Hektor Haarkötter: Notizzettel. Denken und Schreiben im 21. Jahrhundert

Vor einem halben Jahrzehnt bin ich über Haarkötters Buch zum Bücherwurm gestolpert und habe es mit großem Vergnügen gelesen. Als ich dann neulich eine recht enthusiastische Rezension zu diesem, seinem neuesten Buch las, war für mich klar, dass ich es ebenfalls lesen wollte. Und nun? Hm. Was soll ich sagen? Der Bücherwurm war offenbar das…

Doktor Johannes Faust (Puppenspiel)

Der Titel des vorliegenden kleinen Büchleins*), jedenfalls auf dem Umschlag (Doktor Johannes Faust. Puppenspiel), ist ein wenig irreführend. Denn es gab nicht dasPuppenspiel – es gab viele Puppenspiele, die sich zwar alle ähnelten, aber dennoch immer unterschiedlich waren. Und was hier nun vor uns liegt – aber darauf komme ich noch. Seinen Ursprung, so weit…

Roland Barthes: Die Lust am Text

Um Roland Barthes kam man zu meiner Zeit im Studium nicht herum. Genauer: in einem literaturwissenschaftlichen Studium. Die Philosoph:innen und auch die Sprachwissenschaftler:innen konnten mit dem französischen Poststrukturalismus, und somit auch mit Barthes, wenig anfangen. Nach langen Jahren habe ich ihn nun wieder einmal ausgegraben. Noch heute verstehe ich die Faszination, die er auf Literaturwissenschaftler:innen…

Heinrich Mann: Der Untertan

2021 jährt sich der Geburtstag von Heinrich Mann zum 150. Mal. Aus diesem Anlass erschien bei S. Fischer dieses Jahr Manns Roman Der Untertan in einer neuen Ausgabe, mit einem Nachwort und Materialienanhang von Ariane Martin – Leinen mit einer Art Bauchbinde als „Schutz“-Umschlag, Fadenheftung, Lesebändchen, nicht ganz 640 große und großzügig bedruckte Seiten. Über…

Christian Dietrich Grabbe: Don Juan und Faust

Auf den ersten Blick sieht es aus, wie eine sehr gute oder zumindest ziemlich interessante Idee für ein Drama: die Gegenüberstellung der beiden großen männlichen Mythen der Neuzeit: Don Juan und Faust. Hie Don Juan, der schon fast dämonische Frauenverführer, der die Frauen und die Liebe aus dem gesellschaftlich-moralischen Kontext des mittelalterlichen Denkens herausgelöst hat…

Johann Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus

Nestroy wollte ich schon länger einmal hier vorstellen. Nun hat sich die Gelegenheit ergeben, dass ich zwischen zwei dickeren Büchern einen kürzeren Text einstellen kann; zugleich habe ich gerade in Jens Malte Fischers Kraus-Biografie wieder davon gelesen, wie Karl Kraus nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Nestroy wieder in Schwang gebracht hat –…

Jens Malte Fischer: Karl Kraus

Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Buchpreis 2020 für das beste Sachbuch. – Wie die vor kurzem besprochene Fontane-Biografie von Rutsch ebenfalls ein Beifang meiner Bestellung der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises bei der Büchergilde. Zum Zeitpunkt der Bestellung war es allerdings noch nicht klar, dass ich mit drei bestellten Büchern gleich zwei Buchpreis-Träger an Land ziehen sollte,…

Ernst Toller: Prosa / Briefe / Dramen / Gedichte

Im Oktober 1961 erschien diese Auswahl aus den Texten Ernst Tollers beim Rowohlt-Verlag, ohne Ortsangabe. Sie war Teil einer Reihe namens Rowohlt Paperback, genauer gesagt deren N° 1 (was aber nur aus einer kleinen Nummer auf dem Buchrücken ersichtlich ist). Ein bisschen größer als der Standard der rororo-Taschenbücher, in etwa Oktav. Es zeichnet kein Herausgeber…

Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti

Entstanden im finnischen Exil Brechts, nach einer Vorlage der finnischen Dichterin Hella Wuoliijoli (bei der er sich 1941 aufhielt), Handlungsort ebenfalls Finnland, irgendwo in der Provinz. Uraufführung dann nach dem Krieg, 1948 in Zürich. Neben der finnischen Vorlage sind sicher auch Denis Diderots Fatalist Jacques und sein Herr in die Konzeption eingeflossen. Denn die Konstellation…

Denis Diderot: Jacques der Fatalist und sein Herr

Vor uns liegt Diderots Alterswerk – und es ist von einer verblüffenden Modernität. Es könnte praktisch genau so auch im 21. Jahrhundert geschrieben worden sein und hätte auch als Werk des 21. Jahrhunderts noch das Zeug, die Literaturkritik der ganzen Welt in Lobeshymnen ausbrechen zu lassen. Schon damals gefiel es ausnehmend, zum Beispiel den deutschen…