Ankunft über die genauen Absichten informiert werden. Doch der Flug verläuft nicht nach Plan: Der Bordcomputer HAL, eine künstliche Intelligenz, die um diese Absichten weiß, verfällt in eine „elektronische“ Neurose, greift schließlich das Bordpersonal an, wobei nur Bowman überlebt und nach Deaktivierung von HAL allein zum Saturn weiterfliegt. Auf Japetus (der das offenkundige Ziel der Strahlennachricht vom Mond war) findet Bowman abermals einen riesigen Quader vor, versucht diesen mit einem kleinen Raumschiff zu erkunden und stürzt in eine Art vierte Dimension mit riesigen Sonnen, Weltraumbahnhöfen, Lichtkatarakten. Dort erwartet ihn dort ein Hotelzimmer, offenbar nachgebaut nach den Informationen, die vom Mond zum Saturn gelangt sind, er erlebt eine Art Wiedergeburt durch einen Zeitsprung, kehrt zur Erde zurück und vernichtet diese in einem Atomschlag kraft seines Willens.
Das Ende hat mich einigermaßen ratlos zurückgelassen: Es liegt kaum Logik in diesem atomaren Inferno (vielleicht ein Neubeginn, wie er Bowman selbst widerfahren ist). Die außerirdische Intelligenz tut vieles, um der Menschheit zum Aufstieg zu verhelfen, gibt Hinweise und sendet dann den Boten zurück, um den Planeten bzw. dessen Bewohner zu vernichten. Wie überhaupt der letzte Teil mühselig und beladen ist: Schon die Reise Bowmans durch die vierte Dimension, durch Galaxien und Sternenhaufen (der Quader auf Japetus ist offenbar ein Wurmloch) liest sich wie die Beschreibung eines billigen Egoshooters in Weltraummanier. Ich war an Ballard erinnert: Da weiß jemand nicht recht, was er mit einer eigentlich guten Idee gegen Ende hin machen soll und konstruiert bemüht sinnfällige Metaphern, um dem ganzen eine Art philosophischen Abschluss zu verleihen. Das ist nach meinem Dafürhalten völlig schief gegangen, weder Beschreibung noch Inhalt dieser letzten 40 Seiten können befriedigen, es ist schlicht billige SF, die – weil sie ein stringentes Ende nicht finden konnte – die phantastischen Möglichkeiten des Genres nutzt und eine Traumwelt produziert, die fast lächerlich anmutet.
Der beste Teil des Buches ist eindeutig der Flug zum Saturn, der neurotische HAL und die damit verbundene Thematik, was denn nun Geist, Seele, Bewusstsein ausmache und ob ein solches Bewusstsein auch einem Computer zugestanden werden kann. Das ist nicht nur spannend, sondern auch klug geschrieben, mit viel Witz und einem gehörigen Schuss Ironie. Mir hätte eine längere und subtilere Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine besser gefallen (auch hier ist das Ende HALs ein wenig abrupt), daraus hätte man mehr machen können, vielleicht müssen. Trotzdem aber amüsante Unterhaltung – allerdings mit den üblichen SF-Schwächen.
Arthur C. Clarke: 2001 Odyssee im Weltraum. Köln: vgs 1996.
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