Étienne Bonnot de Condillac: Abhandlung über die Empfindungen [Traité des sensations]

Condillac setzt sich in diesem Buch mit dem englischen Sensualismus auseinander, insbesondere dem von John Locke. Es ist der Diskurs der französischen Aufklärung mit den englischen Positionen der Sensualisten – und mehr. Denn Condillac übernimmt zwar im Großen und Ganzen Lockes Positionen, fügt aber ein oder zwei eigene Punkte hinzu, die machen, dass Condillacs Buch…

André Chénier: Poésies

Poésies: Das sind Dichtungen, also Lyrik, im vorliegenden Fall eines relativ Unbekannten, denn André Chénier (auch: André de Chénier) gehört nicht gerade zu den Autoren, die man üblicherweise im französischen (Schul-)Kanon antreffen wird, wage ich zu behaupten. Das hat verschiedene Gründe, die ich im Folgenden kurz aufzählen werde. Zunächst einmal ist André Chénier, anders als…

Maurice Maeterlinck: La vie des abeilles [Das Leben der Bienen]

Nach Romain Rolland gleich ein weiterer bekannter Autor, von dem ich bisher noch nie etwas gelesen habe. Auch er französischsprachig (allerdings stammte er aus Belgien), auch er einer der frühen Empfänger des Nobelpreises für Literatur (sogar noch vor Rolland, nämlich 1911), auch ihn stelle ich nicht mit einem literarischen Text vor sondern mit einem theoretischen…

Immanuel Kant: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik

Aus dem Titel des letzten Bandes der Studienausgabe in 6 Bänden, herausgegeben von Wilhelm Weischedel, könnte man auf ein gewisses Sammelsurium an Inhalten schließen. Das stimmt in hohem Maß sogar; andererseits enthält dieser letzte Band doch noch einige der bekanntesten Schriften Immanuel Kants zu diversen Themen. Es beginnt allerdings mit einem weniger bekannten Aufsatz, nämlich…

Alphonse Daudet: Aventures prodigieuses de Tartarin de Tarascon [Die wunderbaren Abenteuer des Tartarin von Tarascon]

Tarascon ist eine Kleinstadt im Süden Frankreichs, im so genannten „Midi de la France“. Tartarin ist ihr berühmtester Bürger. Tarascon gibt es wirklich; das Städtchen liegt in der Nähe von Arles und Avignon, am linken Ufer der Rhône. Am andern, dem Westufer, liegt Baucaire, dazwischen gibt es eine Brücke. Baucaire habe ich als durchschnittliche Kleinstadt…

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft und Schriften zur Naturphilosophie

Herausgeber Wilhelm Weischedel hat, anders als es der Titel des 5. Bands seiner Auswahl aus Kants Werken vermuten lässt, die Schriften zur Naturphilosopie (es sind nur deren zwei) vor die Kritik der Urteilskraft gesetzt. Während er also die Bände insgesamt nach Themen geordnet hat, geht er innerhalb eines einzelnen Bands dann chronologisch vor. Ich persönlich,…

Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. [1785:] Zweiter Teil

Nachdem Herder im ersten Teil seiner Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit zunächst die Erde als Stern unter Sternen verortet, danach deren physische Beschaffenheit (so lautet eine Kapitelüberschrift: Der Planet, den wir bewohnen, ist ein Erdgebürge, das über die Wasserfläche hervorragt.) näher skizziert hat, lässt er die Organisation (will sagen: die Physiologie) von Pflanzen,…

Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. [1784:] Erster Teil

Wir kamen auf Herder zurück und ich fragte Goethe, was er für das Beste seiner Werke halte. „Seine Ideen zur Geschichte der Menschheit, antwortete Goethe, sind unstreitig das vorzüglichste. später warf er sich auf die negative Seite und da war er nicht erfreulich.“ Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe, 9. November 1824 In der Tat…

Immanuel Kant: Vorkritische Schriften bis 1768

Sozusagen Kants Jugendschriften … (Nur, dass der Kant als Philosoph erst mit 58 Jahren aus den Kinderschuhen herausgewachsen war. Dafür aber dann gleich richtig.) Da ich mir die so genannte „Akademie-Ausgabe“ weder leisten kann noch will, lese ich Kant in der 6-bändigen Auswahl, die Anfang der 1960er von Wilhelm Weischedel zusammengestellt wurde und die bis…

Gottfried August Bürger: Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer

Münchhausens Lügengeschichten waren fester Bestandteil meiner Lesesozialisation, zusammen mit den Kalendergeschichten Johann Peter Hebels. Dass bei der Ausgabe, die ich damals las, kein Autor angegeben war, störte mich dabei nicht im Mindesten. Was mich, ähnlich wie bei den Kalendergeschichten, faszinierte, war das bunte Panorama an Themen und Situationen, das in den Münchhausen-Geschichten aufgetischt wurde. Bei…