Conrad Ferdinand Meyer: Plautus im Nonnenkloster

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Schweizer Literatur-Institutionen zu bescheiden sind. (Oder fehlt es ihnen an Ressourcen? Ist es ihnen einfach egal?) Denn während uns von Deutschland her schon seit Mitte des Jahres 2024 der 150. Geburtstag Thomas Manns um die Ohren gehauen wird, selbst der ebenfalls 150. Rilkes nicht vergessen wurde, habe ich bisher…

Jean-Paul Sartre: L’existentialisme est un humanisme

Kurz nach der Befreiung Frankreichs wurde in Paris ein Club gegründet mit dem Namen Maintenant („Jetzt“). Am 29. Oktober 1945 – der Zweite Weltkrieg war also gar noch nicht so lange her – hielt Jean-Paul Sartre dort eine Lesung zum Thema: L’existentialisme est-il un humanisme? („Ist der Existenzialismus humanistisch?“ – wir können im Deutschen eigentlich nicht von…

Jules Verne: L’île à hélice [Die Propellerinsel]

Von den Romanen Jules Vernes, die ich gelesen habe, ist nicht jeder, was ich „spannend“ nennen würde. Es hat aber noch jeder einen Punkt aufzuweisen, der ihn für meine Begriffe zumindest „faszinierend“ erscheinen lässt. (Zugegeben: Ich habe bei weitem nicht alle Romane dieses Vielschreibers gelesen, nicht einmal alle berühmten.) Auch finde ich Vernes Imagination in…

Mario Vargas Llosa: Die große Versuchung

Le dedico mi silencio (so der Originaltitel dieses Werks) sei sein letzter Roman, lässt Mario Vargas Llosa in einer kurzen Nachschrift am Ende des Buchs verlauten, um weiter zu fahren: Ich würde jetzt gern einen Essay über Sartre schreiben, in jungen Jahren war er mein Lehrmeister. Es wird das Letzte sein, was ich schreibe. Offen…

Heinrich Heine: Die romantische Schule

Heine gibt an, dass er diesen Essay auf Französisch geschrieben habe für sein französisches Publikum und ihn dann später ins Deutsche übersetzt. Das mag für Teile stimmen, stimmt aber sicher nicht fürs Ganze, sonst würden wir nicht solche Sätze finden wie den, in dem er sein französisches Publikum fragt, wie die Passionsblume auf Französisch heiße,…

«Kettly Mars – Vodou, Literatur und Kasalé»

Nicht ganz 4½ Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal einer Lesung beigewohnt habe – eine lange Zeit, die nicht nur (aber auch) durch die Pandemie zu erklären ist. Nun aber war ich vergangenen Mittwoch wieder einmal an einer Lesung. Sie fand wie jene vor 4½ Jahren in Zürich statt, dieses Mal als…

Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel

Als Untertitel zu diesem Buch steht schon auf dem Schutzumschlag: Die neue Biographie. Was zur – von Flasch nicht beantworteten (jedenfalls habe ich keine Antwort gefunden) – Frage führt: Welches wäre denn die alte gewesen? Vielleicht Roskoff, den er in den Literaturangaben zur eigenen Einleitung aufführt, dann aber nirgends zitiert, wenn ich das richtig gesehen…

Thomas Mann: Der Zauberberg

100 Jahre werden es dieses Jahr (2024) seit der ersten Veröffentlichung des Romans Der Zauberberg. Der Text polarisierte schon früh. Das lag zunächst einmal daran, dass Thomas Mann in verschiedenen Gestalten des Zauberberg Freunde, Bekannte oder einfach nur Prominente karikierte, was nicht alle Betroffenen schätzten. Der Oberarzt des Sanatoriums, in dem praktisch der ganze Roman…

Heinrich Böll: Irisches Tagebuch

Genau genommen handelt es sich beim vorliegenden Buch nicht um ein Tagebuch. Und auch um keinen Reisebericht. Zwar liegt mindestens eine Reise Bölls nach und in Irland dem Buch zu Grunde, und ich nehme an, dass Böll sich unterwegs auch Notizen gemacht hat, aber Reise und Notizen hat er verwendet, um in deutschen Zeitungen ein…

Paola Morpheus: Just Mary

Graphic Novels (oder, im vorliegenden Fall, im Grunde genommen Graphic Short Stories, wenn nicht gar Graphic Aperçus) werden hier relativ selten besprochen. Als mir aber die Pressereferentin des Verlags Edition Faust in einem Mail dieses Buch als Rezensionsexemplar anbot mit den Worten so hat man Maria von Nazaret noch nicht gesehen: Auf der Jagd nach…