Paul Scheerbart: Münchhausen und Clarissa

Berlin im Januar 1905. Der alte Baron Münchhausen ist in der Stadt und alle Welt ist in Aufruhr. Na ja … vielleicht nicht „alle Welt“, aber zumindest Clarissa, die achtzehnjährige Tochter des Grafen Rabenstein. Sie war schon immer eine große Verehrerin des Barons; das einzige ‚klassische‘ Gemälde, das in der ansonsten nach modernsten Gesichtspunkten durch…

Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe

Dieses Buch wollte ich schon vor schätzungsweise fünfzig Jahren ‚irgendeinmal‘ oder auch ‚demnächst‘ lesen und bin aus irgendwelchen Gründen nie dazu gekommen. Bis vor kurzem. Es gibt den schönen Satz: „Besser spät als nie.“ Es gibt aber auch den bedauernden Ausruf: „Zu spät!“ … Zu spät tatsächlich habe ich dieses Buch nun gelesen. Es hätte…

Plotin: Schriften in deutscher Übersetzung. Teilband 2 • Schriften 39-54 / Porphyrios: Über Plotins Leben und über die Ordnung seiner Schriften

Teilband 2 enthält cum grano salis die reifen und späten Schriften Plotins. Man merkt es bei der Lektüre: Der Philosoph ist sich jetzt seines Themas sicher und hat sein System so weit ausgefeilt, dass es ohne größere innere Widersprüche formuliert werden kann. Sein Schüler Porphyrios, in der zum Schluss beigefügten Abhandlung Über Plotins Leben und…

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System des transzendentalen Idealismus

Schelling, der Philosoph, war ein Chamäleon. Er änderte den Zuschnitt seiner Philosophie in ungefähr dem gleichen Rhythmus wie seine Zeitgenossen Zuschnitt und Farbe ihrer Weste. Wobei meine beiden Vergleiche aber auch darauf hinweisen wollen, dass Grundlegendes beibehalten wird. Das Chamäleon bleibt ein Chamäleon, gleichgültig, welche Farbe es aktuell angenommen hat. Und eine Weste bleibt eine…

Plotin: Schriften in deutscher Übersetzung. Teilband 1 • Schriften 1-38

Wohl kaum ein anderes philosophisches System hat auf die Philosophie als Ganzes einen verheerenderen Einfluss gehabt als dasjenige Plotins. (Ich meine: Hegel hat zwar ähnlich verheerend gewirkt, aber sein Einfluss dauerte gerade einmal ein Vierteljahrtausend. Heute ist er einer unter vielen, die man studiert oder auch nicht. Abgesehen davon, dass Hegel auch nur ein Bastard…

Jaap Mansfeld / Oliver Primavesi (Hrsg.): Die Vorsokratiker

In die Lücke, die der Verlag der Weidmannschen Buchhandlung aufgemacht hat, indem er Die Fragmente der Vorsokratiker von Hermann Diels und Walther Kranz seit den frühen 1950ern nicht mehr neu bearbeitet und so herausgegeben hat, sind unterdessen andere Verlage und andere Herausgeber vorgestoßen. Denn auch in der Altphilologie, der Textkritik und der Philosophie gibt es…

Hermann Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker

Hermann Diels ist mit diesem einen Buch berühmt geworden – jedenfalls unter den PhilosophInnen, PhilosophiehistorikerInnen und AltphilologInnen an den deutschsprachigen Universitäten. Sein Ruhm muss allerdings über Deutschland hinausgegangen sein; vor mir liegt ein Reprint der ersten Auflage dieses Werks von 1903, die von der Cambridge University Press so spät wie 2019 in ihrer Reihe Cambridge…

Edward Brooke-Hitching: Der Atlas des Himmels

Edward Brooke-Hitching ist der Sohn eines Antiquars und Sammlers alter Landkarten. Er scheint die Vorliebe seines Vaters für Ausgefallenes – und für Landkarten jeder Art! – geerbt zu haben. Seit 2015 veröffentlicht er in regelmäßigen Abständen Bücher zu abgelegenen Themen oder dann zur Kartografie mehr oder weniger seltsamer Orte: Fox Tossing, Octopus Wrestling and Other…

Jean Bodin: La démonomanie des sorciers [Vom Außgelaßnen Wütigen Teuffelsheer]

Jean Bodin kennt man heute – wenn überhaupt – noch als den Staatstheoretiker des Absolutismus. Ein Gleichgewicht der Stände, so dass keiner ohne die andern konnte, und darüber der König als der legibus absolutus, der von den Gesetzen Losgelöste, der die Rolle eines Schiedsrichter übernehmen sollte, falls sich die Stände dann doch nicht einigen konnten….

Stanisław Lem: Phantastik und Futurologie II

Im zweiten Band von Phantastik und Futurologie versucht sich Lem zunächst an einer Art Typologie der Science Fiction, um schließlich deren futurologische Fähigkeiten zu bestimmen – will sagen: deren Potenzial, Zukunft vorher zu sagen oder gar zu gestalten. Er kommt dabei, so viel kann ich gleich vorweg nehmen, zu einem ziemlich vernichtenden Resultat. Die Typologie…