Arno Schmidt: Die Gelehrtenrepublik

Gefragt, welches Buch ich als Einstieg in das Arno Schmidt-Universum vorschlagen könnte, würde ich wohl diesen Roman hier an zweiter Stelle erwähnen. Wir finden hier zwar durchaus auch Schmidt-typische Merkmale wie den am Mündlichen orientierten Sprachstil und eine eigenwillige Orthographie, aber es ist vielleicht das Buch, in dem er sich diesbezüglich am meisten zurücknimmt. Und…

Ingrid Bachér: Das Paar

Es ist unmöglich, und mein innerstes Leben empört sich, wenn ich denken will, als verlören wir uns. Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in allen Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir einmal wiederzubegegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald. – Hölderlin, Hyperion S. 5 So lautet…

Jean Paul: Levana

Wer im Internet nach „Levana“ sucht, wird wahrscheinlich auf dieselben drei oder vier Suchresultate stoßen wie ich. Da ist zunächst eine der vielen minderen Gottheiten der alten Römer, Levana. Dann ein schlecht verkleideter Verein von Impfschwurblern, der sich anheischig macht, Elternstammtische dazu gründen zu helfen. Dann findet man eine Heilpflege- und Erziehungsanstalt in Baden bei…

Robert Louis Stevenson: In the South Seas [In der Südsee]

Untertitel: Being an account of experiences and observations in the Marquesas, Paumotus and Gilbert Islands in the course of two cruises, on the yacht Casco (1888) and the schooner Equator (1889). Erstmals erschienen 1890, vor mir liegt eine Ausgabe der Folio Society von 2004, mit Illustrationen von Nick Hardcastle. Abgesehen von Stippvisiten in Australien und…

Jacob Burckhardt: Griechische Kulturgeschichte

Auch dieser Text gehört, wie die Weltgeschichtlichen Betrachtungen des gleichen Autors, zu jenen Schriften, die nach seinem Tod von seinem Neffen und Nachlassverwalter nach Jacob Oeri gefunden und – entgegen dem ausdrücklichen Auftrag des Toten – nicht vernichtet sondern postum publiziert wurden. Auch hier handelte es sich um die Vorlage zu Vorlesungen; allerdings hatte Jacob…

Heinrich Heine: Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem, nebst kuriosen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst.

Er wolle durchaus nicht in Konkurrenz treten zu Goethe und ihn auch nicht kritisieren, wie es zum Beispiel August Klingemann getan habe, schreibt Heine selber in seiner Einleitenden Bemerkung. Tatsächlich war es offenbar so, dass er eine Anfrage aus London erhielt, ob er nicht den Stoff zu einem Ballett liefern könne. Was er denn auch…

Bella Figura

Vier Choreographien des gebürtigen Pragers Jiří Kylián standen gestern auf dem Programm des Opernhauses Zürich. Es handelt sich dabei um eine Art Retrospektive von dessen Werk; es sind nämlich Choreographien aus den Jahren zwischen 1986 und 1995 vertreten. Den Anfang des Abends wurde mit Bella Figura gemacht, der jüngsten Arbeit Jiří Kyliáns (eben: 1995) und…

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Nussknacker und Mausekönig

Man kennt Tschaikowskis Ballett unter dem Namen Der Nussknacker. Dass ich den Titel des zu Grunde liegenden Serapionsbrüder-Märchens von E. T. A. Hoffmann verwende, liegt daran, dass es auch das Opernhaus Zürich für seine diesjährige Aufführung so macht. In seinem Waschzettel gibt das Opernhaus den Grund dafür an: Tschaikowski lernte den Stoff nur in bearbeiteter…