Robert Walser wird in unserm Blog leider sträflich vernachlässigt. Das liegt, zumindest, was mich betrifft, keineswegs daran, dass ich Walsers literarische Qualitäten gering schätzte. Sondern ganz einfach daran, dass sich mir in den letzten Jahren kaum Anlässe boten, mich wieder mit diesem Schweizer Autor zu beschäftigen. Nun aber bin ich letzthin auf eine Buchempfehlung der…
Kategorie: Biografie
Lebensbeschreibungen
Briefe von und an Hegel. Dokumente und Materialien zur Biografie
Herausgegeben von Friedhelm Nicolin. Hamburg: Felix Meiner, 3. völlig neu bearbeitete Auflage 1977. (= Philosophische Bibliothek 238a). Das Buch stammt bereits aus einer Zeit, als man seine Klassiker zwar noch in Leinen mit Fadenheftung gebunden, aber schon nicht mehr mit farbigem Oberschnitt versehen hat, und als ein Lesebändchen noch nicht als nec plus ultra der…
Harald Kretzschmar: Stets erlebe ich das Falsche. Der alternative Künstlerreport
Noch bin ich ja Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft. Und als solches habe ich vor ein paar Wochen nicht nur die neueste Nummer der Vereins-Zeitschrift erhalten (allerdings beschlossen, dass ich sie hier nicht mehr speziell vorstellen werde), sondern auch praktisch gleichzeitig das hier vorliegende Buch des Pirckheimers Harald Kretzschmar – als eine Art Bonus wohl. Man wird…
Sueton: The Twelve Caesars [dt.: Kaiserviten / OT: De vita Caesarum libri VIII]
(Je nach Übersetzer und Verlag lautet der deutsche Titel auch anders.) Sueton liefert in den Kaiserviten die Lebensbeschreibungen der ersten zwölf römischen Kaiser von Julius Caesar bis und mit Domitian. Die zwölf Beschreibungen sind dabei von einander unabhängig; Sueton wiederholt in einer späteren Beschreibung durchaus Ereignisse, die er bereits beschrieben hat, wenn z.B. der nächste…
Arno Schmidt: Fouqué und einige seiner Zeitgenossen
Ich gehe nicht immer mit seinen Urteilen konform. Zu selbstherrlich wollen sie mir manchmal scheinen, zu apodiktisch. Oft fällt er seine Urteile auch in Unkenntnis wichtiger Details. Er hat einmal irgendetwas über einen Autor gehört und trägt das weiter. Dieses „Irgendetwas“ kann sein Urteil über des Autors Werke gehörig beeinflussen. Im vorliegenden Fall aber bin…
Masha Gessen: Der Beweis des Jahrhunderts
Grigori Perelman hat eine Berühmtheit erlangt, die weit über seinen Fachbereich hinausgeht: Nicht nur, weil er eines der Millenniumsprobleme gelöst hat (die Poincarésche Vermutung), sondern noch mehr durch sein obskures und seltsames Verhalten, das ihn unter anderem die Fields-Medaille (den „Nobelpreis“ für Mathematiker) ablehnen ließ als auch durch die Zurückweisung der von der Clay-Stiftung ausgelobten…
James Fenimore Cooper: Ned Myers
Biografie? Autobiografie? Oder doch Roman? Es ist nicht ganz so einfach, dieses Werk einer Gattung zuzuweisen, denn Coopers Ned Myers oder Ein Leben vor dem Mast weist Züge von mindestens drei Gattungen auf. Autobiografie Ned Myers hat wirklich gelebt, und er hat wirklich erlebt, was in diesem Text erzählt wird. Allerdings konnte Myers zwar ein…
Élisabeth Badinter: Maria Theresia
Laut Klappentext und Wikipedia handelt es sich bei der Autorin Élisabeth Badinter (*1944) um eine ehemalige Professorin für Philosophie an der École polytechnique in Paris. Sie hat offenbar schon früh den (ich zitiere Wikipedia) Beauvoir’schen Feminismus für sich entdeckt. Diese Informationen sind nicht unwichtig für das hier besprochene Buch. Nämlich: 1. Diese Biografie wurde ursprünglich…
Wolfgang Hörner: Laurence Sterne. Widersprüche des Menschseins
Falls sich jemand gefragt haben sollte, warum ich bei der Vorstellung von Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman, Band 1 der neuen, kleinen deutschen Werkausgabe von Laurence Sterne, geschrieben habe, dass sie 3½ Bände umfasse (und dieser Jemand muss sich gefragt haben, denn mich hat keiner gefragt): Dies hier ist der halbe Band. Eine…
Sarah Bakewell: Wie soll ich leben?
Zwanzigmal richtet Bakewell die Frage an Montaigne, wie man denn leben solle – und wird in den Essais fündig, um ebensoviele Antworten geben zu können. Jede dieser Antworten wird zu Abschweifungen benutzt, zu weitergehenden Betrachtungen, und so entsteht daraus eine Biographie Montaignes, es wird – soweit möglich – seine Philosophie deduziert und auch eine Rezeptionsgeschichte…