Jean Bodin: Über den Staat

Über den Staat nennt sich meine Auswahlausgabe aus den Six Livres de la République (1568), die (zum ersten Mal 1976 – vor mir liegt ein Nachdruck von 2011) von Gottfried Niedhart bei Reclam herausgegeben wurde*). Niedhart war dabei nicht nur Herausgeber, er hat auch selber übersetzt, überhaupt die Auswahl getroffen und ein Nachwort verfasst. Letzteres,…

Giordano Bruno: Über die Ursache, das Prinzip und das Eine

Vorliegender Text besteht aus fünf Dialogen – wobei der erste mit den übrigen wenig zu tun hat, sondern eine Art Replik darstellt auf die Rezeption eines früheren Werks von Bruno. Er ist höchstens diesbezüglich interessant, als Bruno nicht sehr freundlich (um nicht zu sagen: gehässig) mit seinen Kritikern umgeht. Zwar ohne einen beim Namen zu…

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise

Nathan der Weise wieder zu lesen, bedeutet für mich so etwas, wie nach einer langen Reise wieder nach Hause zu kommen. Alles ist vertraut und doch immer ein bisschen anders, als man es noch in Erinnerung hatte. Ich gebe zu: Das ist natürlich das Merkmal jeden guten Texts – die Vertrautheit des Nathan aber rührt…

Michel de Montaigne: Essais. Livre second

Das zweite Buch der Essais beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Im ersten Kapitel spricht Montaigne von der Inkonsistenz in unseren Handlungen, man könnte auch von einer Inkonsequenz ausgehen. Tatsächlich ist das etwas, das sehr häufig nur im täglichen Leben anzutreffen ist, wie auch Montaigne ausführt: Man benimmt sich heute so, morgen (ja, in einer halben…

Richard Saage: Politische Utopien der Neuzeit

Es bereitet mir gerade etwas Mühe, viel Gescheites zu diesem Buch zu sagen. Richard Saages Politische Utopien der Neuzeit ist 1990 zum ersten Mal erschienen. (Es gibt eine zweite Auflage aus dem Jahr 2000; dort wurde aber meines Wissens nur das Vorwort erweitert mit ein paar Antworten auf die Kritiken am Buch. Vor mir liegt…

Stanisław Lem: Sterntagebücher

Lem für Neu-Einsteiger… Tatsächlich würde ich, wenn mich jemand fragte, mit welchem Buch er oder sie in das riesige Universum der Lem’schen Schriften einsteigen solle, ohne zu zögern die Sterntagebücher des Ijon Tichy empfehlen. (Es hat mich nur bisher noch niemand gefragt.) Ich halte Lem nicht nur für den witzigsten Autor von Science Fiction, sondern…

Francis Bacon: Neu-Atlantis

Als letzte Staatsutopie figuriert in meinem Rowohlt-Sammelband Neu-Atlantis des englischen Juristen und Staatsmanns Francis Bacon. „Jurist und Staatsmann“: Das klingt, als würde hier einer schreiben, der die Materie, ebenso wie Morus, aus dem ff kennt. Dennoch halte ich die Klassifizierung von Neu-Atlantis als Staatsutopie für zweifelhaft. Sie kann zumindest nicht ohne Interpretationen und Interpolationen des…

Menschheitsdämmerung

Anthologien, also Sammlungen von Texten verschiedener Autoren, kann man grob in zwei Kategorien einteilen: Da sind die Anthologien, die Texte zu einem bestimmten Thema vereinen. Häufig werden diese Texte von der Herausgeberschaft mit eigenen Überleitungen eingeführt, kommentiert. Sie dienen oft universitärem Gebrauch, als Reader für ein- oder weiterführende Veranstaltungen zu eben diesem Thema. Seltener verwendet…

Michel de Montaigne: Essais. Livre premier

Kann man Michel de Montaignes Essais so hintereinander weglesen, wie er sie veröffentlicht hat? Doch , halt – nein! So gestellt, ist die Frage sinnlos, denn mein Beispiel zeigt, dass man es kann. Die Frage sollte vielmehr lauten: Ist es zweckmäßiger, die Essais selektiv zu lesen, immer mal wieder den einen oder anderen hervorzusuchen, je…

Tommaso Campanella: Sonnenstaat [La Città del Sole / Civitas Solis]

Campanellas Utopie findet man in der Rezeptionsgeschichte – wo sie denn überhaupt rezipiert wird – auch sinngemäß als „Produkt einer überhitzten Phantasie eines Mönchs“ apostrophiert. Damit wird angespielt auf den Umstand, dass Campanella ein Dominikaner war, der nach einer gescheiterten Revolte, an der er sich beteiligt hatte, lange Zeit im Kerker saß und offenbar auch…