Johann Gottfried Herder: Kritische Wälder.

Ursprünglich sind die Kritischen Wälder anonym erschienen, aber natürlich wussten Herders Freunde (und wohl auch die meisten seiner Feinde), wer der Verfasser war. Trotz der Anonymität handelt es sich hier um den zweiten Versuch Herders (nach dem im Freundeskreis als Fragmente bekannten Aufsatz Ueber die neuere Litteratur), sich als Literaturkritiker im engeren und als Kunsttheoretiker…

Georg Christoph Lichtenberg: Gnädigstes Sendschreiben der Erde an den Mond

Als kleines Häppchen zwischendurch, und weil mich gerade erst Herder an diesen Mann erinnert hat, der einer der ganz großen Satiriker der deutschen Literatur darstellt, hier ein Hinweis auf eine von dessen besten satirischen Gelegenheitsschriften. Lichtenberg schrieb dergleichen von Zeit zu Zeit, wenn ihm gerade ein Thema besonders sauer aufstieß oder eine umlaufende Mode allzu…

Johann Gottfried Herder: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend.

Friedrich Schlegel war keineswegs der erste, der das Fragment als literatur- und metakritisches, ja philosophisches Instrument benutzte. Er gab dem Begriff ‚Fragment‘ eine sehr eigene, spezielle Bedeutung, die ihn berühmt machen sollte. Aber schon vor ihm war es der junge Herder, der Fragmente zur Literatur verfasste und dabei auch (sprach-)philosophische Probleme anschnitt. In seinem Fall…

Walter Kappacher: Wer zuerst lacht

Nein, das hier ist kein Nachruf. Zwar, Walter Kappacher ist wirklich vor ein paar Wochen erst, am 24. Mai 2024, verstorben. Aber für einen Nachruf ist in meinen Augen unabdingbar, dass ich noch zu seinen Lebzeiten mit ihm in irgendeiner Beziehung gestanden hätte – und sei es nur passiv, als Lesender, Schauender oder Hörender. Das…

Jules Verne: Von der Erde zum Mond [De la terre à la lune]

Ionesco wird auf dem hinteren Buchdeckel meiner Ausgabe folgendermaßen zitiert: Jules Verne war der letzte seherische Schriftsteller. Was er ersann, ist Wirklichkeit geworden. Tatsächlich sind viele seiner Ideen in verblüffend ähnlicher Form heute Realität. Wir erinnern uns an den Niedergang der geisteswissenschaftlichen Studien im 20. Jahrhundert oder die sonderbare Art moderner Musik, die Verne schon…

Hugo Loetscher: Der Waschküchenschlüssel oder Was – wenn Gott Schweizer wäre

You Tube kennt jede Menge Kanäle, bei denen so genannte ‚Ex-Pats‘, also Ausgewanderte, ihren auswanderungs-, bzw. aus Schweizer Sicht einwanderungswilligen Landsleuten diesbezüglich Ratschläge und Tipps erteilen. Diese können rechtlicher Natur sein, finanzieller, oder auch ‚nur‘ bei der Bewältigung des Alltags in der Schweiz helfen. Zumindest gegenüber Deutschen (die meisten ‚Ex-Pats‘ in der Schweiz stammen aus…

Josephine Tey: Wie ein Hauch im Wind [To Love and Be Wise]

Künstlerkolonien scheinen auf Verfasser:innen von Kriminalromanen eine große Anziehungskraft auszuüben, ebenso auf schottische Autor:innen. Auf dem Gebiet des Kriminalromans kommt einem sofort Dorothy L. Sayers in den Sinn, die ihren Peter Wimsey einen Mord in einer Malerkolonie in Schottland trotz Fünf falscher Fährten aufklären ließ. Was die Schott:innen betrifft, hat schon vorher der gebürtige Schotte…

Wilhelm Busch: Die fromme Helene

Max und Moritz ist sicher das bekannteste Werk von Wilhelm Busch, aber gleich dahinter folgt Die fromme Helene. Max und Moritz wird gern als Kinderbuch betrachtet und verkauft, obwohl es eigentlich keines ist. (Nicht jedes Buch mit Kindern in den Hauptrollen ist per se ein Kinderbuch.) Max und Moritz ist zynisch und brutal – wobei…

Friedrich von Logau: Sinngedichte (Auswahl)

Unter dem Pseudonym Salomon von Golaw veröffentlichte Friedrich von Logau 1638 Zwei hundert teutscher Reimsprüche, eine Sammlung von so genannten Sinngedichten. Diese Sammlung sollte er bis 1654 sukzessive erweitern und in diesem Jahr schließlich als Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte drei Tausend sozusagen eine Ausgabe letzter Hand in drei Bänden vors Publikum bringen. Er starb…

Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache

Vorliegendes Büchlein erhielt ich als Geschenk mit meiner Bestellung bei der Büchergilde. Es wurde gedruckt aus Anlass des 100. Geburtstags, den eben diese Büchergilde im Jahr 2024 feiert. Es handelt sich dabei um eine Art Auszug aus der allerersten Publikation des vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker gegründeten Buchclubs. Obwohl also eine gewerkschaftliche Initiative, beschränkte man…