Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum

Stirner ist nur ein Beispiel für das Versagen einer ganzen Generation der Intelligentsia. Mit diesem Satz beendet Ahlrich Meyer, der Herausgeber meiner Ausgabe des Einzigen (Reclam Universalbibliothek Nr. 3057 aus dem Jahr 1981), sein Nachwort – oder genauer: einen Anhang zum Nachwort von 1970/71, das er für die Neuauflage von 1981 noch zusätzlich verfasst hatte….

Pjotr Alexejewitsch Kropotkin

Ähnlich wie Tolstoi stammte auch Kropotkin aus dem russischen Hochadel. Ähnlich wie jener verzichtete auch dieser auf viele Privilegien, die ihm die Zugehörigkeit zu diesem Stand gebracht hätte. Allerdings war Kropotkin konsequenter, radikaler. Zwar trat er noch in das St. Petersburger Pagenkorps ein, jene Schule, in der die Kinder des russischen Hochadels auf Karrieren in…

Yuval Noah Harari: Homo Deus

Hararis „Menschheitsgeschichte“ war ein Bestseller und das vorliegende Buch scheint sich ebenfalls ausgezeichnet zu verkaufen. Marketingtechnisch also alles bestens, allerdings ist ein Gutteil der Kritik, die ich in der Besprechung seines Erstlings äußerte, auch auf „Homo deus“ anwendbar. Oft weitschweifig, dann wieder unnötig vereinfachend und pauschalierend und auch strukturlos, sodass man sich bisweilen fragt, welches…

Hans Diefenbacher (Hrsg.): Anarchismus

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von verschiedenen Aufsätzen zum Thema „Anarchismus“. Genauer, wie der Untertitel sagt: Zur Geschichte und Idee der herrschaftsfreien Gesellschaft. Wie immer bei solchen Sammelbänden sind die einzelnen Beiträge von unterschiedlichem Niveau, auch aus unterschiedlichen Gesichtspunkten verfasst. Das Schwergewicht der Darstellung liegt dabei auf den ‚klassischen‘ (mehr oder…

H. Welzer, S. Moller, K. Tschuggnall: „Opa war kein Nazi“

Wie sind die Deutschen mit ihrer Geschichte umgegangen abseits der offiziellen Geschichtsschreibung – welches Bild der nationalsozialistischen Zeit wurde innerhalb der Familie tradiert bis in die Enkelgeneration? Diesem Antagonismus (denn ein solcher sollte es sein) sind die Autoren in dieser Studie nachgegangen, indem sie knapp 200 Personen (inklusive Kinder- und Enkelgeneration) allein und in der…

Eugen Ruge: Metropol

Eugen Ruge war mir gerade einmal dem Namen nach bekannt, als einer jenen vielen, die ab und zu einen Literaturpreis gewinnen und die ephemere Bekanntheit durch vermehrte Produktion in klingende Münze verwandeln. Ohne nun ein anderes Buch als das vorliegende von ihm zu kennen, dürfte dies eine Fehleinschätzung gewesen sein: Denn „Metropol“ ist ein mehr…

Philip Ther: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent

Dieses Buch ist 2014 erschienen und dadurch schon wieder teilweise überholt. Es analysiert (hauptsächlich) die Revolutionen in Osteuropa von 1989 und die anschließenden politischen und wirtschaftlichen Bemühungen um eine Integration dieser Länder in den europäischen Wirtschaftsraum als auch die dabei angewandten Methoden (es wurden hauptsächlich neoliberale Ideen umgesetzt, allerdings teilweise mit entsprechenden Einschränkungen in Bezug…

Paul Lendvai: Orbáns Ungarn

Paul Lendvai ist ein österreichischer Journalist mit ungarischen Wurzeln, der 1956 beim Ungarnaufstand unter jenen 200 000 Flüchtlingen war, die es über die Grenze in den Westen schafften. Er gilt als profunder Kenner der politischen Verhältnisse der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten und war jahrelang beim ORF Leiter der Osteuropa-Redaktion; 2010 wurde er mit Vorwürfen konfrontiert, dass er…

Niall Ferguson: Der Westen und der Rest der Welt

Niall Ferguson geht der Frage nach, was denn die westliche Welt ab ca. 1500 dazu befähigt habe, die Weltherrschaft zu übernehmen. Warum etwa sind nicht chinesische Seefahrer an den Küsten Europas gelandet, haben Kolonien gegründet und den Einheimischen Handelsbeziehungen aufgezwungen? Welche Vorzüge waren es, die den Westen gegenüber der islamischen Welt einen Vorteil verschafften (während…