Frank Martinus Arion: Doppeltes Spiel

Curaçao – natürlich nicht der (meiner Meinung nach grauslich schmeckende) Likör, der gar nichts mit der Insel zu tun hat – ist der Schauplatz dieses Romans von 1973. Er soll damals der erste gewesen sein, bei dem wirklich alle Haupt- und Nebenfiguren von dunkler Hautfarbe waren. Frank Martinus Arion war selber Schwarzer und stammte aus…

Jane Austen: Mansfield Park

Bei Mansfield Park handelt es sich um Jane Austens wohl problematischsten, auf jeden Fall aber seltsamsten Roman. Dieser ihr dritter Roman erschien 1814, wie die beiden Vorgänger anonym, aber mit Hinweis darauf, dass er by the author of „Sense and Sensibility“ and „Pride and Prejudice“ sei. Das Publikum mochte den Roman offenbar, schon 1816, also…

Mario Vargas Llosa: Die große Versuchung

Le dedico mi silencio (so der Originaltitel dieses Werks) sei sein letzter Roman, lässt Mario Vargas Llosa in einer kurzen Nachschrift am Ende des Buchs verlauten, um weiter zu fahren: Ich würde jetzt gern einen Essay über Sartre schreiben, in jungen Jahren war er mein Lehrmeister. Es wird das Letzte sein, was ich schreibe. Offen…

Ruth Rehmann: Illusionen

1958 las Ruth Rehmann aus einem Kapitel dieses Romans an der Tagung der Gruppe 47. Sie landete damit schließlich auf dem zweiten Platz – der Preis der Gruppe ging an einen jungen Mann, den man bisher eigentlich nur als Lyriker kannte und als Bildhauer: Günter Grass mit seiner Blechtrommel. Als sie im folgenden Jahr den…

Kettly Mars: Kasalé

Kasalé ist ein kleines Dorf auf Haïti. Dort lebt Antoinette. Sie ist alt, uralt. So alt, dass niemand – auch sie selber nicht – noch weiß, wie alt sie wirklich ist. Doch nun, fühlt sie selber, geht es ans Sterben. Aber bevor sie stirbt, muss sie noch zwei Aufgaben erledigen. Denn Antoinette ist nicht irgendwer….

Jane Austen: Pride and Prejudice [Stolz und Vorurteil]

Vielleicht renne ich ja mittlerweile offene Türen ein und es hat sich herumgesprochen, dass Jane Austen nicht einfach nur Liebesromane geschrieben hat. Ja, ihre Romane handeln immer auch von Liebe – und noch mehr von Heiraten. Aber primär muss man ihre Romane als Gesellschaftsromane auffassen, ja als gesellschaftskritische Romane. Das hängt alles zusammen und hat…

Thornton Wilder: Theophilus North

Wilder habe ich damals am Gymnasium kennen gelernt, als eine auf Schulaufführungen spezialisierte Truppe für die ganze Schule Our Town (Unsere Stadt) aufführte. Natürlich hatten wir vorher das Stück im Unterricht besprochen, und wir waren ganz stolz darauf, ein (na ja: einigermassen) „modernes“ Stück gelesen, besprochen und gesehen zu haben. Denn Our Town galt damals…

Choderlos de Laclos: Gefährliche Liebschaften [Les liaisons dangereuses]

Offiziere in der königlich-französischen Armee des 18. Jahrhunderts hatten – wenn nicht gerade Krieg war – meistens recht viel Freizeit, in der sie mehr oder weniger treiben konnten, was sie wollten. Viele fühlten sich dann zu literarischer Produktion getrieben. Sie versifizierten, was das Zeug hielt, und oft wurden diese Verse auch veröffentlicht. Geld hatte man…

Bernhard Kellermann: Der 9. November

9. November 1918, das war das Datum, an dem die Arbeiterrevolutionen, die im Deutschen Reich schon in anderen Städten aufgeflackert waren, auf Berlin übergriffen, was nun den endgültigen Untergang des deutschen Kaiserreichs nach sich zog. Schon seit längerem waren in dieser und jener Stadt Revolutionen ausgebrochen, diese hier war eine zu viel. Das (zu dem…

Oskar Loerke: Der Oger

Als erstes möchte ich meiner Freude Ausdruck geben darüber, dass es noch immer Institutionen gibt, die dafür besorgt sind, dass auch ältere Literatur jenseits des gerade gültigen Kanon wieder aufgelegt und so neuen Generationen zugänglich gemacht wird. Und meiner Freude darüber, dass es noch immer Verlage gibt, die (auch) solche Werke auf den Markt bringen….