Helmut Ortner: Widerstreit. Über Macht, Wahn und Widerstand

Bericht zur Lage der Nation wurde in der Zeit des Kalten Kriegs ein Ritual genannt, das der Bundeskanzler der BRD zusammen mit dem Bundestag einmal jährlich durchführte, und das vor allem das Verhältnis der beiden deutschen Staaten betraf. Nachdem 1989 die DDR an die BRD angeschlossen worden und somit der Anlass dazu hinfällig geworden war,…

Lukrez: De rerum natura

Über nichts Geringeres als Über die Beschaffenheit der Welt will Lukrez in diesem sechsbändigen Lehrgedicht schreiben. Er folgt dabei dem Lehrer seiner Schule, Epikur, ziemlich genau. Jedenfalls kann man selbst bei den wenigen noch überlieferten Schriften Epikurs nachweisen, dass er den einen oder anderen Ausschnitt daraus übersetzt und in sein Lehrgedicht übernommen hat. De rerum…

Dieter Birnbacher: Schopenhauer

Eine Einführung – so der Untertitel. Um genau zu sein gibt Birnbacher auf den rund 185 Seiten dieses kleinen Reclam-Büchleins nicht nur eine Einführung in Schopenhauers Werk (sein Leben bleibt – mit Ausnahme einer kurzen Zeittafel ganz am Schluss – außen vor), er versucht gleichzeitig, die Aktualität von Schopenhauers Denken aufzuweisen. Das tut er, indem…

Robert A. Heinlein: Stranger in a Strange Land [Fremder in einer fremden Welt]

Mit diesem Roman schaffte Heinlein den Sprung aus dem Bezirk der reinen Science-Fiction-Literatur in den so genannten Mainstream. Er war bereits ein sehr bekannter Mann in der Science-Fiction-Community, vor allem in den USA natürlich. Nun nahmen ihn auch Nicht-Science-Fiction-Leser wahr. Das alles geschah aber keineswegs plötzlich – im Gegenteil: Im ersten Jahr seiner Existenz verkaufte…

Sam Harris: Das Ende des Glaubens

Harris gehört zu den bekanntesten Atheisten und wird gerne in einem Atemzug mit Richard Dawkins, Daniel Dennett oder Christopher Hitchens genannt. Das vorliegende Buch erreichte enorme Auflagezahlen, ist aber auf verstörende Weise intellektuell inkonsistent, was wohl auch einer philosophischen Selbstüberschätzung des Autors geschuldet ist. Im ersten Teil kritisiert Harris die beiden großen Buchreligionen Christentum und…

Mark Twain: Dem Äquator nach [Following the Equator]

Samuel Langhorne Clemens, der sich als Autor „Mark Twain“ nannte, hielt sich zeit Lebens für einen großartigen Geschäftsmann. Leider bestätigten die Fakten seine Meinung nicht: So hatte er einen Verlag gegründet, zunächst einmal in der Absicht, die Einkünfte aus den eigenen Büchern nicht mehr mit einem fremden Verleger teilen zu müssen. Da aber der Verlag…

Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums

Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, das heißt vermutlich, der Mensch schuf Gott nach dem seinigen. Dieser Satz fasst das wichtigste Argument von Ludwig Feuerbachs Das Wesen des Christentums sehr gut zusammen. Er stammt nur leider nicht von Feuerbach, sondern ist bereits zwischen 1773 und 1775 von Lichtenberg in einem seiner Sudelhefte niedergeschrieben worden…

Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert

Viel von dem, was Harari hier beschrieben und erörtert hat, findet sich auch in den “Lektionen” wieder. Oft geistreich, auch durchdacht, analysiert er die “technologische Herausforderung”, vor der die Menschen stehen (wenn mir auch seine Angst vor den allgegenwärtigen, uns ausspähenden Algorithmen manchmal etwas übertrieben erschien), die Implikationen, die eine KI-Zukunft auf politische, freiheitliche oder…

Pierre Bayle: Historisches und kritisches Wörterbuch [Dictionnaire historique et critique]

Rationalismus? Skeptizismus? Oder doch Fideismus? Auch nach beinahe 700 Seiten Lektüre im Historischen und kritischen Wörterbuch von Pierre Bayle wüsste ich nicht, welches ‘System’ ich dem Autor zuordnen sollte, wenn es denn nur ein einziges sein dürfte. Denn Bayle scheint gar fürchterlich zu schwanken. Dabei galt Bayle schon sehr rasch als früher Aufklärer. Vor allem…