Hugo Schwaller muss ungefähr zur gleichen Zeit wie ich die gleiche Universität besucht haben, was erklären könnte, warum mir sein Name so bekannt vorkommt. Allerdings sagt mir sein Gesicht nichts; normalerweise ist es bei mir umgekehrt: Ich weiß, dass ich einen Menschen schon einmal getroffen habe, wenn ich sein Gesicht sehe – an einen Namen…
Kategorie: Lebenszeugnisse
(Auto-)Biografie & Tagebuch, Briefe & Gespräche
Henry David Thoreau: Walden
Zwei Dinge haben mich dann doch erstaunt im Vorfeld meiner Lektüre von Walden. Zum einen war ich der felsenfesten Überzeugung, wir hätten diesen Text (neben Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat der wichtigste und bekannteste Thoreaus) schon ganz früh in der Existenz unseres Blog besprochen. Meine Blicke ins Inhalts- und ins Schlagwortverzeichnis haben…
Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter [Angela’s Ashes]
Schon seit Jahren verfolgen mich die Augen des kleinen Jungen auf dieser Fotografie – Augen, die halb ängstlich, halb trotzig, genau an der Kamera vorbei blicken. Ich weiß nicht, ob es sich hier um ein Bild des jungen Frank McCourt selber handelt (dafür ist aber die Qualität doch zu gut), ob es ein Standfoto aus…
Marco Polo: Il Milione
Il Milione stellt so etwas dar wie den Ahnherrn aller (europäischen) Reiseberichte. Der venezianische Kaufmann Marco Polo berichtet darin sogar über gleich zwei Reisen. Zuerst, ganz kurz, über die seines Vaters Nicolaos und dessen Bruder Maffeo nach Zentralasien, wo sie den Großkhan trafen, sodann von der späteren Reise, die die beiden kurze Zeit später mit…
Claude Cueni: Script Avenue
Claude Cueni wurde zuerst bekannt als Drehbuchautor für diverse Folgen von deutschen TV-Kriminal-Serien. Daneben schrieb er (zumindest das Drehbuch, vielleicht programmierte er auch selber, so genau weiß ich das nicht) frühe interaktive Computer-Spiele. Später schrieb er drei historische Romane, die sich im weitesten Sinn alle mit dem Thema ‚Geld‘ befassten, und von denen schon der…
Marcel Proust: Die fünfundsiebzig Blätter und andere Manuskripte aus dem Nachlass [Les soixante-quinze feuilles et autres manuscrits inédits]
Was mich an den fünfundsiebzig Blättern am meisten irritiert, ist nicht deren Inhalt sondern deren Überlieferung. Genauer: die Reaktion von Literaturwissenschaft und -kritik auf die Art und Weise, wie die Blätter auf uns gekommen sind. Noch genauer: deren Nicht-Reaktion. Folgendes nämlich ist geschehen, gemäß einer Vorbemerkung ohne Titel auf Seite 7 meiner Ausgabe: 1949 betraute…
Sarah Bakewell: Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten
Von Sarah Bakewell haben wir hier schon ein paar Mal Bücher vorgestellt: Ihr Buch über die französischen Existenzialisten (v.a. Sartre und Beauvoir) gleich zwei Mal – einmal besprochen von scheichsbeutel, das andere Mal von mir. Und auch das vorliegende Buch über Montaigne hat scheichsbeutel ausführlich rezensiert. Dass ich es hier noch einmal tue, hat seinen…
Erich Mühsam: Das seid Ihr Hunde wert!
„Träumer“ nannte Volker Weidermann in seinem gleichnamigen Buch (das wir hier vorgestellt haben) jene Handvoll Männer, allesamt Künstler und Anarchisten, die sich im Frühling 1919 an die Spitze des Freistaats Bayern stellten. „Träumer“, weil keiner von ihnen vorher irgendein politisches Amt inne gehabt hatte. „Träumer“, weil sie in Bayern das anarchistische Ideal einer Räterepublik verwirklichen…
Samuel Johnson: Reisen nach den westlichen Inseln bei Schottland [A Journey to the Western Isles of Scotland]
Lassen wir uns nicht von der heutigen Verwendung und Bedeutung der Wörter ‚Schottland‘ und ‚Reisen‘ in die Irre führen. Mit beiden Wörtern verband man 1773, als Johnson zusammen mit seinem jüngeren Freund Boswell zu seiner Reise nach den Hebriden aufbrach, noch etwas andere Inhalte als heute. Es schwangen Ideen mit, die das heute nicht mehr…
Simone de Beauvoir: Die Unzertrennlichen [Les inséparables]
Zaza (wie sie Simone de Beauvoir nannte), ihr Leben und vor allem ihr Tod, haben die Autorin lange Jahre beschäftigt. Zaza hieß mit bürgerlichem Namen Élisabeth Lacoin und stammte aus einer wohlhabenden katholischen Familie, während die wenige Tage jüngere Simone de Beauvoir aus einer Familie stammte, in der es als normal galt, dass der Vater…