Hugo Ball: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

Nach Dada ist vor Dada. Dies mag sich Hugo Ball gesagt haben, als er 1918 – zwei Jahre, nachdem er das Dadaistische Manifest verfasst hatte – den Roman Flametti veröffentlichte. Denn Flametti ist so Anti-Dada, und damit auch so Vor-Dada, wie nur möglich. 1918 nämlich hatte sich Ball bereits wieder von Dada abgewandt, und seine…

Charles Bukowski: Gedichte die einer schrieb bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang

Ausgaben wie diese haben unser Bild von Charles Bukowski unwiderruflich geprägt. Damit meine ich nicht nur die Gedichte, die sie enthält, als vielmehr die Beilagen: An Stelle eines Vorworts ein Bericht Dirty Old Man in Los Angeles des Übersetzers Carl Weissner von seinem ersten Besuch und Gespräche bei Bukowski irgendwo in Down-Town-Los-Angeles, sowie ein paar…

Michael Schmidt-Salomon & Lea Salomon: Leibniz war kein Butterkeks

Grundfragen der Philosophie behandelt in einem Dialog zwischen Michael Schmidt-Salomon und seiner Tochter Lea Salomon. Und mit dieser Form habe ich so meine Probleme: Ich kann schon das “Großartige” der platonischen Dialoge nur sehr schwer nachvollziehen – und ich halte ein solches Zwiegespräch auch nicht für geeignet, um philosophischen Fragen nachzugehen. Das mag im 4….

Hermann Broch: Die Schlafwandler. Der dritte Roman: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit

Huguenau oder die Sachlichkeit ist noch einmal ganz anders als die beiden ersten Romane der Schlafwandler-Trilogie. So anders in der Tat, dass die andern Romane im Vergleich dazu wie aus einem Guss zu sein scheinen. In Huguenau ist Hermann Broch endgültig in der Moderne angekommen. Der Erzählstrang ist kaleidoskopartig aufgesplittert. Zu Beginn ist es noch…

Leipziger Buchmesse 2019, Sonntag. Oder: Als ein Coffee Table Book meine vorletzte Veranstaltung aus der Agenda gestrichen hat

Um den Titel zu erklären, muss ich kurz ausholen. Ich bin seit geraumer Zeit Mitglied der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Genau gesagt: Letztes Jahr waren es genau 20 Jahre seit meinem Beitritt, wie die Buchgesellschaft (die diesbezüglich besser Buch führt als ich) mir mitgeteilt hat und mir zugleich aus einer Auswahl an Büchern und anderem die Wahl…

Günther Stoll, Rüdiger Vaas: Spurensuche im Indianerland

Eine umfangreiche Studie über das indianische Leben in Nord- und Südamerika, die den Anspruch erhebt, sich nur an Fakten zu orientieren und einen rein naturwissenschaftlichen Zugang verspricht: Bedenklich, dass es einer solchen Versicherung überhaupt bedarf. Doch das Faktenbasierte des Buches steht sich manchmal selbst im Weg: Wenn es etwa um die historische Aufarbeitung der verschiedenen…

Leipziger Buchmesse 2019, Samstag. Oder: Wie sich der Teufel in Luft aufgelöst hat

Eigentlich hatte ich heute drei Veranstaltungen auf dem Radar. Zwei davon am Vormittag auf dem ‹Blauen Sofa›, eine gleich nach dem Mittag am ‹Schweizer Stand›. Eigentlich. Denn zum Glück kam es mir noch in den Sinn, unmittelbar nach dem Betreten der Messe rasch die elektronische Agenda des ‹Blauen Sofas› zu konsultieren. Mein allererster Termin wäre…

Leipziger Buchmesse 2019, Freitag. Oder: Wenn Kara Ben Nemsi auf Kapitän Nemo trifft und Theodor Fontane aufs 21. Jahrhundert

Ich wiederhole mich ungern, aber es ist so: Man wird alt. So habe ich bisher noch kein einziges Mal das Bedürfnis verspürt, das Zentrum von Leipzig anders als für den Besuch einer Messe-Veranstaltung zu betreten. Auch heute war ich nicht dort; die beiden einzigen Veranstaltungen, die ich auf meiner Agenda hatte, fanden direkt auf dem…

Leipziger Buchmesse 2019, Donnerstag. Oder: Warum ich überzeugt bin, dass die Verantwortlichen der Leipziger Buchmesse schon wieder bereuen, jemals Blogger eingeladen zu haben

Man wird alt, habe ich festgestellt. Tatsächlich bin ich schon gestern zur Leipziger Buchmesse angereist; aber dieses Jahr verspürte ich keinerlei Bedürfnis, meine Anreise in einem separaten Blogeintrag zu schildern. (Es hat sich diesmal auch absolut nichts Verzeichnenswürdiges ereignet.) Nun bin ich also schon mehr als einen Tag hier in Leipzig und habe sogar meinen…

Walter Kappacher: Morgen

In mehreren, parallel verlaufenden Erzählsträngen wird das Leben eines jungen Mannes geschildert, der sich seinen Unterhalt in einer Werbeagentur verdient. Und der davon träumt, diese Pflichten abschütteln zu können, um sich auf das Wesentliche und Wichtige konzentrieren zu können. Aber schon an den Wochenenden, während des Urlaubs (oder aber während eines Krankenstandes) spürt er die…