Maurice Maeterlinck: La vie des abeilles [Das Leben der Bienen]

Nach Romain Rolland gleich ein weiterer bekannter Autor, von dem ich bisher noch nie etwas gelesen habe. Auch er französischsprachig (allerdings stammte er aus Belgien), auch er einer der frühen Empfänger des Nobelpreises für Literatur (sogar noch vor Rolland, nämlich 1911), auch ihn stelle ich nicht mit einem literarischen Text vor sondern mit einem theoretischen…

Otto Weininger: Geschlecht und Charakter

An dieses Buch erinnert hat mich jener Unterhaltungskünstler, der im deutschen Fernsehen in verschiedenen Sendegefäßen einen Literaturkritiker spielt. In dieser Rolle klemmt er auch schon mal ein Buch in eine Astgabel, lässt sich das Gesicht schwarz anmalen oder kann – im ehemaligen Wohnhaus von Arno Schmidt, vor dem Schreibtisch des Autors und dessen Zettelkasten stehend…

Georg Hermann: Die Nacht des Dr. Herzfeld

Auf der Schutzfolie meines Buchs prangte ein Aufkleber, quietschrot mit weißer Schrift: Dem »jüdischen Fontane« zum 150. Geburtstag am 7. Oktober 2021. Einmal mehr komme ich also zu spät zur Party, aber nicht deswegen zitiere ich den Kleber, sondern weil ich dessen Aussage einerseits nicht mag, andererseits nicht korrekt finde. Und beides gleich doppelt, nämlich…

Guy de Maupassant: Irrfahrten [La vie errante]

Wenn man das erste Kapitel dieses Buchs liest – es trägt völlig zu Recht den Titel Überdruss –, wird man das Gefühl nicht los, hier schreibt ein Getriebener, ein Gehetzter, ein Gejagter. Wer oder was ihn treibt, hetzt, jagt, wird aber nicht klar. Das legt sich ein wenig in späteren Kapiteln, aber eine gewisse Unruhe…

Erika & Klaus Mann: Das Buch von der Riviera

Thomas Manns älteste Kinder haben nicht nur zusammen (mit Gustaf Gründgens) ein politisches Kabarett gegründet, sie haben auch sonst vieles zusammen (aber ohne Gründgens, teilweise dafür mit anderen Freunden, z.B. Annemarie Schwarzenbach) unternommen. Unter anderem reisten sie viel in der Welt herum und verfassten Berichte über diese ihre Reisen. Eine ihrer Lieblingsdestinationen war dabei die…

Christopher Frayling: Vampyres

Vampire… Seit jenem in der Literaturgeschichte zu einem magischen Moment gewordenen Tagen im verregneten, nass-kalten Sommer 1816 – jenem Sommer, ‚der kein Sommer war‘ –, als die vier Freunde Byron, Shelley, Mary Wollstonecraft und John Polidori in der Villa Diodati am Ufer des Genfersees zusammenkamen und beschlossen, sich gegenseitig Gruselgeschichten zu erzählen, sind diese blutsaugenden…

Vincent van Gogh: Letters [Briefe]

Vincent van Goghs Mitteilungsbedürfnis muss ungeheuer gewesen sein. Er konnte – wenn er jemanden mochte und zu ihm Vertrauen gefasst hatte – stundenlang auf diesen Jemand einquatschen. Wenn ihm gerade niemand zur Verfügung stand, griff er zur schriftlichen Kommunikation. Er schrieb Briefe. Seitenlange Briefe. Hauptopfer seiner Kommunikationswut war sein jüngerer Bruder Theo. 902 Briefe sind…

Gustave Flaubert: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit. Transkribierte Handschriften und Kommentare

Wenn ich das richtig verstehe, stellt der dritte Band des Werkkomplexes rund um Flauberts Bouvard und Pécuchet so etwas wie eine Zusammenstellung der Vorarbeiten zum Inhalt des zweiten Bandes, des Sottisier dar. Vorarbeiten, die allerdings um ein Vielfaches weniger Platz einnehmen, als das Sottisier, was bedeuten müsste, dass Flaubert in seinen Arbeiten für Band 2…

Gustave Flaubert: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit. Ein Sottisier

Materialiensammlungen, Zettelkästen und Ähnliches kennen wir von so manchem Autor. Arno Schmidt und Jean Paul, um nur die zwei bekanntesten deutschen zu nennen. Auch einigermassen sinnlose Listen und Aufzählungen haben es in die Weltliteratur geschafft – man lese z.B. das Kopfkissenbuch der Sei Shōnagon. Mit all diesem ist Gustave Flauberts Sottisier verwandt. (Während, wenn ich…

Ford Madox Ford: The Good Soldier [Die allertraurigste Geschichte]

1. Auflage: 1915; 2. Auflage: 1927. Ford Madox Ford hat in The Good Soldier etwas zu Stande gebracht, das ich eigentlich für unmöglich gehalten hätte: Er hat nicht nur den absolut unzuverlässigen Ich-Erzähler in die Literaturgeschichte eingeführt – er hat den absolut unzuverlässigen Ich-Erzähler mit dem gleichzeitg eingeführten absolut unzuverlässigen Autor noch übertroffen. Aber der…