Bemerkungen und Betrachtungen zu „Tim Bouverie: Mit Hitler reden. Der Weg vom Appeasement zum Zweiten Weltkrieg.“

Bouverie ist ein junger Historiker und Journalist und hat mit seinem Buch über die Appeasementpolitik einen beachtlichen Verkaufserfolg erzielt. Nicht zu unrecht: Stilistisch auf ein breites Publikum abgestimmt ist es doch penibel recherchiert, der Autor ist mit seinen Quellen vertraut und erläutert mit historischem Sachverstand den Weg, den die westliche Welt sehenden Auges in Richtung…

George Soros: Für die Verteidigung der offenen Gesellschaft

In diesem letzten Sommer erschienenen Buch hat Soros einige Artikel gesammelt, die er im letzten Jahrzehnt geschrieben hat. Darunter sind Beiträge, die sein philanthropisches Engagement beleuchten (u. a. die Entstehung der Central Europe University (CEU), die ihren Hauptsitz vor kurzem von Budapest nach Wien verlegen musste), wirtschaftspolitische Analysen und ein „konzeptueller Rahmen“, den er als…

Michiko Kakutani: Der Tod der Wahrheit

Trotz beschränkter Zeit ein paar Zeilen zu einem Buch, das sich ein längeres Lob verdient hätte. Kakutani ist nach meinem Dafürhalten die erste, die den Abgesang auf die Wahrheit bis zurück zu den Anfängen der Postmoderne auf überzeugende Weise dargestellt hat, bis zu Derrida, der mit poststrukturalistischen, dekonstruktivistischen Ansätzen schon vor 50 Jahren die Deutungshoheit…

Philip Ther: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent

Dieses Buch ist 2014 erschienen und dadurch schon wieder teilweise überholt. Es analysiert (hauptsächlich) die Revolutionen in Osteuropa von 1989 und die anschließenden politischen und wirtschaftlichen Bemühungen um eine Integration dieser Länder in den europäischen Wirtschaftsraum als auch die dabei angewandten Methoden (es wurden hauptsächlich neoliberale Ideen umgesetzt, allerdings teilweise mit entsprechenden Einschränkungen in Bezug…

Christopher Hitchens: Die Akte Kissinger

Indochina, Chile, Zypern, Osttimor – die Auflistung dieser Länder spricht Bände. Und überall hatte Kissinger seine (dreckigen) Finger drin, war darauf bedacht, seine persönlichen Eitelkeiten zu befriedigen, machte lukrative Geschäfte und all das auf Kosten von unzähligen Menschenleben. Hitchens hat damals (2001) mit dem Buch die Hoffnung verbunden, dass man Kissinger wegen all dieser Verbrechen…

Frank Rudolph: Cyrano de Bergerac. Poet – Fechter – Freigeist – Philosoph

Bis heute gibt es auf Deutsch keine brauchbare Biografie über Cyrano de Bergerac. Der Name selber ist hierzulande kaum bekannt. Fontane, Keller, Kapitän Nemo – ihrer aller Geburtstag wird zelebriert. Natürlich will ich zumindest Fontane und Keller die Ehren nicht vorenthalten, die ihnen zu Teil werden. Aber dass 2019 Cyranos 400. Geburtstag gefeiert werden kann,…

Paul Lendvai: Orbáns Ungarn

Paul Lendvai ist ein österreichischer Journalist mit ungarischen Wurzeln, der 1956 beim Ungarnaufstand unter jenen 200 000 Flüchtlingen war, die es über die Grenze in den Westen schafften. Er gilt als profunder Kenner der politischen Verhältnisse der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten und war jahrelang beim ORF Leiter der Osteuropa-Redaktion; 2010 wurde er mit Vorwürfen konfrontiert, dass er…

Volker Weiß: Die autoritäre Revolte

Die „neue Rechte“ gibt Anlass zu zahlreichen Veröffentlichungen, die aber zumeist ziemlich trivial und wenig geistreich ausfallen. Dies ist beim Buch von Volker Weiß anders: Kein Lamento über den aufziehenden Untergang des Abendlandes oder die Einfalt von Pegida-Teilnehmern, sondern eine konzise Analyse dessen, was diese neue Rechte umtreibt und wo ihre geistigen Väter zu finden…

Michel Eltchaninoff: In Putins Kopf

Ausgehend von dem „philosophischen“ Geschenk, das Putin an 5000 seiner höheren Beamten 2014 verteilen ließ (drei Bücher, in denen seine Vorstellungen des künftigen Russland beschrieben wurden) analysiert der Autor die ideologische Entwicklung des russischen Staatspräsidenten vom überzeugten sowjetischen Kommunisten über den Wirtschaftsliberalen zum orthodoxen, Großmachtsträume hegenden Führer einer neuen konservativen Weltordnung. Eltchaninoff zeigt anhand der…

Michael Lüders: Die den Sturm ernten

Dieses Buch ist eine Art Fortsetzung von „Wer den Wind sät“ und befasst sich besonders mit der Situation in Syrien. Im Gegensatz zu Karin Leukefelds Auseinandersetzung mit dem Thema ist Lüders immer bemüht, eine (natürlich seine) objektive Sicht der Dinge darzustellen. Und nach meinem Dafürhalten gelingt ihm das ganz ausgezeichnet, er ist nirgendwo Partei oder…