J. M. R. Lenz: Pandaemonium Germanicum

Sie waren schon eine Bande frecher Jungs, die Stürmer und Dränger, als sie – so um 1775 herum – begannen, die deutsche Literatur aufzumischen. Es ist durchaus gerechtfertigt, dass wir in der Geschichte der deutschen Literatur diese Epoche separat aufführen, als eine Art Zwischenstufe, welche Aufklärung und Empfindsamkeit, die ablaufende Zeit, verbinden sollte mit der…

Johann Peter Uz: Sämtliche poetische Werke / Versuch über die Kunst stets fröhlich zu seyn

Betrachtet man die deutsche Literatur in der Epoche unmittelbar bevor Goethe und seine Freunde die literarische Landschaft in Deutschland vollständig und endgültig umpflügten, so wird man auch immer wieder auf den Namen Johann Peter Uz stoßen. Auf den ersten Blick war er einer der recht vielen Anakreontiker, die zu jener Zeit – will sagen: im…

Adelheid Duvanel: Nah bei Dir

Im Jahr 2021 erschien beim Limmat-Verlag in Zürich das Buch Fern von hier (von uns dann im folgenden Jahr vorgestellt). Es enthält sämtliche Erzählungen der Schweizer Autorin Adelheid Duvanel (1936-1996) – also de facto ihr Gesamtwerk, denn sie hat, von ein paar Gedichten meist für private Anlässe abgesehen, nur Erzählungen geschrieben. Letztes Jahr (2024) erschien…

Clemens Alexander Wimmer: Geschichte der Gartentheorie

Es gab eine Zeit, da interessierte ich mich sehr für die Gartentheorie. Angefangen hat es wohl mit dem hier vorgestellten Buch von Richard Katz, Übern Gartenhag. Schon recht früh im Studium bin ich über Pückler-Muskau gestolpert. Später dann, ebenfalls hier schon vorgestellt, die Gartenbücher von Vita Sackville-West. Der von mir sehr geschätzte Johann Heinrich Merck…

Thornton Wilder: Theophilus North

Wilder habe ich damals am Gymnasium kennen gelernt, als eine auf Schulaufführungen spezialisierte Truppe für die ganze Schule Our Town (Unsere Stadt) aufführte. Natürlich hatten wir vorher das Stück im Unterricht besprochen, und wir waren ganz stolz darauf, ein (na ja: einigermassen) „modernes“ Stück gelesen, besprochen und gesehen zu haben. Denn Our Town galt damals…

Gotthold Ephraim Lessing: Fabeln und Erzählungen / Fabeln. Drey Bücher

Anderes Land, andere Zeit, anderer Mann – andere Fabeln. So in etwa könnte man den Unterschied beschreiben, der zwischen den Fabeln von Jean de La Fontaine (erstmals veröffentlicht 1668) und denen von Gotthold Ephraim Lessing (1759) zu finden ist. Zwar könnte man La Fontaine mit seinem menschenerzieherischen Anspruch zum Frühaufklärer ernennen – so, wie Lessing…

Choderlos de Laclos: Gefährliche Liebschaften [Les liaisons dangereuses]

Offiziere in der königlich-französischen Armee des 18. Jahrhunderts hatten – wenn nicht gerade Krieg war – meistens recht viel Freizeit, in der sie mehr oder weniger treiben konnten, was sie wollten. Viele fühlten sich dann zu literarischer Produktion getrieben. Sie versifizierten, was das Zeug hielt, und oft wurden diese Verse auch veröffentlicht. Geld hatte man…

Jean de La Fontaine: Sämtliche Fabeln

Von allen Mitgliedern der ‚Quatre amis‘, der Gruppe von vier Freunden, die die Offenheit des gerade volljährig gewordenen Louis XIV nutzen wollten, um die französische Literatur auf neue Beine zu stellen – neben ihm waren das Molière (der schon bald ausscheren und seine eigene Agenda verfolgen sollte), Racine und Boileau – ist Jean de La…

Nicolas Chamfort: Maximes et pensées, caractères et anecdotes [Alle Gedanken, Reflexionen und Maximen]

Nietzsche, als er die Männer aussuchte, die Ida Overbeck, die Frau seines Freundes Overbeck in Basel, übersetzen sollte für das Buch Menschen des XVIII. Jahrhunderts, ließ im letzten Moment Chamfort ersetzen durch Beaumarchais. Dennoch ist Jean Dagen, der Herausgeber des vorliegenden Buchs, der Meinung, dass Chamfort in vieler Hinsicht Einfluss gehabt habe auf eben diesen…

Nicolas Boileau: Satires, Epîtres, Art poétique

Nicolas Boileau ist im deutschen Sprachraum nicht unbedingt bekannt. Dabei gehörte er seinerzeit zur literarischen Gruppe der „quatre amis“, der vier Freunde1). Das war eine Gruppe von Autoren, die sich zu Beginn der eigentlichen Regierung des Sonnenkönigs Louis XIV2) in den Kopf gesetzt hatten, die französische Literatur recht eigentlich aufzumischen. Die vier, das waren neben…