Tacitus Redivivus: Die große Trommel

Tacitus Redivivus war eines der Pseudonyme des deutschen Schriftstellers und Journalisten Max Hochdorf. Warum er ausgerechnet Tacitus als Vorbild wählte, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Vielleicht war es, weil er ebenfalls, wie Tacitus, an Hand der Geschichte auch die Gegenwart erklären wollte. Untersuchungen zur Wahl seiner Pseudonyme habe ich keine gefunden. Seine, Hochdorfs,…

Erna Pinner: Curious Creatures – Seltsame Geschöpfe der Tierwelt

Erna Pinner (1890-1987) stammte aus dem jüdischen Großbürgertum von Frankfurt/M. Sie durfte dort, in Berlin und in Paris eine Ausbildung zur Kunstmalerin durchlaufen. Später, als sie mit Kasimir Edschmid zusammen war, begann sie auch zu schreiben und ihre und die gemeinsamen Arbeiten zu illustrieren. 1935 emigrierte sie nach London. Durch Bekannte lernte sie Julian Huxley…

Nicolas Chamfort: Maximes et pensées, caractères et anecdotes [Alle Gedanken, Reflexionen und Maximen]

Nietzsche, als er die Männer aussuchte, die Ida Overbeck, die Frau seines Freundes Overbeck in Basel, übersetzen sollte für das Buch Menschen des XVIII. Jahrhunderts, ließ im letzten Moment Chamfort ersetzen durch Beaumarchais. Dennoch ist Jean Dagen, der Herausgeber des vorliegenden Buchs, der Meinung, dass Chamfort in vieler Hinsicht Einfluss gehabt habe auf eben diesen…

David Wagner: Ein Zimmer im Hotel

Wir kennen das alle: Da erzählt eine Person im Kreis von Freund:innen, Bekannten oder Kolleg:innen von ihrem letzten Urlaub. Unweigerlich wird die Sprache dann auch auf das gebuchte Hotel kommen, das Hotelzimmer und das Hotelfrühstück. Diese Person wird einige herausstechende Merkmale ihres Hotelzimmers schildern, zum Beispiel: „Im Badezimmer hing nur ein winzig kleiner runder Spiegel,…

Nichita Danilov: Vulturii orbi – Die blinden Adler

Rumänische Literatur findet sehr selten ihren Weg auf meinen Schreib- bzw. Lesetisch. Während einem die mitteleuropäische Literatur von allen Seiten zugehalten wird, müsste ich mich für die rumänische aktiv auf die Suche machen. So etwas scheitert bei mir prinzipiell an meiner Faulheit und meiner Vergesslichkeit. Dabei habe ich das Wenige, das ich an rumänischer Literatur…

Henry Purcell, George Benjamin: „Three Consorts“ transkribiert für Kammerorchester / Ralph Vaughan Williams: „The Lark Ascending“ Romanze für Violine und Orchester / Wolfgang Amadeus Mozart: Rondo für Violine und Orchester C-Dur, KV 373 / Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98

Heute abermals im Konzert – und es war alles ein bisschen anders. Das ist an und für sich weder gut noch schlecht, und hier auch nicht wertend gemeint. An Äußerlichkeiten hatte sich zum Beispiel meine Bekleidung geändert; heute war ich eher einer der am schlechtesten angezogenen Männer. À propos Männer: Die Frauen waren zwar gestern…

Heinrich Böll: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Kunstschaffenden in Deutschland im Grunde genommen vor einer grünen Wiese. Man könnte auch sagen: vor einem Trümmerfeld. Weshalb denn in der Literatur als erste neue Richtung das entstand, was man später ‚Trümmerliteratur‘ nennen sollte: Geschichten vom Leben kurz nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, Geschichten vor allem…

Aristoteles – Einführungsschriften

Eigentliche Einführungsschriften, ob in die Philosophie allgemein oder in seine eigene im Speziellen, sind von Aristoteles – vielleicht mit einer Ausnahme, dazu weiter unten – nicht überliefert. Was wir hier vor uns haben, eingeleitet, übersetzt (und wohl auch herausgegeben – auch wenn er nicht als Herausgeber angezeigt wird) von Olof Gigon, sind Texte des Aristoteles,…

Petronius: Satyricon

Man ist sich heute in der Fachwelt so ziemlich einig, dass Petronius, der Verfasser des Satyricon, identisch ist mit Petronius, dem arbiter elegantiae am Hof des römischen Kaisers Nero. Das wirkt nur auf den ersten Blick seltsam, wenn wir überlegen, dass das Satyricon das vielleicht zynischste Werk der antiken römischen Literatur darstellt – und bis…

Italo Calvino: Der Baron auf den Bäumen [Il barone rampante]

Am 15. Oktober 2023 jährte sich der Geburtstag von Italo Calvono zum 100. Mal. Dass ich genau an diesem Tag mit der Lektüre des vorliegenden Buchs begonnen habe, war reiner Zufall. Kein Zufall hingegen wird es wohl gewesen sein, dass die Büchergilde in ihrem Herbstprogramm diesen Roman neu aufgeführt hatte. Es handelt sich um eine…