Dies ist Buchans dritter Roman mit Richard Hannay als Protagonisten. 1918 erschienen, spielt er wie sein Vorgänger Greenmantle während des Ersten Weltkriegs (während der erste Hannay-Roman, The Thirty-Nine Steps, noch unmittelbar vor dessen Ausbruch angesiedelt ist). Allen drei Romanen ist gemeinsam, dass Hannay mehr oder weniger im Dienste Seiner Majestät deutsche (Spionage-)Komplotte zunichte macht.
Überhaupt teilt sich Roman 3 viele Merkmale mit seinen beiden Vorgängern. Es ist, wie wenn Buchan einzelne Teile übernommen und neu gemischt hätte. Im ersten Roman stolpert Hannay noch zufälligerweise über einen deutschen Spionagering, dessen Erfolg nur in extremis aufgehalten werden kann. Die ganze Handlung spielt auf englischem bzw. auf schottischem Boden. Im zweiten Roman reist Hannay in einer Art Bogen quer durch Europa, um schließlich auf türkischem Boden den deutschen Plan, die islamischen Völker des Nahen und Mittleren Ostens gegen Großbritannien aufzubringen, ebenfalls in letzter Minute zu stoppen. In diesem zweiten Roman findet Hannay Hilfe von einigen Freunden aus früherer Zeit.
Ein paar dieser Freunde stehen ihm auch im dritten Roman wieder bei. Da sind vor allem Peter Pienaar zu nennen, ein „weißer Jäger“ und Freund schon aus Hannays Zeiten in Südafrika, und John Blenkiron, ein US-amerikanischer Geschäftsmann, der als erbitterter Gegner eines Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg posiert, in Tat und Wahrheit aber für den britischen Geheimdienst arbeitet.
Auch was die Schauplätze des dritten Romans betrifft, hat sich Buchan für eine Mischung aus den beiden Vorgänger-Romanen entschieden. Die erste Hälfte spielt vorwiegend in Cotswolds, einer idyllischen Gegend in Südwest-England und in Schottland. Irgendwie gelingt es Buchan besser, das Publikum diese Welt spüren zu lassen als die schematisch geratenen Gegenden des zweiten Teils, wo Buchan wie schon in Greenmantle in Europa herumreist. (Nebenbei war das Fehlen jedweder britischen Landschaft schon im zweiten Roman ein großer Minuspunkt.) Hannay versteckt sich dieses Mal zwar nicht auf Feindesgebiet, sondern er reist in Frankreich und in der Schweiz auf der Spur eines deutschen Spionagerings.
Denn auch das hat Buchan von früheren Büchern mit Hannay übernommen – dieses Mal vom ersten: Abermals ist ein überaus erfolgreicher deutscher Spionagering auf englischem Boden tätig. Und abermals wird Hannay, unterdessen Brigade-General mit guter Aussicht auf eine weitere Beförderung, von der Front abberufen. In diesem Buch hier aber korrigiert Buchan den Fehler, den er im zweiten gemacht hat, wo es wie eine seltsame Inkompetenz des britischen Geheimdiensts wirkt, wenn man den Mann, der gerade einen Spionagering ausgehoben hat, einfach an der Front verbrät. Denn dieses Mal gibt Hannay offiziell zu Protokoll, dass er das Führen einer Truppe an der Front einer geheimdienstlichen Tätigkeit bei weitem vorzieht.
Dafür aber leistet sich der britische Geheimdienst in diesem Buch einen anderen, vielleicht noch schlimmeren Lapsus: Hannay wird in eine Künstlerkolonie mit pazifistischen Neigungen eingeschleust, weil der Geheimdienst vermutet, dass einer der Männer dort in Tat und Wahrheit ein deutscher Spion ist. Bei einem Luftangriff der Deutschen verliert einer tatsächlich die Kontrolle und Hannay erkennt an einem physischen Tick den Mann wieder, dem er schon im ersten Buch begegnet war, den er verhaften ließ und den er unterdessen mit seinen Komplizen standrechtlich erschossen glaubte. Erst jetzt, und erst auf explizite Nachfrage Hannays, gibt der Chef des Geheimdiensts zu, dass einer dieser Männer seinerzeit spurlos aus dem Gefängnis verschwunden war. (Natürlich hat Buchan das Ganze literarisch absichtlich so aufgebaut, um Spannung zu erzeugen: Nunmehr wissen wir, dass wir abermals einem Schlagabtausch zwischen zwei Männern zuschauen dürfen, die sich in Sachen Gewitztheit und als Verkleidungskünstler nichts nachgeben.)
Auch beim Show-Down, als der deutsche Spion abermals gefasst wird (und dieses Mal endgültig), lässt der britische Geheimdienst dies durch den US-Amerikaner Blenkiron besorgen, der sich plötzlich als noch schlauer erweist als Hannay und der Deutsche zusammen genommen. Dass der Deutsche panische Angst vor Geschützen und Geschossen hat, bringt Hannay auf den Gedanken, ihn nicht der Justiz zu überstellen, sondern mit sich zurück an die Front zu nehmen – wo er tatsächlich einen Nervenzusammenbruch erleidet. Dass der Geheimdienst diese Form von Selbstjustiz offenbar durchlässt, stimmt einen nachdenklich.
Allerdings ist zu sagen, dass gerade diese Passagen, die Gefechte auf französischem Boden, zu den eindrücklichsten gehören, die Buchan verfasst hat. Obwohl er selber meines Wissens nie an der Front war (er war zu alt), vermag er hier das Grauen kriegerischer Handlungen in moderner Zeit eindrücklich wiederzugeben.
Etwas anderes Neues hat Buchan im dritten Buch um Hannay noch eingefügt. Es gibt jetzt einen Love-Interest: eine junge (sehr junge) Frau, die ebenfalls für den britischen Geheimdienst tätig ist. Sie war schon in der pazifistischen Künstlerkolonie aktiv und ist eine Zeitlang Hannays „Verbindungsoffizier“ zum Geheimdienst. Hannay verliebt sich in die halb so alte Frau – wie auch sein Gegenpart. Am Schluss ist aber klar, dass der Brite die Britin kriegt, und ich vermute, dass damit für John Buchan die Figur des Richard Hannay eigentlich abgehandelt war. Hannay kriegt eine Frau und der Krieg war sowieso zu Ende. Eine weitere Tätigkeit in Spionage oder Gegenspionage wäre zwar möglich gewesen, hätte aber wohl kaum breiteres Interesse zu wecken vermocht. Erst zur Zeit des Kalten Kriegs sollte das mit James Bond wieder Spannung erzeugen können.
Zum Titel des Buchs noch eine Anmerkung: Während sich die Deutschen mit Zeilen aus Goethe-Gedichten vor einander ausweisen, verwendet die Gruppe um Hannay eine bestimmte Ausgabe des Buchs The Pilgrim’s Progress von John Bunyan. Orte oder Personen werden mit Decknamen bezeichnet, die Orte oder Personen in diesem Buch bezeichnen. Mr Standfast ist dabei eine Nebenfigur, ein zwar standfester Christ, aber ohne herausragende Merkmale. In seiner Bescheidenheit – meint Hannay – hat Peter Pienaar diesen Namen für sich übernommen. Als er dann in einer Kamikaze-Aktion einen feindlichen Flieger zum Abstürzen bringt, indem er ihn in der Luft mit seiner eigenen Maschine rammt, wird er beim Begräbnis von Hannay aber mit Mr Valiant-for-Truth gleich gesetzt, ebenfalls einer Figur aus The Pilgrim’s Progress, ein Christ, der von den Heiden verbrannt wird und so die Märtyrerkrone erhält. (Die Idee, ein vor allem in Großbritannien – dort aber in hohem Maß! – bekanntes Buch als Grundlage des eigenen Code zu nehmen, ist ja so übel nicht. Aber hier rutscht Buchan doch in Schmalz und Kitsch ab. Abgesehen davon, dass eine Gleichsetzung von Religion und Patriotismus stattfindet, die nur in Anbetracht eines gerade überstandenen vierjährigen Kriegs halbwegs akzeptiert werden kann.)
Alles in allem lässt sich sagen, dass – zuerst mit der Schilderung des Idylls in England, dann mit der des Grauens an der Front – Buchan literarisch seine beiden ersten Bücher bei weitem übertroffen hat, was mir zumindest über offensichtliche logische Löcher und den Kitsch in der Handlung hinweg geholfen hat. Weltliteratur ist es nicht, aber man kann sich (mit Einschränkungen) doch amüsieren.