Mascha Kaléko: Bewölkt, mit leichten Niederschlägen

Mascha Kaléko hatte ihre ersten Erfolge im Berlin der Weimarer Republik. Sie gehörte zu jenen Autor*innen, die – in Abwendung vom aufgeregten Stil des Expressionismus – in Alltagssprache Alltagsprobleme in Verse brachten. Dies immer von einem mehr oder weniger linken, gesellschaftskritischen Gesichtspunkt aus. Später würde die Literaturwissenschaft von der „Neuen Sachlichkeit“ reden. Brecht sprach von…

Paul Éluard: Poèmes

Éluard war wohl von allen Schriftstellern, die der Gruppe der Surrealisten um André Breton anhingen, der begabteste. Als Lyriker gehört er sogar zur ganz großen und wichtigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Schade, ist das Interesse an Lyrik im deutschen Sprachraum so gering, dass aktuell keine einzige deutsche Übersetzung auf dem Markt ist. Dabei sollte gerade…

Arthur Rimbaud: Sämtliche Dichtungen

Arthur Rimbaud hat literarisch betrachtet, von ein paar Schülerarbeiten abgesehen, nur Gedichte verfasst. Insofern könnte dieses vor mir liegende Taschenbuch1) an Stelle von Sämtliche Gedichte auch „Sämtliche Werke“ heißen. Nur die Briefe fehlen – mit zwei Ausnahmen, auf die ich noch kommen werde. Der Herausgeber und Übersetzer hat Rimbauds Gedichte, so weit möglich, chronologisch geordnet…

Edward Young: Night Thoughts [Nachtgedanken]

Formal betrachtet, handelt es sich bei Edward Youngs Nachtgedanken um ein Langgedicht in Blankversen; inhaltlich gesehen, haben wir ein Lehrgedicht vor uns. Denn Edward Young will hier lehren, belehren – über Gott und die Welt, im wahrsten Sinn des Wortes. Anders als sein Kollege Lukrez kleidet er seine Belehrung allerdings in ein (zugegeben: dünnes) literarisches…

Die lasterhaften Balladen und Lieder des François Villon. Nachdichtung von Paul Zech

Kennen Sie Klaus Kinskis Interpretation des Gedichts Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund? Wenn ja, wissen Sie wohl auch, welches Problem im vorliegenden Buch versteckt ist. (Wenn nein: Unbedingt anhören! Einfach auf YouTube nach „Kinski“ und „Erdbeermund“ suchen.) Das heißt: Wenn Sie wissen, welches Problem hier versteckt ist, dann ist es auch schon kein…

Gérard de Nerval: Die Chimären und andere Gedichte

Irgendwie hat es die französische Literatur nicht geschafft, eine eigenständige (und gute, oder mindestens akzeptable!) romantische Bewegung auf die Beine zu stellen. Obwohl der oder die Intellektuelle eine Figur ist, die bis heute nirgends so ausgeprägt existiert wie in Frankreich, fehlte der französischen Romantik schon der theoretisch-poetologisch-philosophische Einstieg, der in Deutschland von Novalis und den…

Guillaume Apollinaire: Liebesgedichte

Das vorliegende schmale Bändchen umfasst etwas mehr als 100 Seiten. Es wird darin ein chronologisch geordneter Querschnitt durch Apollinaires Lyrik gegeben, an Hand seiner Liebeslyrik. Apollinaire war ein großer Autor von Liebesgedichten. Meist waren sie an eine bestimmte Frau gerichtet, in die Apollinaire dann auch tatsächlich verliebt war. In vielen Fällen war diese Liebe aber…

Walther von der Vogelweide: Sämtliche Lieder

Wir wissen wenig bis gar nichts über das Leben des Walther von der Vogelweide. Er lebte an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert im Südosten des Gebiets, das heute „Deutschland“ heisst, vor allem in Thüringen und am Wiener Hof der Babinger. Wiederholt versuchte er eine feste Stellung als Hofsänger oder ein Lehen zu erhalten…

Friederike Mayröcker: lämmchens biscuit

Vorliegendes schmales Büchlein wurde 2021 / 2022 speziell für die Büchergilde zusammengestellt. Es enthält Gedichte / Texte aus folgenden Veröffentlichungen von Friederike Mayröcker: da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete (2020), études (2013), cahier (2014), fleurs (2016) – in der Reihenfolge, wie sie hier abgedruckt wurden. Sie stammen also alle aus den letzten Lebensjahren…

Lautréamont: Les Chants de Maldoror [Die Gesänge des M.]

Ob Isidor Ducasse das Pseudonym (Comte de) Lautréamont selber ausgewählt hat, wissen wir nicht. Wir wissen überhaupt wenig über die Entstehungs- und die Publikationsgeschichte der Gesänge des Maldoror. Ja, wir wissen wenig über den Autor selber. Nachdem der erste Druck des ersten Gesangs noch ohne Autorennamen erfolgt war (es stand einfach drei Sternchen an dessen…